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FC-Hinrunden-Zeugnis Teil II40-Millionen-Mann und Königstransfer stechen heraus

Said El Mala und Jakub Kaminski jubeln gegen Hamburg.

Said El Mala und Jakub Kaminski haben die Offensive des 1. FC Köln in der Bundesliga-Hinrunde getragen. 

Nach einer Hinrunde mit Höhen und Tiefen atmet der 1. FC Köln aktuell in der Winter-Pause durch. Zeit, zurückzublicken auf die erste Saisonhälfte: Das EXPRESS.de-Halbjahres-Zeugnis für die Offensive.

Der 1. FC Köln hat im Sommer die umjubelte Rückkehr in die Bundesliga gefeiert. Der Aufstiegskader wurde auf links gedreht und mit Lukas Kwasniok übernahm ein neuer Trainer.

Die Euphorie war gewaltig, der Start verheißungsvoll. Mit der Derby-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach kam allerdings der Bruch. Der FC wartet seit sechs Spielen auf einen Sieg, holte seit Anfang November lediglich zwei Punkte. Dennoch schließt die Kwasniok-Elf das Jahr auf Platz elf der Tabelle ab – sehr respektabel für einen Aufsteiger.

Die kurze Winterpause bietet Zeit für das große Zwischen-Zeugnis! EXPRESS.de hat den Kader unter die Lupe genommen und Noten verteilt. Im zweiten Teil geht es um das Mittelfeld und den Angriff.

Diese Noten verdienten sich die Offensivkräfte des FC

Isak Johannesson (22)

Die Erwartungen an ihn waren groß vor der Saison. Der Isländer kam mit der Empfehlung von elf Toren und sechs Vorlagen aus Düsseldorf ans Geißbockheim. Thomas Kessler ließ sich die Dienste des Mittelfeldspielers satte 5,5 Millionen Euro kosten. Nach 15 Spielen muss man festhalten, dass Johannesson noch vieles schuldig geblieben ist. Er tut sich noch sichtlich schwer mit dem höheren Bundesliga-Niveau. Der Sprung aus der 2. Liga fällt selbst einem versierten Spieler wie ihm schwer. Bis auf das Tor in Wolfsburg ist ihm in der Liga offensiv noch nicht sonderlich viel gelungen. Folgerichtig verpasste ihm Kwasniok zwischenzeitlich eine Denkpause. Er wirke „überspielt“, sagte der Trainer zu den Gründen. Dennoch bringt der Nationalspieler alles mit, es braucht lediglich noch etwas Geduld. 

EXPRESS.de-Note: 4


Florian Kainz (33)

Der dienstälteste FC-Profi feierte gegen Bremen sein 200. Spiel mit dem Geißbock auf der Brust. Seit sieben Jahren steht der Mittelfeldspieler nun schon am Geißbockheim unter Vertrag und gehört damit in der Vereinshistorie zu den Top-50-Spielern mit den meisten Einsätzen. In dieser Saison muss sich der Routinier allerdings mit einer neuen Rolle anfreunden. Kainz ist unter Kwasniok nur noch Joker, mehr als 20 Minuten sind für ihn in der Regel nicht mehr angedacht. Einer der wenigen Ausnahmen war gegen den HSV. Da spielte er von Anfang an und glänzte sogar mit einem Tor. Eine Woche drauf gegen Gladbach war der Zauber allerdings wieder vorbei. Seitdem spielt er selten bis gar nicht. Der Österreicher klagt aber nicht und stellt sich in den Dienst der Mannschaft. Im Sommer endet sein Vertrag. Es könnte die Zeit sein für eine letzte neue Herausforderung in seiner tollen Karriere.

EXPRESS.de-Note: 4


Jakub Kaminski (23)

Bei seiner Verpflichtung hat wohl kaum ein FC-Fan Luftsprünge gemacht. Der Pole, einst in der Heimat als Wunderkind gefeiert, stagnierte zuletzt in Wolfsburg und schien sich dort in einer Sackgasse zu befinden. Doch die Kölner Verantwortlichen erkannten das enorme Potenzial des Angreifers. Mit dieser Einschätzung lagen sie goldrichtig, denn Kaminski entpuppt sich bislang als Königstransfer. Der Nationalspieler begeistert mit seinem Tempo-Spiel, seinen Dribblings und seinem starken Abschluss. Wann immer er am Ball ist, hat man das Gefühl, gleich passiert etwas Gefährliches. Er und El Mala haben die Kölner Offensive bislang getragen. Umso ärgerlicher war es, dass Kaminski in einigen Spielen nicht auf der Lieblingsposition zum Einsatz kam. Weil er seinen „besten Spieler“ unbedingt auf dem Platz haben wollte und ihn für seine Flexibilität schätzt, bot er Kaminski öfter auf der rechten Schiene auf. Das machte er nicht schlecht, dennoch wirkte er dort verschenkt. Hätte er durchgängig vorne links gespielt, würde er heute mit noch besseren Statistiken (fünf Tore, eine Vorlage) dastehen. Ist nicht seine Schuld, dass sein Rhythmus gebrochen wurde. 

EXPRESS.de-Note: 2


Said El Mala (19)

Kölns Senkrechtstarter Said El Mala

Said El Mala ist der unumstrittene Senkrechtstarter beim 1. FC Köln.

