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„Setz dich, Neger“Kopfnuss im Bus: Wie eine Kölnerin den Alltagsrassismus erlebt

MebratHalle

Die Kölnerin Mebrat Halle schildert ihre Erlebnisse mit Rassismus.

von Markus Krücken (krue)

Köln – Die große Rassismus-Debatte.

Am Wochenende gingen in Köln Tausende auf die Straße, um in Gedenken an den ermordeten US-Amerikaner George Floyd ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen.

Mebrat Haile (41) war froh, als sie das mitbekam. Sie ist im Sudan geboren, lebt seit 24 Jahren in Deutschland. Was Rassismus ist, hat sie am eigenen Leib erlebt.

Alles zum Thema Carolin Kebekus

Kopfnuss im Bus: Er sagte Neger zu mir

Die Kölner Kellnerin und Flüchtlingshelferin mit deutschem Pass erklärt im EXPRESS, warum auch Köln ihrer Meinung nach und Erfahrungen zufolge ein Rassismus-Problem hat.

„Als ich nach Deutschland kam, wurde mir bewusst, dass mich Leute anders ansehen“. schildert sie. Denn sie hat auch Erfahrungen gemacht, die man nicht machen möchte und oft nur vom Hörensagen kennt.

In den letzten Jahren war sie selbst Betroffene von Angriffen, tätlich und auch verbal.

„2014 war ich auf dem Weg zur Arbeit am Chlodwigplatz ins Restaurant Filos. Morgens um 10 Uhr wollte mich jemand nicht in den Bus lassen. Linie 133. Er versperrte mir erst den Weg. Und sagte: 'Setz dich, Neger'.

Ich fand das Schlimmste, dass die Menschen drumherum nicht geholfen haben. Er war Mitte 30 und auch nicht betrunken.

Er gab mir aus dem Nichts eine Kopfnuss, Ich habe geblutet. Selbst der Fahrer griff nicht ein. Ermittelt wurde der Täter nie.“

Ältere Dame rastete im Bus aus

Nur ein Einzelfall? Leider nicht. Erst vergangenes Jahr gab es dann fast eine Neuauflage.

Die Mutter eines Sohnes schildert: „2019 im Bus schrie eine ältere Dame zu mir: 'Scheiß Ausländer'. Immer weiter. Da aber schmiss der Busfahrer sie raus.

Diese Erfahrungen nehmen zu, das erzählen mir auch Kollegen, die eine ähnliche Herkunft, ob vom Balkan oder dem arabischen Raum, haben. Auch in Köln gibt es ein Rassismus-Problem, das kann ich bestätigen.“

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„Justice“, also Gerechtigkeit, hatte sich dieser Demonstrant auf die Schutzmaske geschrieben.

Mebrat, die mehrere Sprachen beherrscht, arbeitete zuletzt bis zur Corona-Krise in einem Flüchtlingsheim, bereitete für die Bewohner Asyl-Anträge vor und organisierte die Zimmerverteilung.

Ihr Zuhause, das sei Köln, sagt sie, sie hat den deutschen Pass: „Ich denke, wir sind auf dieser Erde alle nur zu Besuch und verlassen sie irgendwann. Für mich gibt es keine Farben. Seit der Flüchtlingswelle 2015 sind die Blicke der Menschen andere geworden. Ich versuche, sie zu ignorieren.“

Kölnerin Mebrat: Die Demos sind ein gutes Zeichen

Die Sendung von Carolin Kebekus zum Rassismus-Thema (hier lesen Sie mehr) neulich hat sie gerne gesehen. Wie auch die Bilder der Demo an der Deutzer Werft vom Wochenende: „Ich fand die Demos am Wochenende klasse. Meine Familie war auch dort.

Man sollte immer ein Zeichen setzen. Das sollten wir alle öfter machen. Ich verstehe auch die Menschen in den USA, die auf die Straße gehen. Meine Tante lebt auch in den Staaten und erzählt mir, was da täglich los ist.“

Lesen Sie hier mehr: Der Kommentar zu den Demos

Sie hofft, dass durch die Jugend ein neues Denken in den Köpfen einsetze. Das aufhört, zwischen schwarz und weiß zu trennen: „Rassismus gibt es überall auf der Welt. Zum Glück sind die Jugendlichen lockerer. Ich hoffe, dass der Rassismus in den nächsten Generationen verschwindet. Mama, was ist das N-Wort? Das habe ich von meinem Sohn in der Grundschule gehört. aber zum Glück nur einmal.“

Poet rührt mit Posting

Mit ihren Erfahrungen ist Mebrat indes nicht alleine. Mit seiner Frau Joelle verfasste auch der bekannte Blues-Musiker und Poet Richard Bargel ein emotionales Posting in den sozialen Netzwerken.

Seine Botschaft: „Vorurteile hat jeder, das ist normal. Ich nehme mich davon nicht aus. Doch sind wir gefordert diese ständig auf den Prüfstand zu stellen“.