Er war ein Meisterspieler des 1. FC Köln und hat im Viertel Ehrenfeld seine Spuren hinterlassen.
FC-LegendeSimmet hinterließ in Ehrenfeld seinen Namen

Copyright: Ayhan Demirci
Hier saß Heinz Simmets Firma: Die Wandreklame existiert noch, der Malerbetrieb nicht mehr.
Aktualisiert
Der 1. FC Köln tut gut. All die Erinnerungen! In zehn Jahren zwischen 1968 und 1978 stand der FC, Fußballmacht am Rhein, sechsmal im DFB-Pokalfinale. Er unterlag 1:2 gegen die Offenbacher Kickers, ebenso 1:2 gegen Bayern München und verlor mit demselben Score dramatisch gegen Borussia Mönchengladbach – aber dreimal triumphierten im Endspiel die Kölner. Mit dem Höhepunkt 1978, als der Club neben dem Pott auch die Meisterschale holte, das Double!
Es waren goldene Zeiten. Sie sind lange her. Aber man zehrt davon, ein Leben lang.
Danke also, Heinz Simmet. Unter den Siegertypen des Teams war der defensive Mittelfeldspieler der emsige Arbeiter, der den Stars der Mannschaft wie Wolfgang Overath, den Rücken freihielt.
So bescheiden seine Art, so groß war sein Anteil am Erfolg des FC. Und aus heutiger Sicht fast schon skurril: Parallel zur leidenschaftlichen Tätigkeit als Bundesligaspieler führte Heinz Simmet, der eine solide Handwerkerausbildung genossen hatte, einen eigenen Malerbetrieb. Die Spuren davon sind am Haus Wissmannstraße in Ehrenfeld zu sehen: „Heinz Simmet Malerwerkstätten“ steht dort, dazu ein angedeuteter Regenbogen in den Farben Grau, Weiß und Orange.
Simmet, der aus dem Örtchen Göttelborn im Saarland stammte, hatte noch vor seiner Fußballerkarriere eine Malerlehre in der Firma seines Bruders absolviert. Mit einem Gesellenbrief in der Tasche landete der kickende Handwerker über den SV Göttelborn, Borussia Neunkirchen und Rot-Weiss Essen schließlich beim 1. FC Köln und wurde ab dem 1. Juli 1967 Angestellter des Clubs.

Copyright: imago images/Thomas Zimmermann
Heinz Simmet jubelt mit dem DFB-Pokal nach dem Sieg des 1. FC Köln im Pokal-Finale 1977 gegen Hertha BSC Berlin.
Der Junge aus der Provinz, defensiver Mittelfeldspieler, hinterließ am Ende ein schillerndes Erbe. Vier Titel hatte Simmet geholt und in insgesamt 477 Pflichtspielen 49 Treffer für den FC erzielt.
Und dann war da noch dieses Ding für die Ewigkeit: Heinz Simmet spielte sich in die Geschichtsbücher des deutschen Fußballs. Zwischen April 1970 und Dezember 1977 verpasste der Profi kein einziges Bundesligaspiel – keine Verletzung, keine Krankheit, keine Sperre und keine sportliche Degradierung, die ihn vom Rasen ferngehalten hätte. So stellte Simmet mit 259 Liga-Auftritten in Folge eine Bundesliga-Bestmarke auf, die bis heute Bestand hat.
Als der Kölner Meisterspieler und Rekordhalter am 31. Januar 2024 im Alter von 79 Jahren starb, telefonierten die Sportredakteure des EXPRESS mit Simmets einstigem Teamkameraden Karl-Heinz Thielen, der sein Staunen über die heute undenkbare Dauerpräsenz auf dem Platz bewahrt hatte: „Ja, das ist unglaublich.“

Copyright: imago sportfotodienst
Der 1. FC Köln am 25.2.78 im Derby gegen Borussia Mönchengladbach (1:1): Von rechts: Heinz Simmet, Keeper Toni Schumacher und der Gladbacher Rainer Bonhof im Kampf um den Ball.
Thielen, selbst ein FC-Urgestein, wurde in der Zeitung zitiert: „Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass Heinz mal nicht gespielt hat. Er hat überragende Arbeit abgeliefert, er war eine Bank, ein sehr guter Fußballer und ein sehr lustiger Kerl.“
Wie der Vater, so der Dirk. Dirk Simmet, Sohn der FC-Legende, hat ein schelmisches Lachen. Und auch er ist Malermeister, die Lehre hat er beim Vater gemacht. „Wir sind immer gut zurechtgekommen“, sagt er, als er vor dem Gebäude steht, in dem das 2012 liquidierte Unternehmen seines Vaters saß: „Im ersten Stock war das Büro, und im Keller das große Lager.“

Copyright: IMAGO/Dahmen
Talentiert an Armen und Beinen:Heinz Simmet war als Malermeister und auch Fußballer in seinem Element.
1973, in dem Jahr, als er mit dem 1. FC Köln Vizemeister hinter Bayern München geworden war, hatte sich Heinz Simmet in die Firma Hinterkausen in Köln-Sülz eingekauft, später den Betrieb alleine weitergeführt und war nach Ehrenfeld gezogen. Den Fußball und die Firma, das habe der Vater mit Hilfe eines Geschäftsführers, den er eingestellt hatte, gut hinbekommen. Das Unternehmen habe zeitweise bis zu 50 Angestellte gehabt, erzählt der Sohn.
Privat bezog Heinz Simmet 1980 mit seiner Familie ein Zweifamilienhaus in Hürth vor den Toren Kölns – mit seinem Mannschaftskameraden, dem FC-Torhüter Toni Schumacher und dessen Familie. Auch am Geißbockheim, der Geschäfts- und Trainingszentrale des 1. FC Köln, kreuzten sich die Wege Heinz Simmets nach seiner Fußballkarriere mit dem Club. Dort sei sein Vater mehrmals angerückt, zum Beispiel für die ganzen Malerarbeiten am Neubau. Dirk Simmet ist sicher: „Er hat dem FC einen guten Preis gemacht.“

Copyright: Bast-Verlag
Cover Kölner Geheimnisse Band 2 von Ayhan Demirci und Maira Schröer
Diese Geschichte stammt aus dem neuen Köln-Buch „Kölner Geheimnisse Band 2/ 50 neue spannende Geschichten aus der Dom-Metropole“, das im Bast-Verlag erschienen ist (192 Seiten, 24 Euro). Sieben Jahre nach Erscheinen des ersten Bandes sind es diesmal die Autoren Ayhan Demirci und Maira Schröer, die sich auf die Spuren Kölner Geschichte begeben haben und ausgehend von Objekten und Relikten in der Stadt von außergewöhnlichen Begebenheiten erzählen.

