Gerade noch war die Freude über den Waffenstillstand im Nahen Osten groß, schon ist der von US-Präsident Donald Trump vermittelte Frieden brüchig. Ein Rezept für die Friedensgespräche für die Ukraine sind die Verhandlungen im Nahen Osten nicht, glauben die Gäste am Sonntagabend bei Caren Miosga im Ersten.
„Miosga“Bruch der Waffenruhe wäre ein sehr peinlicher Moment für Trump
Aktualisiert
Manchmal nimmt die Weltpolitik eine unerwartete Wendung. Eigentlich sollte bei „Caren Miosga“ am Sonntagabend im Ersten der Frieden im Nahen Osten besprochen werden. Doch der steht nach einem Angriff der Hamas auf israelische Soldaten und einem israelischen Gegenschlag wieder auf dem Spiel. Zwei israelische Armeeangehörige und weitere 29 Menschen starben.
Dabei hatten die Bilder der letzten lebenden Geiseln, die von der Terrororganisation Hamas freigelassen worden waren, Menschen auf der ganzen Welt. Diesen Erfolg kann US-Präsident Donald Trump für sich verbuchen.
Doch wie geht es nun weiter im Gazastreifen? Und könnte Trump auch den russischen Präsidenten Wladimir Putin von einem Ende des Krieges in der Ukraine überzeugen?
Was den Nahen Osten anbelangt, ist die deutsch-israelische Unternehmerin und Bloggerin Jenny Havemann über die Angriffe der Hamas nicht überrascht, sagt sie bei „Miosga“. Man müsse nach einem Friedensabkommen mit einer Terrororganisation wie der Hamas mit allem rechnen.
Terrorexperte sieht „Konstruktionsfehler“ in Trumps Nahost-Deal
Terrorexperte Peter R. Neumann analysiert: „Es war ein Konstruktionsfehler ganz am Anfang. Man hat den schnellen Deal gemacht: Die Geiseln kommen zurück, toll. Die Gefangenen von Hamas und anderen Organisationen kommen in den Gazastreifen. Israel zieht sich zurück. Aber es war klar, dass dadurch ein Vakuum entsteht.“ Dieses Machtvakuum habe die Hamas auszufüllen versucht.

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Jenny Havemann (links) hat den Bruch der Waffenruhe durch die Hamas kommen sehen. (Bild: ARD/Claudius Pflug)
Der stellvertretende Bundestagspräsident Omid Nouripour von den Grünen fügt hinzu, die Hamas sei geschwächt, versuche nun aber, die eigene Macht im Gazastreifen zu konsolidieren. „Deshalb schießen sie die Leute über den Haufen“, sagt er mit Blick auf Berichte über Exekutionen in der Region. Nun könne es passieren, dass keine humanitären Güter in den Gazastreifen hineinkommen. „Und das darf nicht passieren, denn die zwei Millionen Menschen in Gaza, die auch Geiseln der Hamas sind, darf man nicht bestrafen, weil man ihnen kein Essen zukommen lässt“, mahnt Nouripour - und fügt hinzu: „Wir haben die dramatischste Lage dort.“
Der Bruch der Waffenruhe wäre ein sehr peinlicher Moment für Donald Trump, der sich für seine Friedensverhandlungen in der vergangenen Woche feiern lassen habe, fügt Anna Sauerbrey von der „Zeit“ hinzu.
„Ich habe allerdings auch, gerade weil Donald Trump sich so hat feiern lassen, die Hoffnung, dass die Amerikaner jetzt weiter Druck auf beide Seiten ausüben und dass sie die arabischen Staaten oder auch die Türkei dazu bringen zu sagen: Ihr müsst damit sofort wieder aufhören.“ Auch eine Einwirkung Washingtons auf extremistische Mitglieder der israelischen Regierung, die nun auf eine Fortführung des Krieges pochen, wünscht sich Sauerbrey.
Nouripour fordert mehr Unterstützung für die Ukraine
„Es gibt auf beiden Seiten Leute, die eigentlich ein Interesse daran haben, dass der Krieg weitergeht“, antwortet Terrorexperte Neumann auf eine entsprechende Frage von Moderatorin Miosga. Der Friedens-Deal sei „nur deswegen zustande gekommen, weil Trump beide Seiten dazu gebracht hat, ein paar Kröten zu schlucken“. Doch „dass die Hamas sich entwaffnet“ und damit „im Prinzip ihre eigene Auflösung bekannt gibt“ sei „unmöglich“. Eine Lösung dieses Problems sieht auch Neumann nicht.

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Terrorexperte Peter R. Neumann glaubt, Trumps Friedensdeal im Nahen Osten sei wegen eines „Konstruktionsfehlers“ zum Scheitern verurteilt gewesen. (Bild: ARD/Claudius Pflug)
Für einen Frieden in der Ukraine sind die Verhandlungen im Nahen Osten nicht das richtige Rezept. Da sind sich Caren Miosgas Gäste einig. Am Freitag hatte der russische Präsident angeblich einen Tausch von umkämpften und teilweise besetzten Gebieten in der Ukraine vorgeschlagen.
Nouripour analysiert: Die Ukraine bekommt nicht die Waffen, die sie braucht. Man müsse erneut über die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine nachdenken, sollte Washington keine Tomahawk-Waffen liefern. „Entscheidend ist, dass wir verstehen, dass Putin davon lebt, dass wir Dinge, die notwendig wären, nicht tun, weil wir Angst haben. Diktaturen basieren auf Angst. Und wenn wir uns permanent nur von Angst leiten lassen, gewinnen die Diktaturen dieser Welt“, sagt Nouripour.
Gleichzeitig fordert der Politiker die europäischen Staaten auf, Länder wie die Slowakei zu unterstützen, die noch immer von russischem Öl abhängig seien. Die EU müsse die Sanktionen gegen Putin außerdem weiter verschärfen, fordert Nouripour. (tsch)