Zoff um 300-Millionen-VertragOB Reker pfeift Baudezernent Greitemann zurück

Das Kaufhof-Areal an der Leonhard-Tietz-Straße in der Kölner Innenstadt

Das Kaufhof-Areal an der Leonhard-Tietz-Straße in der Kölner Innenstadt

Nach den Äußerungen von Baudezernent Markus Greitemann zum umstrittenen 300-Millionen-Euro-Mietvertrag für die alte Kaufhof-Zentrale kontert jetzt die Sprecherin von Oberbürgermeisterin Henriette Reker – und stellt die Dinge unmissverständlich klar.

Zoff um die alte Kaufhof-Zentrale! Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat über ihre Sprecherin dem Baudezernenten Markus Greitemann deutlich widersprochen.

Der hatte nach Bekanntwerden der Prüfung des 300-Millionen-Euro-Mietvertrags selbstbewusst in der „Kölnischen Rundschau“ verkündet: „Ich bin sicher, dass die Prüfung unser Handeln im Verwaltungsvorstand bestätigt.“ Eine Aussage, die im Büro der OB für Kopfschütteln sorgt.

Alte Kaufhaus-Zentrale: Kölner Stadtverwaltung will als Mieterin einziehen

Greitemann, der für die CDU auch Oberbürgermeisterkandidat ist, wollte damit wohl andeuten, dass die gesamte Stadtspitze mit allen Dezernentinnen und Dezernenten sowie der Oberbürgermeisterin hinter dem umstrittenen Deal steht. Doch den Mietvertrag hatte die städtische Gebäudewirtschaft ausgehandelt – und deren Chef ist Greitemann selbst.

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Die prompte und klare Antwort aus dem Rathaus folgte auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Die Beigeordneten verantworten ihre jeweiligen Fachressorts. Der Verwaltungsvorstand ist ein Beratungsgremium der Oberbürgermeisterin und kein Entscheidungsgremium“, stellte Simone Winkelhog, stellvertretende Sprecherin von Reker, klar.

Heißt im Klartext: Die Verantwortung liegt nicht bei allen, sondern bei Greitemanns Abteilung.

Die Prüfung des Rechnungsprüfungsamtes beziehe sich eben nicht auf das „Handeln im Verwaltungsvorstand“, wie Greitemann behauptete. Tatsächlich stand das Thema in den vergangenen vier Jahren nur viermal auf der Tagesordnung des Gremiums.

„Dabei hat der verantwortliche Beigeordnete (Markus Greitemann, Anmerkung der Redaktion) über Belegungspläne und Umbaumaßnahmen informiert, die der Verwaltungsvorstand diskutiert und beraten hat“, so Winkelhog.


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Besonders brisant: In den entscheidenden Jahren 2023 und 2024 tauchte das Thema kein einziges Mal im Verwaltungsvorstand auf! Und das, obwohl genau in dieser Zeit die Kosten explodierten. Eine Prognose der Vermieterin Swiss Life ergab: Der Umbau kostet nicht nur die Miete, sondern zusätzlich 120 Millionen Euro. Zu teuer, entschied Greitemann und änderte die Pläne – informierte das Gremium aber offenbar nicht.

Die Folge des Chaos: Die Stadt konnte zum 1. Januar 2024 nicht wie geplant in den Gebäudekomplex einziehen. Seitdem laufen Monat für Monat Mietausfallkosten auf, die die Vermieterin Swiss Life geltend macht.

Im laufenden Jahr 2025 tauchte die Kaufhof-Zentrale dann zwar wieder zweimal auf, doch der politische Druck wächst. Inzwischen steht eine breite Mehrheit im Stadtrat aus Grünen, SPD, Linke, FDP und Volt dem Vorhaben kritisch gegenüber und verwehrt Greitemann bislang die Freigabe der jetzt auf 50 Millionen Euro reduzierten Umbaukosten. Es fehle an Transparenz.

Nur die CDU hält die Anmietung weiterhin für wirtschaftlich und vermutet hinter der Kritik ein Wahlkampfmanöver. Greitemann selbst sagte am Donnerstag (24. Juli), er wolle sich zu einem späteren Zeitpunkt zu den Vorgängen äußern. (red)