Nahezu täglich werden in Köln Autokennzeichen geklaut. Die Polizei nennt Zahlen und erklärt, was dahintersteckt. Aktuell hat es einen beliebten Kölner Wirt getroffen.
Kölner Kult-WirtÄrger wegen Kennzeichendiebstahl

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Erdogan Sahin („Point One“) ist einer von monatlich im Schnitt 200 Betroffenen von Kennzeichendiebstahl.
Aktualisiert06.09.2025, 15:50
Als der Kölner Wirt Erdogan Sahin nachts gegen 2.30 Uhr den Rollladen seiner Fußballkneipe an der Venloer Straße heruntergelassen hat, hat er es zu seinem an der Fuchsstraße gegenüber der Moschee geparkten Auto nicht weit.
Er bemerkt erstmal gar nicht, was los ist. Erst, als er daheim in Weidenpesch angekommen ist, sieht der beliebte Gastronom: Sein Wagen hat gar keine Kennzeichen. Weder vorne, noch hinten.
Hier könnte man fast schmunzeln, aber „den Sahin“, wie ihn seine Stammgäste alle beim Nachnamen nennen, den hat die Geschichte „Nerven, Zeit und Geld gekostet“, wie er erzählt. Der Betreiber der Sportsbar „Point One“ ist einer von zahlreichen Autobesitzern in Köln, denen in der Vergangenheit die Autokennzeichen gestohlen wurden.
2302 solcher Fälle weist die Polizeistatistik für das Jahr 2023 aus, im darauf folgenden Jahr lag die Zahl der Kennzeichendiebstähle bereits bei 2422 (entspricht einem monatlichen Mittelwert von 201 Fällen).
Ein Sprecher der Polizei bezeichnet das „Phänomen des Kennzeichendiebstahls“ in Köln als „weiterhin präsent“. Eine Zu- oder Abnahme der Fallzahlen lässt sich noch nicht feststellen, aber im Juni dieses Jahres etwa wurden 194 Fälle registriert, was in etwa dem durchschnittlichen Niveau der monatlichen Zahlen der vergangenen Jahre entspricht.
Bei den Tätern sind zwei Motive auszumachen, erläutert der Polizeisprecher. Zum einen würden die Kennzeichen gestohlen, um an TÜV- und Zulassungsplaketten zu gelangen. Diese lassen sich demnach nur schwer ablösen, ohne beschädigt zu werden – deshalb würden meist mehrere Kennzeichen mitgenommen und sie dann in Ruhe zu bearbeiten und die Plaketten vom Untergrund zu trennen. Der Polizeisprecher erklärt weiter: „Die Plaketten landen dann auf gefälschten Kennzeichen, die an gestohlenen oder unterschlagenen Fahrzeugen angebracht und anschließend mit falschen Papieren verkauft werden sollen.“
Darüber hinaus würden gestohlene Kennzeichen häufig beim Delikt des Tankbetrugs eingesetzt: „Die Täter bringen sie an ihren Fahrzeugen an, um eine Identifizierung an videoüberwachten Tankstellen zu erschweren.“
Diebstahl von Kennzeichen schnell zur Anzeige bringen
Es sei wichtig, dass der Diebstahl von Kennzeichen zeitnah zur Anzeige gebracht wird, damit diese in die polizeiliche Fahndung aufgenommen werden können. Die Polizei empfiehlt außerdem. Kennzeichen fest zu verschrauben, da diese deutlich seltener Ziel von Diebstählen sind. „Ansonsten ist das ein Klacks“, weiß auch Erdogan Sahin, „das Kennzeichen lässt sich in Sekunden aus der Halterung lösen.“
Der Wirt vom „Point One“ hat sein neues Kennzeichen wie empfohlen jetzt mit vier Schrauben befestigt. Insgesamt habe ihn die Neubeschaffung deutlich über Hundert Euro gekostet, davon allein 35 Euro für die Bereitstellung des Fahrzeugbriefes durch die Autofirma, da der Wagen finanziert ist und die Bereitstellung des Dokuments (per Post) in Rechnung gestellt wird. Insgesamt habe das Prozedere zehn Tage gedauert, in denen der Wirt seinen Mazda nicht nutzen konnte.