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Interview

Am 11.11. in KölnDiese Finger bringen die Menschen zur Ekstase

Olli Briesch als Rocker verkleidet.

Nicht wiederzuerkennen: 1Live-Moderator Olli Briesch legte an Karneval als Rocker im KamelleClub auf.

Die beiden DJs Olli Briesch und René Pera legen am „Elften im Elften“ in der Halle Tor 2 beim KamelleClub auf. Im EXPRESS.de-Interview sprechen sie über die Suche nach dem neuen Sessionshit.

Zu einer guten Karnevalsparty gehört ein kreatives Kostüm, eine bunte Dekoration, jet zo müffele un zo süffele und ein guter DJ, der die passenden kölschen Hits parat hat. Diese Mischung präsentiert am „Elften im Elften“ zum dritten Mal der KamelleClub.

Ab 14 Uhr geht’s in Halle Tor 2 schon mit dem Warm-up-Programm los. Chantarella und die abgefahrene Kamelle-Kapelle heizen am Nachmittag ein. Ab 18 Uhr beginnt dann der Abriss mit Grüngürtelrosen, Mätropolis, Räuber und Cat Ballou.

KamelleClub mit Grüngürtelrosen, Mätropolis, Räuber und Cat Ballou

Zwei Jecke wollen zum Sessionsstart mit ihren Fingern die Menge zur Ekstase bringen. Am DJ-Pult stehen 1Live-Star-Moderator Olli Briesch (50) und René Pera (48), der es meisterhaft versteht, Karnevalshits und Dancefloor-Kracher miteinander zu mischen.

Im EXPRESS.de-Interview sprechen die beiden über den Reiz von Karneval, mögliche Sessionshits und das richtige Fingerspitzengefühl für die feiernden Menschen.

René, du kommst eigentlich aus Korschenbroich am Niederrhein. Wie hat es dich in den Kölner Karneval verschlagen?

René Pera: Ich bin 1996 als Immi nach Köln gekommen und habe erstmals im ehemaligen „Kääzmanns“ in Bickendorf Karneval erlebt und dadurch die kölsche Seele verstanden. Aufgelegt habe ich anfangs aber zunächst nicht im Karneval. Doch 2018 haben mich die Blauen Funken erstmals für ihre neue Partyreihe „blu|white“ im Bootshaus gebucht. Die Kombination aus Karneval und Dancefloor hat unheimlich gut funktioniert.

DJ René Pera steht am Mischpult.

René Pera ist ein absoluter Experte, wenn es darum geht, kölsche Hits mit Dancefloor-Hits zu mischen.

Und wann hat sich der gebürtige Trierer Briesch mit dem jecken Virus angesteckt?

Olli Briesch: Ich bin 2000 zu 1Live gekommen und habe anfangs in der Nähe vom Brauhaus Unkelbach gewohnt. Meine Bude war an den tollen Tagen immer voll mit Karnevals-Touristen. Da war ich von Anfang an mitten drin, habe jedes Jahr meine Playlist aktualisiert, aber nie aufgelegt. An Weiberfastnacht habe ich immer mal im 1Live-Programm den einen oder anderen Refrain eingestreut, damit auch alle in Ostwestfalen wussten, was hier los ist.

Du bist auch stets im Kostüm in den Sender gekommen.

Olli Briesch: Da war ich manchmal ein Exot. Wir hatten mal die Amerikanerin Ava Max im Sender zu Besuch, die hat gar nicht verstanden, was hier los ist. Als Ed Sheeran 2017 zu Gast war, hat der sich direkt meine Kapitänsmütze geschnappt. Der wäre am liebsten gleich losgezogen, musste aber leider weiter.

Olli Briesch und Michael Imhof stehen mit Ed Sheeran im Studio.

2017 hatten Olli Briesch (l.) und sein Kollege Michael Imhof (r.) Superstar Ed Sheeran an Karneval zu Besuch bei 1Live.

Wie fühlt es sich als Radio-Moderator denn an, vor Hunderten Jecken aufzulegen?

Olli: Ich bin es ja gewohnt, immer viel zu quatschen. Das muss man da nicht. Aber im Grunde fällt es mir leicht, weil ich quasi 20 Jahre Kneipen-Praktikum hinter mir habe. Ich weiß, wann welcher Song funktioniert.

