Donald Trump hat den Friedensnobelpreis nicht bekommen. In ihrem Podcast „Lanz & Precht“ rechneten Markus Lanz und Richard David Precht dem US-Präsidenten trotzdem gute Chancen aus, wegen seiner Bemühungen im Gaza-Konflikt „als großer Held“ in die Geschichte einzugehen.
Precht über Trump„Optimaler Diplomat“ – da reicht es Lanz

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Richard David Precht (links) und Markus Lanz (rechts) sprachen in ihrem Podcast einmal mehr über Donald Trump. (Bild: ZDF / Christian Bruch)
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Die venezolanische Politikerin María Corina Machado erhält in diesem Jahr den Friedensnobelpreis. Ebenfalls auf die Auszeichnung gehofft hatte Donald Trump. Wie Markus Lanz und Richard David Precht in der aktuellen Ausgabe ihres Podcasts - die wohlgemerkt bereits am Donnerstag und somit vor der Bekanntgabe des Nobelpreiskomitees aufgenommen wurde - feststellen, sei der Preis wohl Trumps größte Motivation für die Gaza-Verhandlungen gewesen.
„Über Trump kann man ja vieles sagen, aber Trump ist kein Kriegstreiber“, glaubt Markus Lanz, der im späteren Verlauf der Folge einräumt, der US-Präsident führe „den Krieg eher im Inneren“. Auch Richard David Precht hält Trump eher für eine Art „Makler“, für den die Waffenruhe im Gazastreifen schlichtweg ein erfolgreich geschlossener Deal sei. „Der Lohn, den er sich davon erhofft, sind keine Geldscheine. Es ist der Friedensnobelpreis“, sinniert der Philosoph. „In dem Punkt geht es ihm um seinen Nachruhm.“ Lanz ergänzt: „Es geht auch darum, Barack Obama zu zeigen: 'Pass auf, wenn du einen Friedensnobelpreis bekommen hast ...'“
„Wie gehen wir jetzt eigentlich damit um, dass offensichtlich der Falsche das Richtige tut?“
Dass ausgerechnet Donald Trump den Durchbruch im Gaza-Konflikt erwirkt habe, werfe auch ohne Nobelpreis „ganz schön viele Klischees und Erzählungen über den Haufen“, ahnt der ZDF-Talker und fragt: „Wie gehen wir jetzt eigentlich damit um, dass offensichtlich der Falsche das Richtige tut?“ Precht glaubt, der US-Präsident habe „eine realistische Chance, als großer Held aus der Geschichte herauszugehen“ - vor allem mit Blick auf seinen Vorgänger im Amt.
„Wieso kann Donald Trump in relativ kurzer Zeit das machen, was die Biden-Regierung offensichtlich nicht konnte?“, will Precht wissen. Lanz vermutet einen Zusammenhang mit der Freundschaft zwischen Joe Biden und Benjamin Netanjahu. „Die kennen sich seit Ewigkeiten und sind sich wirklich persönlich zugetan“, weiß der Journalist. „Ich glaube, das ist einer der Gründe, dass Biden Netanjahu niemals die Unterstützung entzogen hat.“
Ist Trump „eigentlich ein optimaler Diplomat“?
Dazu komme, dass Donald Trump meist „nicht aus Prinzipien heraus, sondern aus ganz einfachen, wirtschaftlichen, ganz durchsichtigen Interessen“ handle, überlegt Lanz. „Aber worauf willst du hinaus?“, versucht Precht, ihn aus der Reserve zu locken. „Willst du so ein wenig in den Raum stellen, dass ein prinzipienloser Mensch ohne feste Grundsätze, der nur an Deals interessiert ist, eigentlich ein optimaler Diplomat ist in großen Krisensituationen?“
„Nein, das will ich nicht“, lacht Markus Lanz, der zu ahnen scheint, dass sein Gegenüber ihm ein zweifelhaftes Statement entlocken möchte: „Was bist du heute wieder gehässig!“ Precht beschwichtigt: „Ich meine das gar nicht gehässig.“ Er glaube „tatsächlich, dass diese Form des Pragmatismus zur Diplomatie wesentlich“ dazugehöre und sein Podcast-Partner „da auf der richtigen Spur“ sei.
„Kann man nur dann in einem solch aufgeheizten Konflikt zu einem Frieden kommen, wenn man moralisch abrüstet und pragmatisch aufrüstet?“, versucht es Precht wenig später noch einmal. „Das würde ich sagen, ja“, stimmt ihm Lanz nun doch zu. „Das ist immer gut.“ (tsch)