Abo

FC-Hinrunden-ZeugnisDiese Noten verdienten sich Kölns Defensiv-Profis

Die Spieler des 1. FC Köln klatschen sich vor Union ab.

Der 1. FC Köln beendet das Fußballjahr 2025 mit dem elften Platz in der Bundesliga-Tabelle. 

Aktualisiert

Nach einer Hinrunde mit Höhen und Tiefen atmet der 1. FC Köln in der Winterpause durch. Zeit, zurückzublicken auf die erste Saisonhälfte: Das EXPRESS.de-Halbjahres-Zeugnis für die Defensive.

Der 1. FC Köln hat im Sommer die umjubelte Rückkehr in die Bundesliga gefeiert. Der Aufstiegskader wurde auf links gedreht und mit Lukas Kwasniok übernahm ein neuer Trainer. Die Euphorie war gewaltig, der Start verheißungsvoll. Mit der Derby-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach kam allerdings der Bruch. Der FC wartet seit sechs Spielen auf einen Sieg, holte seit Anfang November lediglich zwei Punkte. Dennoch schließt die Kwasniok-Elf das Jahr auf Platz elf der Tabelle ab – sehr respektabel für einen Aufsteiger. 

Die kurze Winterpause bietet Zeit für das große Zwischen-Zeugnis! EXPRESS.de hat den Kader unter die Lupe genommen und Noten verteilt. Im ersten Teil geht es um die Defensive.

Diese Noten verdiente sich die Defensive des FC

Marvin Schwäbe (30)

Er ist die verlässliche Nummer eins, die ein Aufsteiger für das Bestehen in der Bundesliga braucht. An ihm liegt es nicht, dass der FC seit fast zwei Monaten auf einen Sieg wartet. Der Kapitän hielt seine Mannschaft mit zahlreichen wichtigen Paraden oftmals im Spiel, hielt Siege fest (wie in Hoffenheim) oder verhinderte Schlimmeres (wie in Dortmund, als er nicht zum ersten Mal mit Abstand bester Kölner war). Gegen seinen Ex-Klub Eintracht Frankfurt feierte er zudem ein Jubiläum, stand zum 100. Mal für den FC in der Bundesliga zwischen den Pfosten. Lediglich seine Schwäche bei hohen Bällen und Standards, wo er oft auf der Linie bleibt, verhindert eine noch bessere Note. 

EXPRESS.de-Note: 2


Sebastian Sebulonsen (25)

Kam im Sommer als Wundertüte aus Dänemark. In der Vorbereitung hinterließ er einen überragenden Eindruck. In den Testspielen marschierte er die Linie rauf und runter, räumte hinten ab und traf sogar selbst (bei seinem Debüt gegen Leicester). Trainer Lukas Kwasniok geriet regelmäßig ins Schwärmen, wenn er auf den Norweger zu sprechen kam. Er nannte ihn „Vollmaschine “ oder den „Ivan Drago des Fußballs“. Sebulonsen sei so austrainiert, dass man sogar „Muskeln im Gesicht sieht“. An die bärenstarken Leistungen der Vorbereitung konnte der Rechtsverteidiger im Liga-Alltag allerdings nicht anknüpfen. Vor allem offensiv ist deutlich Luft nach oben, so wartet Sebulonsen immer noch auf seinen ersten Scorerpunkt. Defensiv kommt er allerdings immer besser rein, machte in der größten Abwehr-Not sogar eine gute Figur auf der ungewohnten Innenverteidiger-Position. 

EXPRESS.de-Note: 3,5


Alessio Castro-Montes (28)

Noch so ein unbeschriebenes Blatt, das Thomas Kessler im Sommer aus dem Hut zog. Der Belgier kam als Meister und Pokalsieger am letzten Tag der Transferperiode von Union St. Gilloise ans Geißbockheim. Kwasnioks Wunsch war Raphael Obermair, er bekam Castro-Montes. Diesen überschüttete er anfangs mit Lob, verglich ihn gar mit Messi und Neymar. Der Hype hielt allerdings nur kurz. Nachdem der „Wingback“ nach nicht mal einer Woche Training gegen Wolfsburg ins kalte Bundesliga-Wasser geworfen wurde, ließ ihn der Trainer danach fallen. Castro-Montes schmorte zwei Monate auf der Bank. Gegen Bremen durfte er sich dann erstmals von Anfang an beweisen, das Debüt ging allerdings in die Hose und war nach 45 Minuten beendet. Seitdem ist er wieder außen vor, ein Winter-Abschied ist dennoch nicht geplant. Er ist noch nicht die erhoffte Verstärkung und wird sich weiter steigern müssen, um seinen Platz zu finden.

EXPRESS.de-Note: 5


Rav van den Berg (21)

Rav van den Berg sieht gegen Union die Rote Karte.

