Gorillas, Flink und Co.Mehrere Städte drohen mit harten Maßnahmen – so ist die Situation in Köln

Ein Fahrer des Lieferdienstes Gorillas ist am 20. August 2021 in der Kölner Südstadt unterwegs. In diesem Fall entgegengesetzt der Einbahnstraße, aber das Schild weist darauf hin, dass es erlaubt ist.

Ein Fahrer des Lieferdienstes Gorillas ist am 20. August 2021 in der Kölner Südstadt unterwegs. In diesem Fall entgegengesetzt der Einbahnstraße, aber das Schild weist darauf hin, dass es erlaubt ist.

In Köln sind mehrere Kurierdienste unterwegs, die Lebensmittel ausliefern – doch nicht immer läuft das nach Plan. Die Niederlande planen rigorose Maßnahmen.

von Matthias Trzeciak  (mt)

Die Corona-Pandemie hat sie groß gemacht: Gemeint sind die Lieferdienste wie Gorillas, Flink oder Getir. Hier können Kölner und Kölnerinnen vor allem Lebensmittel bestellen. Geliefert werden die dann ruckzuck – die Unternehmen versprechen Lieferzeiten von nur wenigen Minuten.

Ausgeliefert wird die Ware meist mit E-Bikes. Das kann auf der Straße schon mal zu gefährlichen Situationen führen. Abgesehen von den Konflikten im Verkehr – in vielen Kölner Veedeln entstehen Verteilerzentren, die sogenannten „Dark Stores“ hinter zugeklebten Fenstern.

Gorillas, Flink oder Getir: So ist die Situation in Köln

Während in den Niederlanden der Widerstand wächst, scheint in Köln die Welt noch in Ordnung zu sein. Wie eine Sprecherin der Stadt Köln auf EXPRESS.de-Nachfrage erklärt, sei bei dem städtischen Ordnungsdienst bisher lediglich eine Bürgerbeschwerde wegen Lärms am frühen Morgen eingegangen. Dabei sei die Anlieferung der Ware wohl etwas zu laut gewesen.

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Weitere Beschwerden seien beim Ordungsamt der Stadt Köln bisher nicht gemeldet worden.

Hingegen scheint die Situation in Amsterdam und Rotterdam immer mehr aus dem Ruder zu laufen. Jetzt hat Rotterdam sogar vorläufig die Einrichtung von Lagerräumen der Online-Lieferdienste verboten, berichtet „Business Insider“. Anwohner klagten über Lärm, blockierte Gehwege und Gefahren im Verkehr, begründete die Stadt das harte Durchgreifen. Auch in Amsterdam sollen Lager in zentraler Lage verboten werden. Berlin prüft ähnliche drastische Schritte.

Entsprechende Depots in der Innenstadt und die daraus resultierenden kurzen Wege sind das Erfolgsgeheimnis von Gorillas und Co. Nur so kann die Kundschaft schnell beliefert werden.

Gorillas betreibt in Köln fünf Depots

Der Bringdienst Gorillas betreibt in Köln insgesamt fünf Depots:

  1. Kaiser-Wilhelm-Ring
  2. Marsiliusstraße
  3. Severinstraße
  4. Venloer Straße
  5. Xantener Straße

Zudem beschäftigt das Unternehmen in Köln rund 250 Fahrer, die die Waren zur Kundschaft bringen.

Das Gorillas-Depot (Foto vom 20. August 2021) in der Severinstraße in der Kölner Südstadt

Das Gorillas-Depot (Foto vom 20. August 2021) in der Severinstraße in der Kölner Südstadt

Die Liefergebiete in Köln sind:

  1. Altstadt
  2. Ehrenfeld
  3. Nippes
  4. Südstadt
  5. Sülz

Die Anbieter Flink und Getir wollten auf EXPRESS.de-Nachfrage keine Zahlen nennen. Weder über die Depots noch über die Zahl der Mitarbeiter.

Um in den „Dark Stores“ für Ruhe zu sorgen, rüstet Gorillas derzeit deutschlandweit die Räder der Rollwagen auf lärmreduzierende Softrollen um, erklärt eine Unternehmenssprecherin gegenüber EXPRESS.de.

Gorillas in Köln: Softrollen sollen für Ruhe sorgen – Fahrtraining für die Kuriere

Damit die Kuriere sicher im Straßenverkehr unterwegs sind, haben alle Gorillas-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ein Sicherheitstraining durch die Dekra. „Da unsere Fahrer und Fahrerinnen sich sicher durch die Straßen und den Verkehr bewegen müssen, umfasst unser Onboarding-Prozess verschiedene Schulungen zur Sicherheit am Arbeitsplatz und zu den Verkehrsregeln, die für alle neuen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen obligatorisch sind.“

Außerdem erscheint zu Beginn jeder Schicht eine Sicherheitserinnerung in der App für die Fahrer und Fahrerinnen.

„Jeder wird daran erinnert, einen Sicherheitscheck durchzuführen, bevor er auf den Bildschirm ‚Dienst‘ zugreift. Die Erinnerung wird auch bei jeder Bestellung angezeigt“, versichert die Sprecherin.

Gefährlich Fahraktionen – beispielsweise in der Kölner Südstadt

Wichtige Maßnahmen, die dringend notwendig sind, weiß Andreas Hupke (Grüne), Bezirksbürgermeister der Kölner Innenstadt. Auch wenn der Stadt Köln bisher nur eine Beschwerde vorliege, Hupke hört da andere Berichte von Bürgern und Bürgerinnen. So gebe es schon brenzliche Zwischenfälle im Straßenverkehr.

Auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) spricht von Gefahrenstellen. Beispielsweise an der Baustelle am Waidmarkt in der Kölner Südstadt. Nicht weit von dem Nadelöhr entfernt befindet sich ein Warendepot. Kuriere donnern direkt am Eingang des dortigen Gymnasiums vorbei, obwohl ein Schild deutlich darauf hinweist, dass dort Radfahren zum Schutz der Fußgänger verboten ist.

Generell befindet sich das Geschäft mit dem Online-Lebensmittelhandel im Aufwind. Allein in den vergangenen zwei Jahren hat sich der Umsatz in Deutschland verdoppelt. Auch der Kölner Supermarkt-Riese Rewe bietet seit einigen Jahren einen Lieferservice an. Allerdings ohne Highspeed-Versprechen.