Abo

Kölner Geisel-Prozess„Goldpate“ Fauzi K. packt aus

Der „Goldpate“ Fauzi K. beim Prozess im Landgericht mit seiner Verteidigerin Funda Bicakoglu.

Der „Goldpate“ Fauzi K. beim Prozess im Kölner Landgericht mit seiner Verteidigerin Funda Bicakoglu.

Im Prozess um die brutale Geiselnahme in einer Kölner Villa packt der „Goldpate“ Fauzi K. aus. Unter Tränen gesteht er seine Rolle als Lockvogel – und wie er am Ende selbst zum Retter wurde.

Tränen im Gerichtssaal! Fauzi K., der sich im Netz als „Goldpate“ mit goldener Pistole inszenierte, bricht zusammen. Er war die Schlüsselfigur bei der Geiselnahme in einer Rodenkirchener Villa. Er war der Lockvogel. Doch dann kam alles anders.

Seine Anwältin Funda Bicakoglu kündigt an: „Er wird seinen Tatbeitrag in eigenen Worten beschreiben.“ Und das tut er. Das berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Alles begann mit einem gigantischen Drogen-Raub: 350 Kilo Marihuana wurden einer Bande aus Kalk geklaut. Die Jagd auf die Drogen und die Diebe und Diebinnen begann.

Der „Goldpate“ kannte eine Frau aus dem Ruhrgebiet, in deren Umfeld die Diebe vermutet wurden. Er nahm Kontakt auf. Ein fingierter Drogenkauf von nur 30 Gramm Gras bei ihrem Lebensgefährten brachte die brutale Gewissheit für die Kalker Bande: Das Siegel auf der Ware war identisch. Es waren ihre Drogen!

„Goldpate“ Fauzi K.: „Sermet fühlte sich verarscht“

Der Plan des Drogenbosses Sermet A. war eigentlich, bei einem vorgetäuschten Großdeal die Drogen mit Gewalt zurückzuholen. Aber das Paar aus Bochum zögerte, spielte auf Zeit. „Sermet fühlte sich verarscht“, berichtet Fauzi K. im Gericht. Der Boss tobte am Telefon: „Was sind das für Spielchen?“

Plötzlich war Fauzi K. Teil einer Entführung. Er lockte das Paar in ein Industriegebiet. Dort wurden die beiden in einen Transporter gezerrt und in die Villa in Rodenkirchen verschleppt. Als der „Goldpate“ nachkam – „ich musste noch tanken“, so seine bizarre Erklärung – sah er das Grauen: Im Keller wurden die Opfer mit Metallstangen misshandelt.

Ein Anblick, der alles veränderte. Fauzi K. nannte das Vorgehen seiner Komplizen und Komplizinnen „unmenschlich“. Er wollte nur noch weg. Nach einem Streit mit dem Bandenboss Sermet A., der immer per Telefon dabei war, verließ er panisch die Villa.

Er raste mit dem Auto nach Hause und tat das einzig Richtige: Er rief die Polizei. Ein Spezialeinsatzkommando stürmte daraufhin das Haus und konnte die beiden Geiseln befreien. Weil er jetzt als Kronzeuge umfassend auspackt, kann Fauzi K. auf eine mildere Strafe hoffen. Ihm und den anderen Mittätern und Mittäterinnen drohen sonst bis zu 15 Jahre Haft. Der mutmaßliche Drahtzieher Sermet A. muss sich ebenfalls bald vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft fordert für ihn sogar die anschließende Sicherungsverwahrung. (red)