Insolvenzverschleppung?Boris Becker vor Gericht – Prozess unterbrochen, wichtigster Zeuge fehlt

Der ehemalige deutsche Tennisstar Boris Becker steht ab dem 21. März 2022 in London wegen Insolvenzverschleppung vor Gericht.

Der ehemalige deutsche Tennisstar Boris Becker, hier am 22.10.2020 am Southwark Crown Court, steht ab dem 21. März 2022 in London wegen Insolvenzverschleppung vor Gericht.

Im schlimmsten Fall drohen ihm bis zu sieben Jahre Haft: Boris Becker steht ab Montag wegen Insolvenzverschleppung in London vor Gericht.

Die Vorwürfe wiegen schwer, doch er weist jede Schuld von sich. Tennis-Legende Boris Becker steht ab Montag (21. März 2022) in London wegen Insolvenzverschleppung vor Gericht. Um 11.30 Uhr startete die Verhandlung – und musste direkt pausieren.

Der Ablauf des Strafprozesses gegen den früheren Tennisstar ist gleich zu Beginn ins Stocken geraten. Das Gericht zog sich nach einigen Minuten zur Beratung über eine Vertagung zurück. Hintergrund: Der wichtigste Zeuge der Anklage, Insolvenzverwalter Mark Ford, ist an Covid-19 erkrankt.

Boris-Becker-Prozess: Wichtigster Zeuge fehlt wegen Corona

Er leide unter Kopfschmerzen, fühle sich benommen und müde, sagte ein Klägeranwalt. Die Verteidigung plädierte hingegen dafür, den Zeitplan beizubehalten, da unklar sei, wie lange es dauern werde, bis Ford vor Gericht auftreten könne.

Alles zum Thema Boris Becker

Der dreimalige Wimbledon-Sieger Becker muss sich wegen verschiedener Vorwürfe im Zusammenhang mit seinem Insolvenzverfahren verantworten. Bei den mehr als 20 Anklagepunkten geht es unter anderem darum, dass der 54-Jährige versucht haben soll, Geld und Wertgegenstände, etwa Trophäen, sowie Immobilien dem Zugriff des Insolvenzverwalters zu entziehen.

Der 54-Jährige soll im Insolvenzverfahren also Vermögenswerte unterschlagen und Informationspflichten nicht eingehalten haben.

Boris Becker: 2017 als zahlungsunfähig erklärt

Im Falle einer Verurteilung könnten Boris Becker bis zu sieben Jahre Haft drohen. Ein Konkursgericht in London hatte den dreimaligen Wimbledonsieger im Juni 2017 wegen unbeglichener Schulden für zahlungsunfähig erklärt. Seine Außenstände wurden damals auf bis zu 50 Millionen Pfund (59 Millionen Euro) geschätzt.

Der Prozess wegen Insolvenzverschleppung, für den insgesamt bis zu drei Wochen angesetzt sind, sollte eigentlich schon im September 2021 beginnen, wurde aber verschoben, weil Becker sein Anwaltsteam austauschte.

Obwohl eine Privatinsolvenz in England in der Regel innerhalb von zwölf Monaten abgeschlossen werden kann, dauert das Verfahren seitdem an. Verschiedene Auflagen gegen Becker wurden sogar auf eine Dauer von zwölf Jahren verlängert.

Prozess gegen Boris Becker: Er weist alle Anklagepunkte zurück

Zunächst sollen vor dem Southwark Crown Court die Geschworenen vereidigt werden. Boris Becker weist die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück.

Bei einer Gerichtsanhörung im Oktober 2020 plädierte er in allen 28 Anklagepunkten auf nicht schuldig. Sein damaliger Anwalt sagte, Becker sei entschlossen, die Vorwürfe zu entkräften und seinen Ruf wiederherzustellen. (afp, dpa, jba)