Showdown in der CDU mit Laschet und MerzDer Machtkampf um Angela Merkels Erbe

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Die drei Kandidaten für den Bundesvorsitz der CDU: Norbert Röttgen, Friedrich Merz und Armin Laschet (v.l.). Wer macht das Rennen? 

von Maternus Hilger (hil)

Berlin – Wäre die CDU ein Kölner Karnevalsverein, ließe sich das Problem, mit wem man an der Spitze in die neue Partei-Session starten will, leicht auf kölsche Art lösen – mit der Proklamation eines Dreigestirns.

Friedrich Merz etwa könnte den Prinzen mimen, Armin Laschet den Bauer und Norbert Röttgen die Jungfrau. Immerhin kommen ja alle drei aus Nordrein-Westfalen. Doch Spaß beiseite: Es kann nur einen geben.

Friedrich Merz, Armin Laschet, Norbert Röttgen: Wer wird die CDU führen?

Nach Monaten einer coronabedingten Hängepartie kommt es am kommenden Samstag (16. Januar 2021) zum Showdown. Ein Machtkampf, der zur innerparteilichen Zerreißprobe werden kann – vor allem, wenn die Entscheidung knapp ausfallen sollte und auch mit Blick auf die Frage: Wer hat die besten Chancen, auf dem virtuellen Parteitag Kanzlerin Angela Merkel nach der Bundestagswahl im Herbst zu beerben, die ja bekanntlich nach 16 Jahren in Rente gehen wird. Und da hat noch einer ein gewichtiges Wörtchen mitzureden, der gar nicht zur Wahl steht: CSU-Chef Markus Söder (54).

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Parteitag am 16. Dezember: Die Ausgangslage in der CDU

Fast ein Jahr ist nun die Nachfolge von CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer (58) auf Eis gelegt, die glücklos agierte und ihren Abschied ankündigte. Und fast solange laufen sich die drei Bewerber um ihre Nachfolge schon warm im Schatten der Corona-Pandemie. Es ist auch eine Entscheidung über den Kurs, den die CDU im Jahr der Bundestagswahl einschlagen wird.

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Wenn es um Merkels Erbe geht, spricht CSU-Chef Markus Söder ein Wörtchen mit.

Auf jeden Fall wird es spannend, wenn man sich die drei Bewerber anschaut, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Friedrich Merz an der CDU-Spitze?

Der 65-Jährige Jurist ist die Ikone der konservativen Basis. In Umfragen lag er lange klar vorne, doch der Vorsprung schmolz dahin. Nach langen Jahren politischer Abstinenz und einer Karriere in der Wirtschaft plant der einst von Merkel geschasste Fraktionschef sein Comeback auf der Berliner Bühne.

Ein Mann von gestern, sagen Kritiker über den Wirtschaftsexperten, der immer ein bisschen wirkt wie der Vorstandschef einer „Deutschland AG“ und der wie kein anderer polarisiert.

Entweder man liebt oder verteufelt den Sauerländer, dazwischen gibt es nichts. Er selbst sieht sich als Erneuerer, der sich durchaus eine schwarz-grüne Bundesregierung vorstellen kann, unter seiner Führung, versteht sich. Seine Chancen, auf dem Siegertreppchen zu stehen, sind nach wie vor groß.

Schafft Armin Laschet die CDU-Trendwende?

Der NRW-Ministerpräsident galt lange als Idealbesetzung für den Chef-Posten. Als Merkel-Vertrauter und Chef des mitgliederstärksten Landesverbandes dürfte er den liberalen Kurs der Regierungschefin fortsetzen.

Der 59-jährige Aachener verspielte allerdings viele Sympathiepunkte mit seinem anfänglichen Lavieren bei der Corona-Bekämpfung und den Auseinandersetzungen mit CSU-Chef Söder in der Frage, wer denn nun der bessere Krisenmanager sei. Dass Laschet nicht wie Söder den großen Zampano spielt und oft länger – vielleicht manchmal zu lange – abwägt, muss aber kein Nachteil sein. Deshalb sollte man Laschet, dem das Image eines knuffigen Teddybären anhaftet, auf keinen Fall unterschätzen.