Kölns neues Wunderkind! Der Youngster sprengt in seinem ersten halben Bundesliga-Jahr sämtliche Dimensionen. Nach seinen überragenden Leistungen wurde der pfeilschnelle Angreifer bereits von Julian Nagelsmann zur deutschen Nationalmannschaft eingeladen und darf sich berechtigte Hoffnungen auf die WM 2026 machen. Sein Marktwert schoss in den ersten Monaten regelrecht durch die Decke. Von anfangs drei Millionen ging es zunächst auf 18 Millionen hoch und liegt jetzt bei sagenhaften 40 Millionen Euro. Damit ist El Mala der mit Abstand wertvollste Profi der Vereinsgeschichte. Lukas Podolski, Jonas Hector und Anthony Modeste kamen während ihrer Zeit beim FC jeweils „nur“ auf 20 Millionen Euro Marktwert. Mit El Mala hat der FC ein echtes Juwel geholt, das eines Tages viel Geld in die Klubkasse spülen wird. Doch bis dahin will der Junge, der den Hype bislang erstaunlich gut ausblendet, dem FC noch viel Freude bereiten. Sein aktueller Zwischenstand: 15 Spiele, sechs Tore, drei Vorlagen – damit ist er Kölns bester Scorer.

EXPRESS.de-Note: 1


Linton Maina (26)

Die Entwicklung vom Aufstiegshelden zum unzufriedenen Bankdrücker ging ziemlich schnell. Bei der Aufstiegsfeier nach dem Lautern-Spiel verkündete er noch stolz und voller Tatendrang seine Vertragsverlängerung. Knapp ein halbes Jahr später ist allseits Ernüchterung eingekehrt. Kwasniok findet angesichts der starken Konkurrenz keine Verwendung für den schnellen Außen und Maina wirkt zunehmend angefressener von seiner Situation. Kessler fordert mehr Resilienz von seinem Angreifer, daher schließt er eine Trennung im Winter eigentlich aus. Die Spielerseite hält dennoch Augen und Ohren nach Alternativen offen. 

EXPRESS.de-Note: 5


Jan Thielmann (23)

Er gehört beim FC schon fast zum alten Eisen. Dabei vergisst man oft, dass Thielmann erst 23 Jahre jung ist. Und dennoch wartet man bei ihm jetzt schon länger auf den nächsten Schritt. Der Start war verheißungsvoll, da traf er gegen Freiburg und Leipzig. Der erhoffte Knoten in der Offensive schien endlich zu platzen. Doch dann warf ihn (mal wieder) eine Verletzung aus der Bahn. Seitdem ist er wieder der „Alte“. Er macht und tut und ist immer mit vollem Einsatz bei der Sache, aber Entscheidendes ist selten dabei. Im Abschluss ist er weiterhin viel zu harmlos und eine Vorlage in der Saison spricht auch nicht für gefährliche Hereingaben. Zu seiner Verteidigung muss man sagen, dass er vor allem gegen Ende wieder vermehrt auf der ungeliebten Schienen-Position in der Fünferkette ran musste. 

EXPRESS.de: Note: 4


Luca Waldschmidt (29)

Er erlebt bislang eine echte Jojo-Saison. Er pendelt zusammenhangslos zwischen Startelf, Einwechslung und Bank. Ein echtes Schema lässt sich daraus nicht erkennen. Ein Beispiel: Obwohl er gegen Gladbach traf, saß er gegen Frankfurt dann nur auf der Bank. Gegen die Hessen nickte er ebenfalls ein und saß gegen Bremen – ja genau – wieder auf der Bank. Dabei hat Waldschmidt die wohl beste Vorbereitung seiner FC-Zeit absolviert, dazu trainiert er diese Saison auffällig gut. Kwasniok hat immer nur zeitweise Verwendung für den Kreativspieler, obwohl in der Offensive dringend gute Ideen benötigt werden. Man hat das Gefühl, wenn man ihm mal über mehrere Wochen das Vertrauen schenken würde, steckt noch viel mehr in ihm. Aber auch so liest sich seine Bilanz mit drei Toren und zwei Vorlagen in zehn Spielen durchaus ordentlich.

EXPRESS.de-Note: 3


Marius Bülter (32)

Er legte los wie die Feuerwehr beim 1. FC Köln. Erst köpfte er den Siegtreffer in Mainz, dann legte er gegen Freiburg ein Tor und zwei Vorlagen nach. Ein Traumstart für den Neuzugang aus Hoffenheim. Das Problem: Die starken Leistungen konnte der flexibel einsetzbare Offensivmann nicht bestätigen. Spätestens seit seiner Achillessehnenverletzung Ende September ist völlig der Wurm drin. Kwasniok hat dagegen eine andere Erklärung für das Leistungsloch: „Es hakt, seit er Papa geworden ist“, sagt der Trainer und will „nichts schönreden“. Drei Tore und drei Vorlagen in 13 Spielen sind eine ordentliche Ausbeute, doch vor allem in den letzten Wochen wirkte er auf eine beunruhigende Weise wie ein Fremdkörper. Aus diesem Tief muss er sich schleunigst befreien.

EXPRESS.de-Note: 4


Ragnar Ache (27)

Er gehörte wie Isak Johannesson zu den besten Spielern der 2. Liga, schoss das Unterhaus mit 18 Toren kurz und klein. Doch wie sein Teamkollege ist auch der Torjäger noch in der Findungsphase. Vor allem, was das eigene Toreschießen angeht. Da steht bislang ein magerer Treffer gegen den HSV zu Buche und das ist fast sieben Wochen her. Das ist unter dem Strich zu wenig, für einen Stürmer, der als Nummer eins geholt wurde. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Kwasniok dem verletzungsanfälligen Angreifer nicht sein gesamtes Vertrauen schenkt. Ache durfte selten mal zwei Wochen in Folge starten, so kam er nie wirklich in den Rhythmus. Dabei sind Rhythmus und Vertrauen wesentlich für einen Stürmer. Immerhin erfüllte er über weite Strecken seine Aufgaben als Zielspieler, der Bälle festmacht und ablegt. Das tat er mit Erfolg, ist mir vier Assists Kölns bester Vorlagengeber. 

EXPRESS.de-Note: 4