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Hitziges Wortgefecht bei Lanz„Sie wollen Menschen an Grenze erschießen“

Nicht nur beim Thema Wehrpflicht scheinen die Linkspartei und AfD nicht auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Bei „Markus Lanz“ lieferten sich Beatrix von Storch und Ines Schwerdtner auch ein hitziges Wortgefecht, als es um die Unterschiede ihrer jeweiligen Parteien ging.

Nicht nur zwischen SPD und Union scheint es beim Thema Wehrpflicht aktuell heftig zu krachen. Nachdem sich die SPD-Fraktion überraschend gegen das Losverfahren ausgesprochen und damit die Einigung mit der Union zum Platzen gebracht hatte, wollte Markus Lanz am Mittwochabend (15. Oktober 2025) mehr zur Positionierung der Linken und AfD wissen. Er hakte nach: „Wo stehen Sie da?“

Linken-Chefin Ines Schwerdtner antwortete prompt: „Wir sind gegen die Wehrpflicht.“ Laut der Politikerin sei eine Wiedereinführung „ein absoluter zivilisatorischer Rückschritt“. Stattdessen machte sich Schwerdtner dafür stark, dass „junge Menschen freiwillig entscheiden können, ob sie zur Armee gehen oder nicht“. Mit Blick auf das Losverfahren fügte sie wütend hinzu: „Das ist jetzt so eine Art Wehrpflicht durch die Hintertür.“

AfD-Politikerin Beatrix von Storch konnte diese Meinung nicht ganz teilen. Sie erläuterte zunächst, dass ihre Partei „immer gesagt“ habe, „wir wollen die Wehrpflicht“. Von Storch ergänzte jedoch, dass es dabei nicht um die Verteidigung gegen Russland und einen Einsatz in der Ukraine gehe. „Die AfD möchte die Landesverteidigung (...) stärken durch die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht. Was wir nicht wollen, ist das Rekrutieren jetzt für einen Krieg gegen Russland“, so die AfD-Politikerin.

AfD-Politikerin Beatrix von Storch (rechts) kritisierte die ständigen Ordnungsrufe, die die AfD seit März im Bundestag kassiert, als „einseitig“. (Bild: Cornelia Lehmann, ZDF)

AfD-Politikerin Beatrix von Storch (rechts) kritisierte die ständigen Ordnungsrufe, die die AfD seit März im Bundestag kassiert, als „einseitig“. (Bild: Cornelia Lehmann, ZDF)

Ines Schwerdtner konterte, dass dies „widersprüchlich“ sei. Sie stichelte weiter: „Sie haben eigentlich keine sinnvolle friedenspolitische Position.“ Auch Lanz kritisierte, dass die AfD keine klare Linie habe, wenn es um die Wehrpflicht gehe.

Ines Schwerdtner: „Auch meine revolutionäre Freundlichkeit endet irgendwann“

Markus Lanz wollte von Beatrix von Storch wissen: „Ist Putin ein Kriegsverbrecher?“ Statt klar zu antworten, reagierte die Politikerin schwammig: „Ich glaube, er ist ein Kriegsverbrecher.“

Deutlicher wurde sie, als sie sich klar gegen weitere Waffenlieferungen an die Ukraine positionierte. Eine Haltung, die auch die Linken-Chefin teilte. Militärexpertin Claudia Major gab derweil zu bedenken: „Wenn Sie beide sagen, keine Waffenlieferungen mehr, dann geben Sie de facto die Ukraine einer Lage frei, wie sie jetzt in den besetzten Gebieten herrscht - mit Vergewaltigungen, (...) mit deportierten Kindern.“

Ähnlich hitzig wurde es bei „Markus Lanz“, als es um den allgegenwärtigen Kulturkampf zwischen Linkspartei und AfD ging. Linken-Chefin Schwerdtner erklärte in dem Zusammenhang, dass sie Beatrix von Storch die Hand verweigere, da sie für „menschenverachtende Politik“ stehe. AfD-Politikerin Beatrix von Storch konterte nüchtern: „Die Hand zu reichen gehört in unserem Kulturkreis (...) einfach zu einem zivilisierten Umgang dazu, aber manche pflegen das weniger als andere.“

Linken-Chefin Ines Schwerdtner warnte bei „Markus Lanz“ vor einer Wiedereinführung der Wehrpflicht und äußerte sich auch gegen weitere Waffenlieferungen an die Ukraine. (Bild: Cornelia Lehmann, ZDF)

Linken-Chefin Ines Schwerdtner warnte bei „Markus Lanz“ vor einer Wiedereinführung der Wehrpflicht und äußerte sich auch gegen weitere Waffenlieferungen an die Ukraine. (Bild: Cornelia Lehmann, ZDF)

Ines Schwerdtner schoss zurück: „Ich predige in meiner Partei immer die Politik der revolutionären Freundlichkeit.“ Doch bei „denjenigen, die unsere Demokratie abschaffen wollen, die menschenverachtende Politik vertreten“, sei bei ihr „eine Grenze“ erreicht. „Auch meine revolutionäre Freundlichkeit endet irgendwann und das ist bei der AfD“, so Schwerdtner.

Beatrix von Storch wettert gegen Ines Schwerdtner: „Das sagt die Linkspartei-Vertreterin“

Der ZDF-Moderator stellte sichtlich fassungslos fest: „Das heißt, wir sind offensichtlich in einer Situation, dass wir uns gegenseitig nicht mal mehr den Handschlag gestatten?!“ Beatrix von Storch wies dabei jeglichen Vorwurf von sich und warnte: „Ich glaube, das ist der Anfang (...) der Verweigerung des Diskurses.“ Die Linken-Chefin konterte derweil energisch: „Sie wollen Menschen an der Grenze erschießen, dann können Sie mir doch nicht sagen, dass Sie menschenfreundliche Politik machen!“

Beatrix von Storch reagierte lachend: „Das sagt die Linkspartei-Vertreterin!“ Als sie in dem Zusammenhang eine Verbindung zur SED herstellte, hakte Lanz irritiert nach: „Da sitzt jetzt die Mauermörderpartei?!“ Die AfD-Politikerin antwortete prompt: „Die Linkspartei ist rechtsidentisch mit der SED. Sie hat sich umbenannt, aber sie ist die identische Partei von damals denjenigen, die die Mauer 'geschützt' haben.“

Eine Aussage, die Ines Schwerdtner nicht unkommentiert ließ: „Wenn wir so auf dem Niveau anfangen würden, kann ich auch sagen, Ihr Großvater war Finanzminister unter Hitler.“ Lanz wetterte ebenfalls in Richtung von Storch: „Sie haben sich gerade beschwert, dass im Bundestag Sie Nazi (...) genannt werden und dann gucken Sie nach rechts und sagen Mauermörderpartei! Das ist doch exakt das gleiche Spiel!“

Statt einzuknicken, blieb Beatrix von Storch jedoch standhaft und sagte nüchtern: „Das ist doch eine Tatsache! Wie kann man Tatsachen leugnen?! Ein Mann ist ein Mann, eine Frau ist eine Frau und die Linke ist (...) rechtsidentisch von der SED.“ (tsch)