Er kann auch kräftig austeilen, verfügt über einen ausgeprägten Machtinstinkt. Das hat er oft unter Beweis gestellt. Als er 2017 z. B. die überaus beliebte Landesmutter Hannelore Kraft (SPD) herausforderte, gab ihm keiner auch nur den Hauch einer Chance. Am Wahlabend aber lachte nur einer: Armin Laschet. So könnte es am 16. Januar auch wieder sein.

Norbert Röttgen war lange Außenseiter

Der 55-Jährige war der erste, der den Finger hob. Lange galt er als chancenloser Außenseiter, doch das hat sich inzwischen geändert. Der Mann aus Königswinter ist im wahrsten Sinne ein Stehaufmännchen.

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Wer wird ihr Erbe antreten? Angela Merkel hatte eigentlich Annegret Kramp-Karrenbauer als ihre Nachfolgerin auserkoren, doch die schmiss schnell hin. Jetzt sollen Merz, Röttgen oder Laschet die CDU führen.

Obwohl schon oft aufs politische Abstellgleis geschoben, gab er nie auf. In Erinnerung ist noch die NRW-Landtagswahl 2012, die er als Spitzenkandidat krachend gegen Hannelore Kraft verlor. Der nächste Nackenschlag folgte prompt. Merkel feuerte ihn als Umweltminister.

Doch er kämpfte sich zurück – und ist heute als Chef des Auswärtigen Ausschusses ein international gefragter Gesprächspartner. Er sieht sich als Erneuerer mit ökologischen und klimafreundlichen Akzenten.

Der einst als Karrierist Verschriene gibt heute gerne den Weltenerklärer, doch Realpolitik, auch in den Niederungen der CDU, ist etwas völlig anderes. Ob er die kann? Schaun mer mal!

CDU-Frauen sind eher für Armin Laschet

Die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth hat sich für NRW-Ministerpräsident Armin Laschet als neuen Vorsitzenden ausgesprochen. „Er hat über Jahre gelernt, Verantwortung zu übernehmen“, sagt sie. „Erstens fällt mir immer wieder auf, wie wichtig ihm der Zusammenhalt der Menschen ist.

Da ist zweitens seine Fähigkeit, seinen Blick auf Andersdenkende oder Andershandelnde einfach mal zu korrigieren. Und die dritte Eigenschaft, die mir ganz wichtig ist: Sich immer neu zu fragen: Kann ich meine Position halten, muss ich sie korrigieren? Ich mag an ihm diese abwägende Art.“

Auch bei einem Stimmungsbild der Spitze der Frauen Union hat Laschet knapp die Nase vorn vor dem Außenpolitiker Norbert Röttgen. Unter den 1001 Delegierten auf dem Online-Parteitag nächste Woche sind etwa 300 weiblich.

Letzte Diskussionsrunde: Laschet greift Röttgen an

In der letzten Diskussionsrunde vor der Entscheidung am Freitagabend präsentierte sich Armin Laschet ungewohnt angriffslustig und schoss sich vor allem auf Norbert Röttgen ein. Beide werben eben um Stimmen der eher liberalen Kräfte in der CDU. Röttgen will z.B. nicht, dass man den Datenschutz zugunsten der Corona-Warnapp lockert, Laschet ist dafür. „Ich glaube, wenn dadurch andere Grundrechtseinschränkungen zurückgenommen werden könnten und wenn wir damit die Pandemie besser bekämpfen können, würde ich sagen, ja.“

Weitere Sticheleien gegen Röttgen platzierte Laschet auch beim Thema Klimaschutz und Innere Sicherheit. Und während Laschet und Röttgen sich beharkten, schaute einer ungewohnt ruhig und bedacht zu: Friedrich Merz blieb überraschend im Hintergrund.