Zoff um 664.000-Euro-PlanRettet „Hamburg-Trick“ Kölner Mieter?

Ein neues Wohnviertel entsteht in der Nähe des Kölner Zoos. Viel wird in Köln allerdings nicht gebaut (Symbolbild).

Ein neues Wohnviertel entsteht in der Nähe des Kölner Zoos. Viel wird in Köln allerdings nicht gebaut (Symbolbild).

Die Wohnungsnot in Köln ist riesig, die Baukosten explodieren. Jetzt will die Stadtverwaltung mit einem radikalen Plan gegensteuern und die Kosten um ein Drittel drücken. Vorbild ist Hamburg, doch der Kölner Weg dahin sorgt für mächtig Zoff.

Die Stadtverwaltung Köln will die Baukosten für neue Wohnungen um satte 30 Prozent senken. Die Idee: Ein „Köln-Standard“, abgeguckt von Hamburg, wo man 2000 Euro pro Quadratmeter einsparen will.

Doch für das Kölner Wunder soll eine teure Agentur her, die schon in der Hansestadt mitmischt: „PD – Partner der öffentlichen Hand“. Kostenpunkt für die Kölner Steuerzahlerinnen und Steuerzahler: satte 664.000 Euro!

Am 4. September soll der Rat darüber abstimmen – kurz vor der Kommunalwahl. Die Zeit drängt. „Die hohen Standards für den Bau von Wohnungen führen dazu, dass neuer Wohnraum für Normalverdiener nur noch mit staatlichen Förderungen bezahlbar bleibt“, warnt Stadtentwicklungsdezernent Andree Haack im „Kölner Stadt-Anzeiger“. Unter dem Motto „Bezahlbar Bauen und Wohnen in Köln“ sollen bis Frühjahr 2026 bei einem Prozess mit Bauherrinnen und Bauherren, Projektentwicklerinnen und -entwicklern, sowie Juristinnen und Juristen Lösungen her.

Kann das Hamburger Modell auf Köln übertragen werden?

Doch kann das Hamburger Modell einfach so auf Köln übertragen werden? Da gibt es große Zweifel. Ein Sprecher der Wohnungsbauinitiative, ein Zusammenschluss von Bauträgern, meint, vieles sei zwar „eins zu eins“ übertragbar, aber eben nicht alles. Der Grund: Köln ist an die Gesetze von NRW gebunden, während Hamburg als Stadtstaat viel freier entscheiden kann.

Schon der letzte Versuch, die Baukosten zu senken, endete in einem lahmen „Konsenspapier“. Und selbst das städtische Rechnungsprüfungsamt meldet Bedenken an: Der „Hamburg-Standard“ wird gerade erst getestet. Es gibt also „noch keine praktischen Erfahrungswerte“, ob die Kosten wirklich so stark sinken und ob das Geld am Ende auch bei den Mieterinnen und Mietern ankommt.

Hinter den Kulissen wird heftig diskutiert. Klar dafür ist bisher nur die CDU. Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz sagt: „Wir begrüßen und unterstützen die im Dezernat von Herrn Greitemann erarbeitete Vorlage.“ Praktisch: Baudezernent Greitemann ist der OB-Kandidat der CDU.

Andere Parteien zögern. Pascal Pütz von der SPD findet die Idee zwar gut, aber fragt sich: „Externe Beratung (...) brauchen wir nicht für mehr als eine halbe Million Euro einzukaufen. Wir haben die Expertise hier vor Ort.“ Ähnlich sieht es die FDP. Und die Grünen zweifeln, ob man die größten Preistreiber – Zinsen und Materialpreise – überhaupt in den Griff bekommen kann.

Nur Erika Werres, Geschäftsführerin des Projektentwicklers WvM, ist optimistisch: „30 Prozent ist ambitioniert, aber wenn alle mitmachen, halte ich das für realistisch.“ Die Entscheidung fällt im September – es bleibt ein Krimi um bezahlbares Wohnen in Köln. (red)