Im Oprah-InterviewHarry und Meghan: Perfekt inszenierte Abrechnung

von Stefanie Monien (smo)

Los Angeles – Es wurde angekündigt als das Interview des noch jungen Jahres 2021. Der mit Spannung erwartete televisionäre Feldzug von Prinz Harry (36) und Herzogin Meghan (39) gegen das britische Königshaus ist nun geführt. Ein Kommentar.

  • Kommentar zum Interview von Prinz Harry und Herzogin Meghan bei Oprah Winfrey
  • Britische Royals offenbar „Familie zum Weglaufen“
  • Viele Parallelen zu Prinz Harrys Mutter Prinzessin Diana (†1997) 

Pünktlich zum Internationalen Weltfrauentag am 8. März wurde das rund zweistündige Gespräch mit US-Talkmasterin Oprah Winfrey (67), einer Lichtgestalt der Frauenbewegung, ausgestrahlt. Der Zeitpunkt clever gewählt. Die Inszenierung perfekt. Die „Enthüllungen“ erschütternd, aber wenig überraschend. Und Lady Di, die „Prinzessin der Herzen“, schwebte wie ein Schatten aus dem Jenseits über der Szenerie.

Herzogin Meghan beim Interview mit Oprah Winfrey im Fokus

Das junge Paar, Harry im nebelgrauen Anzug mit lässig aufgeknöpftem Hemd, Meghan im fließenden und ihren Schwangerschaftsbauch locker umspielenden Armani-Kleid, redete über große Sorgen und schwere Nöte. Besonders im Fokus: Natürlich die Herzogin, immer wieder drängen sich Parallelen zur Harrys 1997 tödlich verunglückter Mutter Lady Di auf.

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Herzogin Meghan offenbart ihre Suizidgedanken

Meghan sprach über Selbstmordgedanken, den Wunsch, dem Druck des Königshauses so für immer zu entfliehen – ein sehr, sehr ernstes Thema. Depressionen mit solch tiefschwarzen Gedanken nehmen immer weiter zu, betreffen alle Gesellschaftsschichten. Darüber zu sprechen sollte längst kein Tabu sein, schließlich redet man auch über Diabetes und Darmkrebs.

Der Vorwurf, sie habe aus dem Königshaus keine Hilfe erhalten, verwundert indes nicht wirklich: Für die in seelischen Belangen traditionell als kühlschrankkalt geltende Großfamilie Windsor existieren solch unsichtbare Krankheiten schlicht nicht – eine Erfahrung, die auch Diana machen musste.

Die berichtete 1995 im welterschütternden BBC-Interview mit Martin Bashir von depressiven Phasen und Bulimie, ausgelöst durch den Druck des Königshauses. Ähnliches äußerte sie bereits 1992 gegenüber ihrem Biografen Andrew Morton.

Meghan Markle wusste vor der Heirat, wie das Königshaus tickt

Wie auch ihre tragisch verstorbene Schwiegermutter Diana hat Meghan vor der Hochzeit genau gewusst, wie die „Firma“ tickt. Dass sich der starr gewordene Panzer um die über Jahrhunderte hinweg eisern geführte, erzkonservative Monarchie mit all ihren Spleens nicht mal eben durch Flehen und Wimpernklimpern aufbrechen lässt. Und schon gar nicht von einer Angeheirateten, die sich im TV-Gewerbe verdingte, und sei sie auch mit Lilibeths Lieblingsenkel liiert.

Verständlicher Wunsch nach selbstbestimmtem Leben

Der Wunsch einer jungen Frau wie Herzogin Meghan, ihr Leben mit ihrer großen Liebe und kleinen eigenen Familie selbstbestimmt, unabhängig und vor allem unbeobachtet zu leben, ist mehr als verständlich. Doch im Einflussbereich der Royals funktioniert das nun mal nicht, so traurig und aus der Zeit gefallen das auch sein mag.

Eine Rebellions-Hürde, an der schon die gelernte Kindergärtnerin Diana krachend scheiterte. „Diese Familie ist zum Davonrennen“, konstatierte die „Königin der Herzen“ denn auch 1984, zwei Jahre nach Harrys Geburt.

„Team Harry“ suchte das Heil in der Flucht

Davon gerannt ist „Team Harry“ vor einem Jahr. Weit weg mit Sohn Archie (wird im Mai 2) nach Kalifornien. Um dort, in räumlicher und zeitlicher Entfernung, ein Bild des Königshauses zu zeichnen, das nicht überrascht. Aber erschüttert.

Von Rassismus ist die Rede – und zwar nicht von den politisch unkorrekten Kloppern, die dem galoppierenden Altersstarrsinn von Prinz Philip (99) zugeschrieben werden. Als sie mit Baby Archie schwanger war, habe es Bedenken gegeben, „wie dunkel seine Haut sein könnte, wenn er geboren wird“, so Meghan, deren US-amerikanische Mutter schwarz ist. Wer das gesagt hat, darüber schweigt sie.

Prinz Harry sitzt zwischen allen Stühlen

Prinz Harry ist die eigentlich tragische Figur. Er, der stets Narrenfreiheit bei seiner Oma, Queen Elizabeth II. (94) genoss, kann nicht ganz mit seinen royalen Angehörigen brechen.

Er will seine kleine Familie – Ehefrau Meghan, Sohn Archie und die im Sommer erwartete Tochter – nicht verlieren und möchte unabhängig leben, kurz: Er sitzt zwischen allen Stühlen.

Die heimliche, offizielle Eheschließung mit Meghan drei Tage vor der Traumhochzeit im Mai 2018 – ein Versuch, es allen recht zu machen.

Geht's Prinz Harry und Meghan (nur) ums Geld?

Warum nur haben Harry und Meghan im Interview so explizit betont, wie sehr ihnen in finanzieller Hinsicht nach dem Wegfall der royalen Apanage das Wasser bis zum Hals steht („Ohne das, was meine Mutter mir hinterlassen hat, hätten wir es nicht geschafft“)?

Das gibt dem Interview von Harry und Meghan ein gewisses „Geschmäckle“. Vor allem, weil der Duke of Sussex über ein geschätztes Vermögen von 36 Millionen Dollar verfügen soll.

Nach Oprah-Interview: So reagiert Queen Elizabeth II.

Und Queen Elizabeth II., die ach so böse (Schwieger-) Oma? Wie reagiert sie auf die Enthüllungen, die auch ihre Person betreffen?

Lilibeth macht das, was sie ohnehin in den letzten Tagen zu tun pflegte: Sie widmete sich ihren Corgis. Zwei spitzohrige, walisische Hütehund-Welpen leben seit dem Tod ihres geliebten letzten Corgi Willow 2018 wieder bei ihr.

Auch eine Art von Haltung …