Kölner mit guter GeschäftsideeSebastian (27) nutzt den Sneaker-Hype auf eigene Weise

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Sebastian Homburg beim EXPRESS-Besuch in seiner Sneaker-Werkstatt.

von Markus Krücken (krue)

Köln – Schuhe überall. Es riecht nach Reinigungs-Creme, das Graffiti-Logo an der Wand zeigt ebenfalls einen gebürsteten Schuh. Willkommen bei Dr. Sneaker!

Der Kölner Sebastian Homburg (27) hat sich mit einer eigenen Geschäftsidee zum Szene-Trend selbständig gemacht. Er bringt stylishe Sneaker wieder auf Vordermann!

Sneaker-Retter aus Köln: Sebastian (27) kriegt alles sauber

,,Ich wollte mich selbständig machen, kam aus der Gebäudereinigung. Ich dachte mir: Was kann man noch putzen? Ich habe dann im TV bei 'Galileo' eine Reportage über Jason Markk (Szene-Guru aus Los Angeles, USA, Anm. d. Red.) gesehen und dachte: Ich mache das.“

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Zwar sind offizielle Statistiken zu Sneakern Mangelware, doch soll sich der Marktanteil von verfügbaren Sportschuhen hierzulande innerhalb von nur zehn Jahren auf zehn Prozent – und damit nahezu verdoppelt haben.

Vom Bank-Vorstand bis zur Diskomaus trägt heute jeder gerne sportliches Schuhwerk, die großen Hersteller scheffeln Milliarden. Nike ist mit einem Jahresumsatz von mehr als 22 Milliarden US-Dollar Branchenkrösus. Auch Luxusmarken wie Dior und Gucci – längst dabei.

Und: Der Hype hat gerade erst begonnen. Limitierte Sneaker-Kollektionen stellen bereits begehrte Anlageprodukte an Onlinebörsen wie klekt.com dar. Seltene Treter sind Spekulationsobjekte. Vor allem historisch bedeutende Exemplare erzielen Unsummen.

Sneaker-Hype eskaliert: fast eine halbe Million für Schuhe

Der kanadische Sammler Miles Nadal blätterte jüngst satte 437.500 Dollar für einen „Moon Shoe“ aus dem Jahr 1972 bei einer Sotheby's-Auktion hin. Doch auch abseits des Auktionsmarktes entpuppen sich die Sneaker als Investment, können durchaus 10.000 Dollar und mehr kosten.

Der gebürtige Kalker Homburg weiß das: „Mittlerweile geht der Hype quer durch Deutschland von Jung bis Alt. Die Leute, auch zunehmend Frauen, sammeln keine Briefmarken mehr, sondern Sneakers. Und das wirklich oft zur Wertsteigerung.

Sneaker-Hype: Social Media hat die Entwicklung beschleunigt

Manche Schuhe sind nach einem Jahr das Dreifache wert. Durch Social Media hat die Entwicklung einen richtigen Schub bekommen.

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Marcello Casula aus Stuttgart baut sein Business ebenfalls aus.

Denn: Jene Schuhe, die z.B. die von den großen Marken-Herstellern bezahlten Instagram-Influencer tragen, sehen hunderttausende User. Sportler, speziell Basketballer, bringen längst eigene Kollektionen heraus. Ebenso Sänger wie Pharrell Williams.

Homburg erklärt: „Dagegen gibt es auch eine richtige Oldschool-Szene. Deren Vertreter sagen, Sneakers müssen getragen werden, nicht gesammelt. Doch allgemein gilt: Der Sneaker ist ein Lifestyle-Produkt. Kein Sportschuh mehr.“

Sneaker-Werkstatt in der Kölner Südstadt

Sebastian hat eine kleine Werkstatt seit November 2018 in der Südstadt. Sein Kumpel Marcello Casula die seinige in Stuttgart. Es ist ein neu entstehender Geschäftszweig in Deutschland. Nur in Berlin und Kassel gebe es, sagen sie, weitere „Reinemacher“ für Sneakers.

„In Amerika gibt es das an jeder Ecke, in Indonesien sind es mehr als 50 Läden. In Holland sieben oder acht“, so Homburg.

Casula: „Die Arbeit mit den Schuhen ist ein guter Nebenverdienst. Wichtig ist mir vor allem, dass ich meine Stammkunden behalte, aber trotzdem arbeite ich ständig daran, neue Kunden dazuzugewinnen, um mir deutschlandweit einen Namen zu machen. Messen wie die Laced up in Düsseldorf, Würzburg und Konstanz sind immer eine gute Promo für mich.“

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Dr. Sneaker an seiner Ladentheke in der Kölner Südstadt.

Sneaker-Hype in Köln: Kreativität sind keine Grenzen gesetzt

Schuster, betonen beide, seien sie nicht. Casula: ,,Das ist ja das Schöne an dieser Schuhart. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Ob bunt oder schlicht, man findet auf den Straßen einfach alles. Natürlich gibt es Sneakertrends, die sind aber meistens sehr schnelllebig. Ein Trend, der jedoch schon ewig hält und auch noch lange nicht abflacht, ist der Air Jordan 1. Mit diesem Schuh ist man immer in Mode. Mir persönlich ist sehr wichtig, dass ich mich mit meinem Sneaker wohl fühle und der Schuh zu mir passt."

Dr. Sneaker über seine Arbeit: „Das erste, was ich mache, ist: Ich gucke mir den Schuh an und gebe dem Kunden eine Beratung. Sagt er mir: Stell mir den hin wie neu, dann ist man bei etwa 35 Euro. Nicht jeder will das aber. Da reicht auch eine kleine Reinigung.“

Sneaker-Putzer aus Köln: Anthony Modeste ist Kunde

Der außergewöhnliche Service aus seiner „Sneaklean“-Werkstatt hat sich rumgesprochen.

So zählen etwa FC-Sturmstar Anthony Modeste und Rapper Mo-Torres zu Sebastians Kunden. Er sagt: „Ich habe mir meinen Traum auf eigenes Risiko wahr gemacht und möchte nachhaltig erfolgreich sein."