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Nach Rassismus-Eklat im WDRKölner Comedian: Einen Begriff finde ich ganz schlimm

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Seine Paraderolle: Als Klomann wurde Dave Davis bundesweit bekannt, hier ein Foto aus dem Jahr 2009 im Pantheon-Theater in Bonn.

Köln – „Ich bin ein Baby mit Migrationshintergrund“, sagt der Comedian Dave Davis. 1973 wurde er in Köln geboren. Aber schon acht Monate später siedelten Mama und Papa mit Dave nach Bonn um. So ein Spruch ist die lustige Seite des Künstlers. Doch Davis (48), der sowohl im Kabarett als auch im Karneval zu Hause ist, kann auch anders, wie er im Köln-Gespräch beweist. Das entstand bei einem Spaziergang am Eierplätzchen (Römerpark) in der Südstadt.

  • Dave Davis: Durchbruch als „Motombo Umbokko“
  • Kabarettist entsetzt über WDR-Sendung
  • Song schreiben für die Höhner

Dave Davis: Motombo Umbokko ist seine Paraderolle

EXPRESS: Dave, Sie treten im normalerweise im Kölner Karneval als Klomann Motombo Umbokko auf. Was sagen Sie zu dem Vorwurf, dass Sie gerade dadurch das Klischee vom Schwarzen bedienen? Dave Davis: Ich bin dankbar für konstruktive Kritik. Wer sich aber daran stört, dass ich als Schwarzer einen Toilettenmann spiele, dä hätt ene Ratsch am Kappes. Die Figur des Motombo habe ich als eine Art Hofnarr erschaffen. Er weist auf gesellschaftliche Missstände hin, ohne dabei geköpft zu werden. Natürlich hätte ich auch einen Chefarzt spielen können. Wer aber im Porsche über das Überleben referiert, wirkt unglaubwürdig. Ein guter Narr ärgert „die da Oben“ und tritt nie „den kleinen Mann“. Nicht umgekehrt. Das gilt sowohl Karneval als auch auf der Kabarettbühne.

Worin liegt der Unterschied zwischen den zwei Auftrittsformen? Beim Kabarett habe ich 90 Minuten Zeit, bei einer Sitzung muss ich die Leute sofort kriegen. Ein Beispiel aus dem letzten Jahr: Polizeisitzung im Maritim. Das war also vor dem Tod von George Floyd und den darauffolgenden Auseinandersetzungen in den USA. Ich gehe durch den Saal und denke: „Junge, du musst was sagen.“ Denn Polizei und Rassismus waren und sind ja auch in Deutschland ein Thema. Ich also rauf auf die Bühne. Und meine ersten Worte waren: „Ich bin schwarz, bitte nicht aus Reflex schießen.“ Es ging ein Raunen durch den Saal. Solche Spitzen liebe ich!

Alles zum Thema Höhner

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Ne echt kölsche Jung: Dave Davis in der Südstadt, aufgenommen am 4. Februar 2021.

Wo spielen Sie am liebsten in Köln? Im Karneval ist der Gürzenich mein Favorit, ganz klar. Der Saal ist einfach die Krönung. Wenn ich Comedy und Kabarett mache, trete ich am liebsten im „Gloria“ auf. Claudia Wedell und Michael Zscharnack leiten den Laden mit ganz viel Herzblut.

Schreiben Sie alle Texte selbst? Grundsätzlich ja. Ich habe mal drei Autoren ausprobiert, ävver dat wor nix! Bis ich Tolga Talas kennengelernt habe. Der arbeitet hauptberuflich in Köln bei einer Telekommunikationsfirma. Und mit dem funktioniert’s. Gemeinsam haben wir einen Gag auf den Missbrauch in der katholischen Kirche geschrieben, was ja aktuell in Köln durch die Affäre um Kardinal Woelki ein großes Thema ist.

Und wie geht der Gag? „Manche katholische Priester machen es wie der DFB: Die stecken viel in den Nachwuchs.“ Heftig, aber Humor darf auch aufrütteln.

Dave Davis: Song komponieren für die Höhner

Sie komponieren auch. Für welche Kölner Gruppe würden Sie gerne mal einen Titel schreiben? Am allerliebsten für die Höhner. Henning Krautmacher ist für mich ein Sinnbild für die ganze Gruppe. Allein dieser Schnurrbart! Den sollte er in Gips gießen und als Messerbänkchen verkaufen.

„Die letzte Instanz“: Dave Davis kritisiert WDR-Sendung

Es hilft nix: Wir müssen über die Rassismus-Diskussion der WDR-Talkshow „Die letzte Instanz“ reden. Ich habe mir an den Kopf gefasst, das war unfassbar! Und das war nicht etwa bei RTL, sondern im WDR! Die hätten zum Beispiel mich als Schwarzen einladen können. Die Frage ist doch: Bin ich vom Rassismus betroffen? Wer kein Roma, Sinti oder Schwarzer ist, stört sich nicht am Zigeunerschnitzel oder dem N-Wort. Wir Deutsche haben den Nationalsozialismus erlebt. Deshalb haben wir die damals zahlreichen Adolf-Hitler-Plätze verbannt. Oder gibt es heutzutage eine „Josef-Goebbels-Kita“? Nein, weil wir diesbezüglich Betroffene sind.

Was ist in Ihren Augen die Lösung? Offener Dialog. Ein Beispiel: Ich war für die Hochzeitsfeier des Sohnes eines Kölner Geschäftsmannes engagiert und habe so richtig auf Kölsch losgelegt. Am Ende kam eine ältere Frau zu mir und sagte: „Also, wat Sie da afjerisse han, dat wor der Hammer. Dat Sie Kölsch-Platt sprechen, Sie als…“ Die Dame eierte herum; wusste nicht wie sie mich bezeichnen sollte. Ich sagte: „Schwarzer“. Da schlug sie sich die Hand vor den Mund und schrie: „Nein!!!“ Jetzt weiß sie, dass Schwarzer sagen okay ist. Gerade deshalb wäre ein offener Dialog, ohne dass man den anderen fertig machen will, so wichtig.

Was würden Sie ändern? Am schlimmsten finde ich das Rumgeeiere. Dabei ist die Sache doch ganz einfach: Ich bin ein Schwarzer und Sie sind ein Weißer. Ganz schlimm finde ich „Farbiger“. Außerdem: Der einzige Farbige, den ich kenne, ist der Clown Oleg Popov mit dem grell geschminkten Gesicht und der roten Nase, und der lebt nicht mehr. Die ganze Debatte nimmt momentan absurde Formen an.

Haben Sie dafür ein Beispiel? Ja, eine WDR-Diskussionsrunde mit Bettina Böttinger im Juni in der „Harmonie“ in Bonn zum Thema Rassismus. Ein Mann meinte, er wisse nicht, wie er Menschen meiner Hautfarbe ansprechen solle. Seine Oma habe noch „Neger“ gesagt. Da reißt sich eine Frau das Mikro und sagt: „Es kann doch nicht wahr sein, dass in dieser Sendung das N-Wort fällt.“ Es gebe genügend Bücher, mit denen man sich informieren könnte. Und ich dachte: Klar, ein Maurer kommt fertig von der Arbeit nach Hause und schnappt sich als Erstes eine Broschüre der Bundeszentrale für politische Bildung und liest einen Aufsatz über Sklaverei. Ich hätte die Frage angenommen und ihm meine Sicht mitgeteilt.