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Kommentar zu ArmstrongDer Bösewicht als Engel: Ullrich kann wieder in den Spiegel schauen

Der deutsche Radprofi Jan Ullrich reicht dem späteren Tour de France-Sieger Lance Armstrong aus den USA auf der Schlussetappe 2004 die Hand.

Als sie noch Helden bei der Tour de France waren: Lance Armstrong und Jan Ullrich am 25. Juli 2004 auf der Schlussetappe nach Paris.

Man sieht sie lachend auf dem Rennrad. Lance Armstrong und Jan Ullrich radeln derzeit auf Mallorca – und stellen dabei sogar manche Szene aus gemeinsamen Tour-de-France-Zeiten nach. Ein Kommentar.

von Uwe Bödeker (ubo)

Palma. Jan Ullrich (47) und Lance Armstrong (50) reichen sich fürs Foto die Hand und fahren so gemeinsam die letzten Meter eines mallorquinischen Anstiegs hinauf. Viele Fans feiern die Szene, die an die Tour de France 2001 erinnern soll, als die beiden erbitterten Rivalen so ihren gegenseitigen Respekt auf der 14. Etappe ausdrückten.

Hand in Hand rollten sie damals als Dritter und Vierter gemeinsam über die Ziellinie im Skiort Luz Ardiden. Für manche sind die Bilder verstörend, weil die beiden den Radsport mit ihren Dopingvergehen in eine der größten Krisen des Weltsports geführt haben, die meisten Radsport-Fans aber feiern sie wie Helden. 

Lance Armstrong hat das Fahrerfeld bei der Tour de France jahrelang wie ein Mafia-Boss geführt. Wer ausscherte, wurde niedergemacht. Er log, er setzte unter Druck, er herrschte. Sein Team ordnete alles dem Erfolg unter. Und der war nur zu erreichen, wenn diverse Dopingpraktiken angewendet wurden. Später flog alles auf, 2012 wurde Armstrong rückwirkend ab 1998 lebenslang gesperrt, alle sieben Siege bei der Tour der France wurden aberkannt.

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Jan Ullrich und Lance Armstrong haben dem Radsport geschadet

Jan Ullrich flog kurz vor der Tour de France 2006 als Kunde des Dopingarztes Eufemiano Fuentes (66) auf. Die Radsport-Blase platzte mit massiven Folgen für den gesamten Sport vor allem in Deutschland: Top-Sponsoren zogen sich zurück, die ARD übertrug die Frankreich-Rundfahrt nicht mehr. Keine Frage: Die beiden haben ihrem Sport wohl mehr geschadet als genutzt.

Jetzt radeln sie wieder gemeinsam auf Mallorca. Man kann von den beiden halten, was man will, aber diese Aktion geht ans Herz, auch wenn Armstrong sie wie ein Amerikaner auch hollywoodmäßig inszeniert. Die Amis lieben solche Storys: zwei gefallene Helden, Pathos, Happy End.

Jan Ullrich hat seinen Absturz nie richtig verkraftet, er trank sich fast in den Tod, wie er nun selber sagt, versuchte seinen Geist mit Drogen zu betäuben. Und als er am tiefsten Punkt angekommen war, wie ein Häufchen Elend in der Entzugsklinik war, da zögerte sein alter Rivale Lance Armstrong keine Sekunde und flog aus den USA ein, um Ullrich beizustehen. Es war auch dieses Zeichen, das Ullrich half, sich aus dem Drogensumpf zu kämpfen.

Armstrong war für Ullrich da, als er am Boden lag

Drei Jahre später nun lud Armstrong den genesenen Ullrich zum Radfahren auf Mallorca ein. Sie lachen, sie kämpfen sich die Berge rauf, sie schwitzen gemeinsam. Solche Szenen zeigen: Es gibt auf der Welt kein Schwarz und Weiß. Es gibt kein Gut und Böse. In jedem von uns steckt von allem ein bisschen, mal mehr, mal weniger. Das Leben und die Menschheit sind also vielmehr grau – oder besser bunt.

Was Armstrong derzeit macht, hat viel Weiß. Er ist ein bisschen wie ein Engel, der Ullrich wieder Flügel verliehen hat. Und auch bei Ullrich ist nicht mehr alles schwarz im Leben, das ist einfach nur schön zu sehen. Am Ende des Tages zählt doch nur, dass jeder in den Spiegel schauen kann. Ullrich konnte das jahrelang nicht. Armstrong hat das wieder geändert mit einer großen Portion Menschlichkeit. Und das ist großartiger als alles andere, was er bisher im Leben geleistet hat.