Rav van den Berg sah gegen Union wegen unerlaubten Handspiel eine unnötige Rote Karte. Dafür wurde er für zwei Spiele gesperrt.

Der Königstransfer des Sommers. Für den jungen Niederländer griff Thomas Kessler ganz tief in die Tasche (8 Millionen Euro). Der Verteidiger war als Soforthilfe, aber auch Invest für die Zukunft eingeplant. Denn der U21-Nationalspieler macht keinen Hehl daraus, dass der FC nur ein Sprungbrett für ihn ist, um es eines Tages in die Premier League zu schaffen. Das gelingt aber nur mit guten Leistungen und die deutete van den Berg gleich mehrfach an. Trotz seines jungen Alters überzeugt er mit viel Ruhe, Abgeklärtheit und einem guten Stellungsspiel. Hatte leider Pech, dass er sich bereits am dritten Spieltag eine schwere Schulterverletzung zuzog, die ihn zu einer monatelangen Pause zwang. Diese war ihm bei seinen Einsätzen nach dem Comeback aber nicht anzumerken, er war gegen Bremen, Pauli und Leverkusen der stabilste Verteidiger. Erlebte mit der unnötigen Roten Karte gegen Union dann aber leider einen bitteren Jahresabschluss. Wird gegen Heidenheim und Bayern fehlen. Dennoch wird der FC noch viel Spaß an ihm haben.

EXPRESS.de-Note: 3


Joel Schmied (27)

Er ist der letzte Verbliebene von Kellers unglücklichen Winter-Transfers 24/25. Imad Rondic kickt mittlerweile erfolglos in Polen, Jusuf Gazibegovic will bei Ex-Klub Graz wieder in die Spur finden. Und Schmied? Auch beim Schweizer gab es Zweifel, doch er bewies im Laufe der Hinrunde, dass er absolut auf Bundesliga-Niveau mithalten kann. Er hat sich trotz großer Konkurrenz einen Stammplatz erkämpft und überzeugt mit stabilen Leistungen. Auch die Aussetzer, die er in der 2. Liga noch hatte, hat er erfolgreich abgestellt. Vor allem Schmieds Schnelligkeit tut der Kölner Defensive gut. Wurde jäh ausgebremst, als er sich gegen Frankfurt eine schwere Muskelverletzung zuzog. Für ihn war das Jahr bereits im November beendet. Kwasniok hofft, dass der Verteidiger rechtzeitig gegen Heidenheim wieder fit ist. Schmied soll auf jeden Fall mit ins Trainingslager nach Spanien. 

EXPRESS.de-Note: 2,5


Timo Hübers (29)

Nach einer durchwachsenen Aufstiegssaison sahen nicht wenige die Zeit für eine Wachablösung in der Abwehr gekommen. Doch Hübers strafte seine Kritiker Lügen. Ohne den Druck der Kapitänsbinde lief der Verteidiger in der ersten Saisonhälfte zur ungeahnten Höchstform auf. Der Routinier war einer der Garanten für den tollen Saisonstart des Aufsteigers. Kwasniok verlieh ihm völlig zu Recht den Status „Abwehrchef“. Für Hübers und den FC lief alles wie am Schnürchen, bis zu jenem schicksalhaften 25. Oktober. Dort zog er sich gegen den BVB eine äußerst schwere Knieverletzung zu. Die Saison ist für ihn damit gelaufen. Inzwischen ackert Hübers in der Reha aber wieder für sein Comeback. Auf die Frage, ob man ihn wieder im FC-Trikot sehen wird, antwortete Hübers bei „E Levve lang – der Talk zum FC“: „Ja, da gehe ich fest von aus.“ Auch vom Verein gäbe es Signale, dass der auslaufende Vertrag noch mal verlängert wird. Es wäre ihm zu wünschen.

EXPRESS.de-Note: 2,5


Dominique Heintz (32)

Den ehrgeizigen Routinier darf man nie abschreiben. Nicht viele hätten dem sympathischen Pfälzer zugetraut, dass er nochmal eine Rolle in der Bundesliga spielt. Auch Kwasniok hat ihn anfangs offenbar unterschätzt. Denn bis zum sechsten Spieltag spielte „Heintzi“ gar keine Rolle. In Hoffenheim zauberte der Trainer ihn dann plötzlich aus dem Hut. Mit Erfolg: Der FC gewann zu null. Seitdem ist er immer verlässlich da, wenn man ihn braucht. Ist natürlich nicht mehr der Schnellste, macht aber viel mit Erfahrung und Routine wett. So einen Typen braucht man in der Mannschaft. 

