Zwei Stunden „Standfestigkeit“ beweist das Spitzmaulnashorn bei der Paarung. Ob das die 1400 Singles im Kölner Zoo inspiriert hat? Beim großen „Singleabend“ am Freitag suchten sie zwischen Pinguinen und Elefanten nach der großen Liebe.
Speed-Dating und Tier-RomantikTierisch was los beim Singleabend im Kölner Zoo

Copyright: Laura Schmidl
Neben dem Flamingogehege konnten sich die Singles auf der Tanzfläche näherkommen.
Was die Tiere können, wollen die Menschen auch! Beim Singleabend im Kölner Zoo am Freitagabend (1. August 2025) war tierisch was los. Zooführerin Anke Kammann sorgte mit pikanten Details aus dem Tierreich für Stimmung: Als sie von der zweistündigen Standfestigkeit des Nashorn-Bullen erzählte, entfuhr einer Besucherin ein lautes „Uiuiui“, ein Herr pustete beeindruckt die Luft durch die Lippen.
Insgesamt 1400 Singles waren an diesem Abend auf der Pirsch. Der Zoo wollte die perfekte Kulisse bieten. Und tatsächlich: Bei den Humboldt-Pinguinen knisterte es gewaltig! Die turtelnden Tier-Pärchen schnäbelten, was das Zeug hält – und ernteten dabei so manchen neidischen Blick von den menschlichen Singles.
Um dem eigenen Liebesglück auf die Sprünge zu helfen, gab es Speed-Dating an zwei Stationen, Chill-Out-Zonen zum „Balzen“ oder die klassische Anmache an der Getränke-Schlange. Ein Aufkleber verriet, ob man Männlein oder Weiblein sucht.
Julia Sander, die den Singleabend mitentwickelt hat, erklärt die Idee: „Man hat sofort ein Gesprächsthema, weil die Menschen, die in den Zoo gehen, direkt etwas verbindet.“ Der Zoo sei ein geschützter Raum, anders als bei Dates in der freien Wildbahn der Großstadt.
Doch nicht bei allen sprang der Funke über. „Wo sind die Männer?“, fragten sich Katja (30) und Nadine (36) aus Mönchengladbach. Die beiden Freundinnen beklagten einen Frauen-Überschuss. „Eigentlich sind wir vor allem auf der Suche nach einem Mann für sie“, sagte Nadine und zeigte auf ihre Freundin.

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Nadine (l.) und Katja hofften beim Singleabend im Zoo auf einen Mann für Katja.
Ein bisschen mehr Organisation hätte den beiden gefallen. „Beim Speed-Dating wäre es schön, wenn es Slots für verschiedene Altersstufen gäbe“, fand Katja. „Es verläuft sich sehr und es wäre schön gewesen, wenn es zum Beispiel Spiele gegeben hätte.“ Ihr Fazit trotz allem: „Es ist schön, den Kölner Zoo am Abend zu erleben.“
Beim Speed-Dating selbst ging es hektisch zu. Zwei Minuten, um das Gegenüber zu überzeugen, dann wurde gewechselt. Manchmal ein angeregtes Gespräch, manchmal nur zustimmendes Nicken, während der andere monologisiert. Und manchmal schielte man schon neugierig zum nächsten Date – wie ein analoger Tinder-Swipe nach links.

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Romantik unterm Regenschirm? Nicht nötig. Nur kurz regnete es am Freitagabend.
André und Dany, beide 54, hatten auf Online-Dating keine Lust mehr. „Lieber live“, hoffte André, doch das Speed-Dating war schon ausgebucht. Bisher war niemand im Beuteschema dabei. Für Dany, die eine Frau sucht, war die Auswahl noch kleiner. Nur eine Handvoll Frauen mit dem roten Aufkleber – dem Zeichen für die Suche nach einer Partnerin – hatte sie entdeckt.
Auch Henrike (59) und Jane (62) warteten noch auf die große Liebe. „Wir haben eine Führung mitgemacht, die fanden wir auch richtig gut.“ Aber in Sachen Beziehung habe es sie nicht weitergebracht. Der Preis von 35 Euro für ein normales Ticket? „Hätte ich den Normalpreis bezahlt, wäre das doch etwas teuer gewesen“, meinte Henrike ehrlich.
Als es dunkel wurde, wagten sich die ersten auf die Tanzfläche
Als es dunkel wurde, wagten sich die ersten auf die Tanzfläche neben dem Flamingo-Gehege. Zwischen Erdmännchen, Elefant und Gin Tonic kam dann doch das ein oder andere Gespräch zustande: „Was machst du beruflich? Und wo wohnst du?“
Ob es für die große Liebe auf den ersten Blick reichte? Vielleicht ja so wie bei den Zoo-Aras Lotti und Diego. Die freiheitsliebende Lotti büxte den Tiertrainerinnen und Tiertrainern früher ständig aus, erzählt Zooführerin Kammann. Doch seitdem Diego da ist, weicht sie ihm nicht mehr von der Seite. Ein Happy End wie im Bilderbuch. (red)