Neuer Pop-up-Biergarten in Köln?Köbes verteilt Kölsch, hat aber wichtige Botschaft

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Aktivist Kalle Gerigk als Köbes bei der Kundgebung gegen die Privatisierung von öffentlichen Plätzen am Gereonshof in Köln

von Adnan Akyüz (aa)

Köln – Prost, Gereonshof! Auf Kölns derzeit streitigstem Platz wurde am Freitag um 11.11 Uhr der „Pop-up-Biergarten am Gereonshof“ eröffnet – aus Protest. Als Köbes verkleidet hat Aktivist Kalle Gerigk mit Demonstranten der Initiative „Recht auf Stadt“ sowie einigen Lokalpolitikern gegen die Schließung des Platzes für die Öffentlichkeit protestiert. Die zentrale Frage der Kundgebung: „Wem gehört die Stadt?“

Der Kölner Aktivist Kalle Gerigk, der 2014 wegen seiner Räumung aus seiner Wohnung im Agnesviertel bundesweit als Miet-Rebell bekannt geworden war und Mitarbeiter des Kölner Wohnungsamtes ist, schlüpfte in ein Köbes-Kostüm und verteilte mit einem Kranz fleißig Kölsch und kalte Getränke an Passanten und etwa 20 Demo-Teilnehmer. „Öffentliche Straßen und Plätze dürfen nicht privatisiert werden”, sagte er bei der Aktion in der Innenstadt.

Vor einigen Wochen hatte ein privater Sicherheitsdienst noch Passanten vom Platz verscheucht. Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Dezernentin Andrea Blume schritten ein und machten den Platz nach einer Einigung mit den Eigentümern der Firma „Proximus“ wieder für alle zugänglich.

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Demo am Gereonshof in Köln gegen Privatisierung von öffentlichen Plätzen

Für die Aktivisten, wie Kalle Gerigk, noch nicht genug: „Wir wollen nicht hinnehmen, was hier passiert ist. So etwas sollte nicht möglich sein. Wir wollen verhindern, dass so etwas in Zukunft wieder passiert. Wem gehören die Städte in Deutschland? Wem gehört Köln?”

Aktivist Kalle Gerigk bei Demo am Gereonshof in Köln: „So klamm kann keine Stadt sein“

Dass zuvor schon Teile des Mediaparks und Olivandenhofs in Köln oder etwa auch in Berlin Plätze privatisiert wurden, „dürfe nicht noch mal passieren”, so Gerigk. Der Aktivist weiter: „Es darf nicht sein, dass Städte, Plätze und Straßen verkaufen. So klamm kann doch keine Stadt sein. Straßen und Plätze gehören uns allen.”

Während der Kundgebung gab es noch ein Ständchen, bei dem der Bläck-Fööss-Klassiker „En unserem Veedel“ in „En unserem Gereonshof“ umgedichtet wurde.

Aktivisten befürchten Steigerung des Mietspiegels durch Privatisierung

Warum sie gegen die Privatisierung protestieren, erklärt der Aktivist so: „Damit steigt der Mietspiegel in der Gegend. Ein Apartment in der obersten Etage des Neubaus soll für sechs Millionen Euro verkauft worden sein. Die Miete für eine Zwei-Zimmer-Wohnung soll bei 1500 Euro liegen. Nicht mal der Mittelstand kann sich das dann noch leisten.“

EXPRESS berichtete schon 2012, dass Wohnungen für 4500 Euro pro Quadratmeter im benachbarten Gerling Quartier verkauft werden.