Abo

CDU-Spitzenkandidat macht Lanz wütend„Sie wollen die Antwort nicht geben?“

Zwei Männer sitzen in Sesseln in einem TV-Studio und gucken sich an.

Markus Lanz wollte von CDU-Spitzenkandidat Sven Schulze wissen, wie er eine alleinige AfD-Regierung in Sachsen-Anhalt stoppen wolle. 

Die kommende Landtagswahl in Sachsen-Anhalt könnte für ganz Deutschland richtungsweisend sein. Bei „Markus Lanz“ geriet der CDU-Spitzenkandidat jedoch mit dem ZDF-Moderator aneinander, als es um eine mögliche Zusammenarbeit mit der AfD oder der Linkspartei ging.

Am 6. September 2026 finden in Sachsen-Anhalt die Landtagswahlen statt. Und schon jetzt ist klar: Die CDU steht unter enormem Druck. CDU-Spitzenkandidat Sven Schulze, der den Platz von Reiner Haseloff einnimmt, wird rund ein Jahr vor der Schicksalswahl mit besorgniserregenden Umfrageergebnissen konfrontiert.

Demnach liegt die AfD aktuell bei fast 40 Prozent, die CDU deutlich dahinter. Grund genug für Markus Lanz, am Dienstagabend in seiner Sendung zu fragen: „Vor welcher Zerreißprobe steht die CDU?“

Bereits in den vergangenen Monaten machte die CDU immer wieder deutlich, dass keine Zusammenarbeit mit der AfD möglich sei. Auch bei „Markus Lanz“ wiederholte Schulze: „Neben mir als Ministerpräsident wird es keinen Minister geben von AfD und keine Ministerin der Linkspartei. Das wird's nicht geben.“

Der ZDF-Moderator hakte interessiert nach: „Sie schließen das beides aus?“ Schulze nickte: „Das ist für mich ausgeschlossen.“ Journalistin Anne Hähnig sah dies offenbar anders. Sie konterte skeptisch: „Wenn es um die Linke geht, ist viel Unehrlichkeit - rhetorisch jedenfalls - im Spiel.“ Laut Hähnig werde mit der Linken nämlich „längst zusammengearbeitet“.

Schulze wollte sich dazu nicht näher äußern. Er sagte dagegen schlicht: „Wir möchten nicht, dass die AfD bei uns regiert. Das darf auch nicht passieren.“

Drei Männer und eine Frau sitzen in einem TV-Studio, einer der Männer gestikuliert, die anderen Personen schauen zu ihm hin.

Bei „Markus Lanz“ erläuterte Sven Schulze, der CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt, wie er zur Brandmauer in Bezug auf die AfD und Linkspartei steht.

Lanz zeigte sich unbeeindruckt. Er hakte nach: „Würden Sie mit der Linkspartei dann sprechen und sagen, notfalls tolerieren wir das?“ Schulze lieferte erneut keine klare Antwort. Er wiegelte stattdessen ab: „Die Antwort werden Sie heute nicht bekommen können, weil wir nicht wissen, wie das Wahlergebnis ausgeht.“

Lanz hielt jedoch prompt dagegen und stellte klar: „Muss man Wählern nicht irgendwann mal sagen, das kommt im Zweifel auf euch zu?“

Markus Lanz wettert in Richtung Sven Schulze

Mit Blick auf den wachsenden Erfolg der AfD sagte Lanz sorgenvoll: „Das, worüber wir die ganze Zeit sprechen, hat doch ganz viel mit Glaubwürdigkeitsverlust zu tun.“ Statt Klartext zu reden, blieb Sven Schulze jedoch schwammig und erklärte: „Ich weiß nicht, kommen fünf Parteien rein (...) oder kommen nur drei Parteien rein. (...) Und danach richten sich am Ende auch die Mehrheitsverhältnisse im Landtag.“

Eine Aussage, die den ZDF-Moderator wütend machte: „Also Sie wollen die Antwort nicht geben?“ Der CDU-Spitzenkandidat geriet plötzlich ins Schwimmen: „Nein, ich kann sie nicht geben.“ Lanz konterte: „Doch, doch. Sie können eine klare Antwort auf die Frage geben: 'Lasse ich mich im Zweifel von der Linkspartei tolerieren?'“ Schulze stichelte zurück: „Dann setzen Sie aber voraus, dass keine andere Variante möglich ist.“

Zwei Männer sitzen sich gegenüber, der eine gestikuliert.

CDU-Politiker Sven Schulze reagierte schwammig, als er von dem ZDF-Moderator gefragt wurde, inwiefern eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei denkbar wäre.

Lanz wollte dies nicht unkommentiert lassen. Er fragte fassungslos: „Finden Sie nicht, dass Wähler einen Anspruch darauf haben, eine klare Antwort zu kriegen?“ Der CDU-Mann blieb jedoch ruhig und sagte ernst: „Die klarstmögliche Antwort, die ich heute hier geben kann, (...) ist die, dass es keine AfD und keine Linkspartei am Kabinettstisch geben wird.“ Er wetterte weiter: „Ich lasse nicht Sachsen-Anhalt zu einem Experimentierland der AfD (...) verkommen.“

Dennoch wollte Lanz wissen, ob es in Sachsen-Anhalt zu einer alleinigen AfD-Regierung kommen könnte. Immerhin sei die CDU „von 39 auf 26 Prozent abgestürzt“. „Wo ist das passiert?“, fragte Lanz streng. Sven Schulze antwortete vorsichtig: „Die Menschen, (...) die haben eine große Unsicherheit. (...) Die schauen, welches Vertrauen haben wir in die Politik.“

Sven Schulze warnt: „Dann haben wir wirklich ein maximales Problem“

Gleichzeitig fügte der CDU-Mann hinzu, dass sein Vorgänger Reiner Haseloff keine Schuld daran habe, denn: „Die Leute bewerten ja nicht nur die Landespolitik, sie bewerten insgesamt ein Gefühl, das sie haben - und das ist schon herausfordernd.“ Lanz hakte irritiert nach: „Dass es jetzt so mies läuft, ist Schuld der Politik in Berlin?“

Schulze wiegelte ab: „Nein, das ist es nicht. (...) Es ist eine Kombination von vielem.“ Anne Hähnig zeigte sich dagegen deutlich besorgter. Sie gab zu, dass sie es unerklärlich finde, „dass es alle fünf Jahre noch mal ein bisschen schlimmer wird und aus Sicht der etablierten Parteien ein bisschen apokalyptischer“.

Als Lanz wissen wollte, wie Sven Schulze dagegen vorgehen werde, sagte der CDU-Mann, dass er unter anderem die Migrationsdebatte offener führen wolle. „Das Ergebnis, was wir in der Umfrage haben, darf am Ende natürlich nicht das Wahlergebnis sein, weil dann haben wir wirklich ein maximales Problem“, so der Spitzenkandidat in Sachsen-Anhalt. Lanz reagierte zweifelnd: „Das ist hier schon mehr als eine Momentaufnahme, sondern es ist ein langfristiger Trend.“

In dem Zusammenhang warnte Peter Neumann jedoch eindringlich vor dem Versuch der CDU, mit einer Annäherung an die AfD Wählerstimmen zurückzugewinnen. „Die Idee, dass wenn man sich gegenüber einer noch rechteren Partei öffnet, dass dann (...) die moderatere Partei davon profitiert, das hat sich noch nirgendwo wirklich bewiesen. Und deswegen muss sich die CDU gut überlegen, macht das eigentlich Sinn oder ist das eher eine Panik getriebene Debatte wegen Umfragen?“, so der Politologe deutlich. (tsch)