Die Freude über erneuten Nachwuchs bei den Löwen im Kölner Zoo währte nur kurz. Denn die Babys mussten eingeschläfert werden. Den Verantwortlichen blieb keine andere Wahl, sagen sie. PETA übt heftige Kritik.
Löwen-Drama in Köln„Babys wie am Fließband“: Heftige Kritik wird laut – Zoo wehrt sich

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Das Kölner Löwenpaar Gina und Navin (hier im August 2019) bekam überraschend früh wieder Nachwuchs.
Es ist ein Drama, das allen das Herz bricht. Auch – und vor allem – den Mitarbeitenden des Kölner Zoos. Dennoch gibt es Kritik am Handeln der Verantwortlichen.
Am Montagvormittag war bekanntgeworden, dass zwei kürzlich geborene Löwenbabys eingeschläfert wurden. „Mutter ‚Gina‘ hat die Jungtiere auch nach mehreren Tagen nicht richtig angenommen und versorgt“, hieß es in der Mitteilung des Zoos.
Scharfe Kritik von PETA: „Keine Ausrutscher, sondern trauriger Alltag“
Scharfe Kritik gab es von der Tierschutzorganisation PETA. Sie fordert ein Ende der Löwenhaltung im Zoo, Babys der Großkatzen würden „wie am Fließband“ gezüchtet werden.
Dr. Yvonne Würz, Biologin bei PETA, kommentiert das Drama in Köln: „Ihr 2024 geborener Nachwuchs war noch nicht einmal von der Mutter unabhängig, schon musste Löwin Gina erneut gebären – nur damit die Neugeborenen wenig später getötet werden“. Solche „grausamen Vorgänge“ seien „keine Ausrutscher, sondern trauriger Alltag hinter den Mauern von Zoos“, so Würz. PETA findet: „Die Zuchtpolitik ist verantwortungslos und muss beendet werden.“
Auch in den sozialen Medien gab es nach der traurigen Nachricht viel Anteilnahme – aber auch teils harsche Kritik. Einige Tierliebhaberinnen und -liebhaber fragten, warum die Löwenbabys nicht per Hand hätten aufgezogen werden können?
Ähnlich hatte der Zoo es etwa zuletzt bei Pinguin-Nachwuchs „Pinte“ gemacht.
Dazu äußerte sich der Zoo bereits so: „Ebenfalls in enger Abstimmung mit dem Zuchtprogramm für Asiatische Löwen wurde bereits im Vorfeld gemeinsam entschieden, auf eine Handaufzucht der Löwenjungtiere zu verzichten, da dies zu einer Fehlprägung dieser Löwen auf Menschen führen würde.“
Die Entscheidung, den Löwen-Nachwuchs einzuschläfern, hatten die Verantwortlichen „nach sorgfältigen Abwägungen aller zuständigen Biologen und auf Empfehlung des Zuchtbuchführers für Asiatische Löwen, sowie nach tiermedizinischer Indikation“ getroffen.
Kölner Zoo verteidigt sich: Es blieb keine andere Wahl
Und warum wurde eine Trächtigkeit nicht verhindert? Dass Löwinnen sich zuerst um ihren älteren Nachwuchs kümmern, sei nur natürlich.
Daher seien auch „die Überlebenschancen des sehr früh geborenen jüngsten Wurfs von Anfang ausgesprochen gering“ gewesen, so der Zoo. Dennoch kam es erneut zum Nachwuchs.
Auf Nachfrage von EXPRESS.de erklärte ein Sprecher: „Ein Eingriff in die Verhütung kann immer zu Schwierigkeiten bei der Fruchtbarkeit führen, das wollten wir nicht riskieren.“ Denn Gina sei „sehr wertvoll für das Zuchtprogramm“. Die Hoffnung ist, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt erneut Nachwuchs zur Welt bringen kann – und diesen dann auch großzieht. Löwen sind eine Besonderheit unter den Großkatzen, bei ihnen ist dafür auch der Vater mitverantwortlich. Somit war es für den Zoo auch keine Alternative, die Eltern zu trennen, bis die älteren Kinder ausgezogen sind.
Der Sprecher weiter: „Wir wollten und konnten sie nicht separieren. Wir wollen für möglichst realistische, naturnahe Verhaltensweisen sorgen.“
Nur kurzzeitig gab es die Hoffnung, Gina würde sich auch um den neuen Nachwuchs ausreichend kümmern. Doch dann wollte sie immer wieder zu ihren älteren Nachkommen. Schließlich blieb dem Zoo keine andere Wahl, als die bereits völlig entkräfteten Babys einzuschläfern. „Um ihnen unnötiges Leid zu ersparen.“
Klar ist auch: In der Wildnis herrscht eine noch härtere Realität. Die Zoo-Verantwortlichen: „Dort herrscht eine sehr hohe Sterblichkeit (50-70 Prozent) bei Würfen und Junglöwen im ersten Jahr. Es kommt durchschnittlich nur ein Wurf im Leben einer erwachsenen Löwin durch. Die Überlebenschancen von Würfen bei Löwen in Zoos sind insgesamt deutlich höher.“