DFL-AufsichtsratStreit um Investoren: FC-Boss Keller als Bobic-Nachfolger im Gespräch

Christian Keller beim Auswärtsspiel bei Hertha BSC.

Christian Keller vom 1. FC Köln (hier am 12. November 2022) ist Kandidat für die Nachfolge von Fredi Bobic im DFL-Aufsichtsrat.

Die DFL sucht nach dem freiwilligen Ausscheiden von Fredi Bobic ein neues Aufsichtsrat-Mitglied. Neben Werder-Boss Klaus Filbry fällt dabei nun auch der Name von FC-Geschäftsführer Christian Keller. 

von Alexander Haubrichs (ach)Jürgen Kemper (kem)Marcel Schwamborn (msw)

Als Christian Keller (44) an Weiberfastnacht (16. Februar 2022) endlich die beruflichen Termine ad acta legen konnte und sich ins Karnevalstreiben stürzte, kam es in der Ecke der Kantine des Neven-DuMont-Hauses zu einer interessanten Begegnung.

Denn Keller traf dort auf Andreas Rettig (59), ehemaliger Geschäftsführer des 1. FC Köln und des FC St. Pauli. Nach wenigen Minuten des Frohsinns zogen sich die beiden Funktionäre für eine Weile in eine Ecke zurück.

Christian Keller kritisiert Investoren-Pläne der DFL

Es dürfte dabei um ein Thema gegangen sein, das sowohl Keller als auch den früheren DFL-Geschäftsführer Rettig umtreibt: Die Verteidigung der 50 plus 1-Regelung, die die Klubs vor der Machtübernahme reicher Investoren schützen soll.

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Zudem spaltet der mögliche Einstieg eines Investors, der über eine Vermarktungstochter Anteile an den Medienrechten der Liga in Milliardenhöhe erwerben soll, die 36 Profi-Vereine.

Keller hatte sich dazu zuletzt in einem „FAZ“-Interview äußerst kritisch zu dem brisanten Thema geäußert. Der FC-Boss sagte: „Wenn wir wüssten, was wir wollen, wäre zum Beispiel klar, ob wir wirklich immer höhere Medienerlöse brauchen. Oder ob die 1,1 Milliarden Euro pro Saison nicht vielleicht reichen. Im Moment folgt die DFL aber der Monstranz der internationalen Wettbewerbsfähigkeit einiger Topklubs.“

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Nun will er offenbar seinen Worten Taten folgen lassen. Denn Klubs wie der FC und FC St. Pauli, denen Investoren ein Dorn im Auge sind, wollen Keller als Nachfolger von Fredi Bobic (51) in den DFL-Aufsichtsrat bringen. Als Manager von Jahn Regensburg war er schon bei der Inthronisierung von Hans-Joachim Watzke für viele der perfekte Kandidat, damals wollte er es aber nicht auf eine Kampfabstimmung ankommen lassen und überließ Bobic den Vortritt.

Nun aber könnte er gegen den Bremen-Boss Klaus Filbry (56) antreten, den das ehemalige „Team Marktwert“ ins Rennen schickt. Aus dem hatte sich der 1. FC Köln aufgrund unterschiedlicher Ansichten unlängst verabschiedet. In der vergangenen Woche aber saßen die Klubs Eintracht Frankfurt, Werder, dem FC Schalke 04, dem VfB Stuttgart, Werder, dem VfL Bochum, Hertha BSC, dem Hamburger SV, Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Nürnberg zusammen und heckten die Nachfolge aus.

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Besonders die Rolle von Eintracht Frankfurt stößt einigen Vertretern aus Bundesliga und Zweiter Liga sauer auf, denn deren Boss Axel Hellmann kann wie sein Freiburger Kollege Oliver Leki als Interimsgeschäftsführer der DFL in die Bücher der Konkurrenz schauen.

Auch Rettig wundert sich: „Die Frage, ob hier ein Interessenskonflikt vorliegt, ist sicher eine, die man stellen kann. Zumal dann, wenn ein Treffen einiger weniger ausgewählter Klubs stattfindet, bei dem Eintracht Frankfurt teilnimmt und hier ein Personalvorschlag für das Kontrollgremium, welches die DFL-Geschäftsführung kontrollieren soll, abgestimmt wird. Mit Blick auf die „Good Governance“ (saubere Unternehmungsführung, d. Red.) ist auch dieses zu hinterfragen.“ So dürfte Rettig den Vorstoß der Kölner unterstützen – und darauf ließen sich die beiden Fußballmacher ein Kölsch schmecken.