EXPRESS.de-Note: 3


Cenk Özkacar (25)

Die Leihe aus Valencia kam gut in die Saison. Machte ein ordentliches Spiel in Regensburg und half anschließend mit, den Sieg in Mainz einzufahren. Danach war er dann aber plötzlich wochenlang draußen, pendelt nunmehr zwischen Bank und Startelf. Genießt offenbar nicht das uneingeschränkte Vertrauen von Kwasniok. Vielleicht auch, weil es insgesamt noch nicht richtig konstant ist. Gute Spiele (wie in Dortmund) wechselten sich mit gruseligen Auftritten (wie in Gladbach) ab. Wirkt zuweilen noch etwas zu hektisch und fehleranfällig.

EXPRESS.de-Note: 4


Kristoffer Lund (23)

Hat stark angefangen, am Ende aber auch stark nachgelassen. Die Leihe aus Palermo ist immer noch in der Findungsphase. Nachdem er anfangs befreit aufgespielt hat und vor allem mit seinem enormen Tempo beeindruckte, stieß er in den letzten Wochen und Monaten doch einige Male an seine Grenzen. Bundesliga ist eben etwas anderes als die italienische 2. Liga. Erwischte vor allem im Derby gegen Gladbach einen rabenschwarzen Tag, als er zwei Elfmeter verschuldete. Gegen Frankfurt sah er vor allem gegen Burkardt alt aus, in Bremen rettete ihm Marvin Schwäbe nach einen katastrophalen Fehlpass den Allerwertesten. Beim Abschluss gegen Union klärte er den Ball, ob beabsichtigt oder nicht, genau vor die Füße von Torschütze Schäfer. Insgesamt waren es zu viele Fehler, die in der Bundesliga nicht passieren dürfen und die er dringend abstellen muss. 

EXPRESS.de-Note: 4


Eric Martel (23)

Eric Martel im Duell mit Ibrahim Maza.

Eric Martel ist in Sachen Einsatz und Willen ein Vorbild beim 1. FC Köln.

Er ist Kölns Allzweckwaffe, Dauerläufer und „Kampfschwein“ in einem. Kein Wunder, dass die ganze FC-Familie hofft, dass der ehemalige Kapitän der deutschen U21-Nationalmannschaft seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag verlängert. Martel und sein Berater Michael Reschke halten sich aber noch bedeckt, wollen erst die weitere Entwicklung beim FC abwarten. Dabei stellt sich nach der Rückkehr in die Bundesliga auch die Frage: Ist Martel beim FC nicht ohnehin am besten aufgehoben? Denn bei allem Einsatzwillen bleiben seine Schwächen mit Ball nicht verborgen. Das dürfte für allerhöchste Ansprüche nicht genügen. Martel ist zwar eminent wichtig, aber nicht (mehr) der Unterschiedsspieler wie noch in der 2. Liga. Er sollte sich daher genau überlegen, ob der FC nicht auch weiterhin ein gutes Pflaster für ihn ist. 

EXPRESS.de-Note: 3


Tom Krauß (24)

Er ist noch so ein Profi, der eine Jojo-Halbserie hinter sich hat. Mal spielt er, mal spielt er wochenlang nicht. Mal wird er auf der Sechs gebraucht, dann bietet ihn Kwasniok als Linksverteidiger auf. So richtig greifbar ist das alles nicht. Was man ihm definitiv nicht absprechen kann, ist sein Wille und seine Einsatzbereitschaft. Wenn man Krauß bringt, bekommt man 100 Prozent Leidenschaft. Vor allem in Bremen war er einer der Garanten dafür, dass am Ende doch noch ein Punkt raussprang. Luft nach oben hat er wie Nebenmann Martel vor allem im Spiel mit Ball. Das ließ auch Kwasniok mit der Aussage durchblicken, „dass das Fußballerische von Denis Huseinbasic oder Isak Johannesson abgedeckt werden muss“. Das schmeckte dem ehrgeizigen Abräumer gar nicht, schließlich könne er „auch was mit dem Ball“. Dennoch hat der Trainer da einen Punkt. Krauß muss im neuen Jahr im Spiel nach vorne zwingend noch mutiger werden.

EXPRESS.de-Note: 3,5


Denis Huseinbasic (24)

Er legte einst einen kometenhaften Aufstieg beim 1. FC Köln hin. Huseinbasic schaffte damals scheinbar mühelos den Sprung aus der Regionalliga in die Bundesliga. Doch der Hype ist längst vorbei. Der Senkrechtstarter ist inzwischen nur noch Mitläufer. Es gab Zeiten, da war Huseinbasic unumstrittener Lenker und Denker im FC-Spiel. Davon ist er aktuell meilenweit entfernt. Sein Einfluss auf das Spiel ist, was die Statistiken angeht (null Scorer), äußerst gering. Nur höchst selten initiierte der„ Box-to-Box“-Spieler mal etwas gefährliches in der Offensive. Damit blieb er weit unter seinen Möglichkeiten und rennt dabei auch seinen eigenen Erwartungen hinterher. Weiß, dass er sich steigern muss.

EXPRESS.de-Note: 4,5