Abo

Ärger in KölnAnwohner stinksauer über Geisterhäuser

Im Kölner Auenviertel sorgen Geisterhäuser für jede Menge Wut bei Anwohnern und Politik.

Ein Bild des Jammers, das für gewaltigen Frust sorgt! Mitten im schicken Kölner Auenviertel vergammelt ein Haus mit Wellblechfassade an der Arndtstraße 12. Die Außenwand ist von Moos und Rost zerfressen.

Seit Jahren steht das Einfamilienhaus aus dem Jahr 1951 leer. Was genau passiert ist, bleibt ein Rätsel. Der heutige Eigentümer hüllt sich in Schweigen.

Im gesamten Viertel gibt es eine ganze Armada von Geisterhäusern, während in Köln Tausende verzweifelt eine Wohnung suchen. Ein Anwohner, der anonym bleiben will, ist stinksauer und zählt gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf: An der Gneisenaustraße 2, der Mainstraße 76, der Hermann-Löns-Straße 21 – überall stehen Häuser seit Ewigkeiten leer.

Sogar eine herrschaftliche Villa an der Uferstraße 34 verfällt. An der Rotdornstraße 19 wohnt seit Jahrzehnten niemand mehr, daneben ein brachliegendes Grundstück und das nächste Leerstands-Haus mit der Nummer 25.

Ein Fertighaus aus den 50er-Jahren an der Arndtstraße 12 gammelt vor sich hin.

Ein Fertighaus aus den 50er-Jahren an der Arndtstraße 12 gammelt vor sich hin.

Immerhin: An der Rotdornstraße gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer. Die Häuser gehörten einer bekannten Kölner Gastronomin, die vor Jahren verstarb. SPD-Ratsfrau Berit Blümel, die in der Nachbarschaft wohnt, berichtet: „Die Erben scheinen Pläne mit dem Elternhaus und mit der Brache zu haben“, so die Politikerin. „Aber alles dauert wohl sehr lange mit der Entschlussfassung und den Genehmigungen.“

Blümel beklagt den Leerstands-Irrsinn im Viertel. „Ich habe im Sommer an über 5000 Haustüren geklingelt“, sagt sie. Ihre schockierende Einschätzung: „Zehn Prozent der Wohnungen und Häuser im Wahlkreis Rodenkirchen Marienburg scheinen unbewohnt.“ Angesichts der Wohnungsnot in Köln ein absoluter Skandal.

Die Stadtverwaltung bestätigt auf Nachfrage, dass es für das Haus Rotdornstraße 25 Pläne gibt. Dort soll ein Mehrfamilienhaus mit drei Wohnungen entstehen. Für die Brache und das andere Geisterhaus daneben liegen der Stadt aber keine Pläne vor.

Ein Anwesen an der Rotdornstraße 25 soll bald in drei Wohneinheiten umgebaut werden.

Das Anwesen an der Rotdornstraße 25 soll bald in drei Wohneinheiten umgebaut werden.

Ein weiteres Beispiel für den Behörden-Wahnsinn findet sich an der Mainstraße 76. Der Eigentümer schiebt die Schuld auf das Bauaufsichtsamt. Die Genehmigung für seine ersten Pläne habe über ein Jahr gedauert. Da waren die Baukosten schon so explodiert, dass sich das Vorhaben nicht mehr lohnte.

Auch der zweite Anlauf mit einem Fertighaus wurde durch Verzögerungen bei der Abrissgenehmigung ausgebremst. Nun soll es nächstes Jahr endlich klappen. Der frustrierte Eigentümer sagt, er habe durch die Verzögerung nicht nur viel Geld, sondern auch „jegliches Vertrauen in die Stadtverwaltung verloren“.

Doch warum greift die Stadt nicht härter durch? Die Sache ist kompliziert. Viele der Häuser sind schon so lange unbewohnt, dass sie nicht unter die aktuelle Wohnraumschutzsatzung fallen. Dieser Schutz gilt erst für Leerstand nach 2019. Als wäre das nicht schon schlimm genug, gibt die Stadt zu, dass das zuständige Amt wegen Personalmangels völlig überlastet ist. Neue Meldungen und weniger wichtige Fälle werden einfach auf die lange Bank geschoben. (red)