In diesen Wochen sind wieder rund 100 neue kölsche Titel erschienen. Wie sehr interessieren die euch schon?

René Pera: Mich sehr, ich höre mir da alles im Vorfeld an. Natürlich hat man als DJ ein Rüstzeug aus Klassikern, die immer funktionieren. Aber ich finde es total spannend, wie sich die neuen Lieblinge im Laufe der Session herauskristallisieren. Zu Beginn kann man es gar nicht sagen, welcher Song der Hit wird. Es gibt Stücke, die ich gerne missionarisch verbreite, bis die Menge sie liebt. Ich bin beispielsweise ein großer Fan von Cat Ballou und ihrem modernen Sound.

Die Band Mätropolis beim Auftritt im KamelleClub.

Beste Stimmung beim Auftritt von Mätropolis im KamelleClub. Die Band um Frontfrau Linda Teodosiu ist auch am „Elften im Elften“ wieder mit dabei.

Olli Briesch: Ab Anfang Januar zeichnet sich ab, welcher Song wirklich knallt. In den Vorjahren habe ich bei „Oben unten“ von den Räubern oder „Rakete“ von Mätropolis sofort gespürt, dass die Songs funktionieren und ein Hit werden. Neue Songs haben es aber meist brutal schwer, bis sie akzeptiert werden. Das erlebe ich auch immer bei 1Live. Da spielen wir stellenweise Titel dreimal am Tag. Nach drei Wochen prüfen wir dann deren Bekanntheitsgrad per Marktforschung. 80 Prozent sagen dann immer noch, dass ihnen das Lied unbekannt sei. Und mir als Moderator hängt es fast schon an den Ohren raus.

René Pera: Bei der „Karnevalsmaus“ von Druckluft zeichnet sich ab, dass das wohl einer der Kracher der Session wird. In Köln funktionieren Titel, wo die Menge einstudierte Bewegungen dazu machen kann. Aber letztlich gibt es noch viele weitere Faktoren, die mit einfließen.

Olli, welche Lieder legst du besonders gerne auf: Party-Kracher oder Schunkel-Hymnen?

Olli Briesch: Ich mische das meistens. Nur Vollgas, das hält auf Dauer keiner aus. Mein magischer Moment in der vergangenen Session war, als der ganze Saal „Stääne“ von den Klüngelköpp gesungen hat. Das will ich wieder erleben. Ich habe auf jeden Fall Respekt vor Renés Kunst, immer mal auch eine Dancefloor-Nummer einzustreuen. In der Kneipe wird in solchen Fällen ja oft gesungen: „Das ist keine Karnevalsmusik.“

René Pera: Wenn man 20 kölsche Hits spielt, schafft man mit dem 21. keine Steigerung der Stimmung mehr. Kommt zwischendurch aber mal ein anderer Sound, dann eskaliert die Menge beim nächsten Karnevalshit wieder total. Ich weiß, dass ich die Menge kriege, nur nicht wann. Der Schlüsselmoment für den KamelleClub war nach dem Rosenmontag 2024, als ich auf dem Rudolfplatz aufgelegt habe und 3000 Menschen friedlich und stimmungsvoll gefeiert haben. Da kam die Idee auf, dieses Feeling in eine Partylocation zu bringen.

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Olli Briesch: Mich schreiben immer viele an, wo man denn am 11.11. hingehen könnte. Keiner hat Lust, stundenlang vor einer Kneipe in der Schlange zu stehen. Da ist so eine sichere Location die perfekte Anlaufstelle. Und im letzten Jahr haben alle Altersschichten zusammen gefeiert. Die 20-Jährigen, aber auch die, die schon den dritten Sänger der Höhner kennen.

Zu Gast sind auch die Grüngürtelrosen. Olli ist da offenbar Fan, oder?

Olli Briesch: Ja, ich werde mich offiziell dort bewerben, damit ich dauerhaft in deren Chor mitsingen kann. Ich hab‘ gehört, dass man zum Aufnahmegespräch die Leberwerte vom Arzt mitbringen sollte…