Mieterverein tobtKeine Ausländer: Diskriminierung beim Kölner Studierendenwerk
Köln – Rund 100.000 Studierende gibt es in Köln, das sind rund zehn Prozent der Bevölkerung. Auch sie müssen irgendwo wohnen.
Das Kölner Studierendenwerk – dem nicht alle Hochschulen angeschlossen sind – bietet aktuell 5031 Zimmer in Wohnheimen an. Zu wenig für die rund 87.000 Studierenden im Einflussbereich des Studierendenwerks.
Köln: Studierendenwerk richtet sich an Vermieter
Also spricht das Studierendenwerk auch Privatvermieter an, die Zimmer, Apartments, Einliegerwohnungen an Studenten vermieten wollen. Auf der Internetseite des Studierendenwerks können Vermieter nicht nur Größe und Kosten von Zimmern oder Wohnungen angeben, sondern sie können auch bestimmte Personengruppen ausschließen.
Vermieter können ankreuzen, dass sie „nur Nichtraucher“, „nur Frauen“, „nur Männer“, „keine WG“, „nur Wochenendheimfahrer“ oder „keine Paare“ als Mieter wollen. Außerdem können sie ankreuzen, dass sie „auch Musikstudenten“ und „auch Ausländer“ akzeptieren.
Efkan Kara (CDU): „Das ist Diskriminierung!“
„Das ist schon ein starkes Stück“, findet CDU-Ratsherr Efkan Kara. „Ich finde es absolut diskriminierend, dass ausgerechnet das Studierendenwerk in einer so weltoffenen Stadt wie Köln Vermietern die Möglichkeit bietet, Ausländer als Mieter auszuschließen.“
Hans Jörg Depel (Mieterverein): „Das geht gar nicht“
Auch Hans Jörg Depel, Geschäftsführer des Mietervereins, hält die Auswahlmöglichkeit „auch Ausländer“ für diskriminierend. „Wenn der Vermieter selbst im Haus wohnt, hat er zwar größeren Einfluss auf die Mieterauswahl, er kann als strammer Katholik zum Beispiel Mieter mit anderen Religionszugehörigkeiten ausschließen.“
Auch sei es nachvollziehbar, wenn eine 85-jährige Dame ein Zimmer in ihrer Wohnung lieber an eine Frau als an einen Mann vermieten will, dass der Nichtraucher nicht an Raucher oder die Geräuschempfindliche nicht an Musikstudenten vermieten will.
„Aber der Ausschluss aller nichtdeutschen Nationalitäten erfüllt den Tatbestand der Diskriminierung“, so Depel. „Das geht gar nicht.“
Köln: 100.000 Studierende, 12 Prozent Ausländer
Rund zwölf Prozent der 100.000 Studierenden in Köln sind Ausländer. Den höchsten Ausländeranteil hat die Musikhochschule – 41,5 Prozent der 1164 Studierenden hier sind keine Deutschen. Es folgen die Kunsthochschule für Medien (35,2 Prozent von 378 Studierenden) und die Cologne Business School (26,9 Prozent von 1420 Studierenden).
Klaus Wilsberg: „Mit unseren Grundsätzen nicht vereinbar“
Dr. Klaus Wilsberg, Pressesprecher des Kölner Studierendenwerks, ist denn auch peinlich berührt, als EXPRESS ihn auf die Auswahlmöglichkeiten für Vermieter anspricht. „Das war mir so nicht bekannt – und das werden wir schleunigst rausnehmen“, verspricht er. „Es ist ja auch mit unseren Grundsätzen nicht vereinbar, zumal wir selbst ja auch anders handeln: Von den aktuell 5031 Zimmern in unseren Wohnheimen haben wir rund 44 Prozent an Ausländer vermietet.“
Zimmer in einem Wohnheim des Studierendenwerks kosten zwischen 147 Euro und 380 Euro warm pro Monat, wobei die Zimmer bis zu 38 Quadratmeter groß sind. Im Schnitt koste ein Zimmer 262 Euro warm, so Dr. Wilsberg.
Studierendenwerk in Köln ändert Seite
Zwei Stunden nach dem Anruf des EXPRESS waren alle Ausschlusskriterien von der Vermieter-Angebotsseite des Studierendenwerks verschwunden.
OB Henriette Reker: „Köln ist international!“
Oberbürgermeisterin Henriette Reker (62, parteilos) ist irritiert und erfreut zugleich: „Köln ist eine internationale und multi-kulturelle Metropole. Unsere Hochschulen tragen mit ihren Studierenden zu dieser Vielfalt erheblich bei. Dewegen kann ein bewusstes Ausschließen von Ausländern keinen Platz in unserer Stadt haben – und ich bin froh, dass das Studierendenwerk so schnell reagiert hat.“