Auf Mallorca enden ertrunkene Migranten in namenlosen Gräbern.
Namenlose Gräber auf MallorcaDas schreckliche Schicksal ertrunkener Migranten

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Friedhof der Heimatlosen auf Amrum mit Holzkreuzen.
Auf dem städtischen Friedhof in Palma bietet sich ein Bild des Kontrasts. Während viele Gräber nach Allerheiligen noch liebevoll mit Blumen und Andenken geschmückt sind, bleibt eine ganze Wand im Sektor 2 kahl und grau. Hier gibt es weder Namen noch Daten, nur nackten Beton.
In diesen anonymen Nischen werden die sterblichen Überreste von Migranten beigesetzt, die bei der gefährlichen Überfahrt im Mittelmeer ihr Leben verloren und an Mallorcas Küsten angeschwemmt wurden. Allein in diesem Jahr wurden an den Stränden der Balearen 31 Leichen entdeckt. Die meisten von ihnen können nie identifiziert werden, und nur selten gelingt es den Familien, ihre Angehörigen zu bestatten. Das berichtet „Mallorca Zeitung“.
Nachdem die Guardia Civil einen Körper geborgen hat, nehmen Gerichtsmediziner eine Autopsie vor, um die Identität zu klären. Ein Mediziner, der anonym bleiben möchte, erklärt, dass man sich an Merkmalen wie Tattoos, Narben oder der Hautfarbe orientiert. Zudem werden DNA-Proben entnommen und, sofern der Zustand der Leiche es erlaubt, auch Fingerabdrücke genommen.
Die gesammelten Proben werden mit Datenbanken für vermisste Personen abgeglichen, doch laut dem Gerichtsmediziner besteht leider kein Zugriff auf entsprechende Register in Afrika. In den meisten Fällen bleibt die Identität der Verstorbenen daher ein Rätsel. Manchmal kann nicht einmal das Geschlecht der Wasserleichen festgestellt werden, und die Körper verbleiben so lange im gerichtsmedizinischen Institut, bis ein Richter die Beisetzung anordnet.
Kampf um Würde und Identität
Die Hilfsorganisation „Caminando Fronteras“ kämpft seit 20 Jahren für die Rechte von Migranten und versucht, Vermisste aufzuspüren. Auf ihrer Webseite sind hunderte Fotos von lächelnden jungen Menschen zu sehen, eingesandt von Familien, die nach der Abreise ihrer Angehörigen nie wieder etwas von ihnen gehört haben. Eine Notfallnummer ist rund um die Uhr erreichbar, um Vermisstenfälle zu melden.
Helena Maleno, die Gründerin von „Caminando Fronteras“, prangert an: „Selbst die Leichen der Migranten werden hier diskriminiert“. Sie berichtet, dass spanische Behörden den Familien oft Steine in den Weg legen, wenn sie eine Vermisstenanzeige aufgeben wollen, was der entscheidende erste Schritt für die Identifizierung wäre.
Ein weiteres Problem ist die Durchführung von DNA-Tests. Während Proben von in Europa lebenden Familienangehörigen einfach zu erhalten sind, gestaltet sich dies in den Heimatländern schwierig. Laut Maleno weigert sich das spanische Außenministerium, die Entnahme von Proben in den Konsulaten zu ermöglichen.
Selbst wenn eine Identifizierung gelingt, stellt die Rückführung der Leichen die nächste große Hürde dar. „Algerien ist eines der Länder, das die Familien dabei finanziell unterstützt“, so Maleno. Bei anderen Nationalitäten übernimmt der Heimatstaat keine Kosten, sodass Familien zusammenlegen oder auf die Hilfe von Organisationen angewiesen sind.
Wenn eine Überführung unmöglich ist, wünschen sich viele Familien zumindest eine islamische Bestattung. Auf den Kanarischen Inseln wird dies oft praktiziert. In Ceuta filmen Hilfsorganisationen sogar die Begräbnisse, um den Angehörigen im Falle einer nachträglichen Identifizierung Gewissheit zu geben. Auf den Balearen gilt nur der Bestatter in Formentera als positives Beispiel, der die Nischen mit „Verstorben im Meer, nicht identifiziert“ beschriftet.
Die Verzweiflung der Hinterbliebenen wird von Kriminellen ausgenutzt. Betrüger versprechen gegen Geld, die Vermissten zu finden. Im Jahr 2024 wurde in Spanien eine Organisation enttarnt, die Leichenfotos an Familien verkaufte. Maleno betont, dass es diese Betrüger nur gibt, weil den Familien ihre Rechte verwehrt werden. In diesem Jahr konnte auf den Balearen noch kein einziger Leichnam in seine Heimat zurückgeführt werden. (red)
Dieser Inhalt wurde mit Hilfe von KI erstellt.
