Mallorca-Wut auf DeutscheTourismus-Ärger: Politik reagiert mit drastischer Warnung

Auf Mallorca nimmt der Unmut über den ungebremsten Tourismus zu, gerade Deutsche geraten dabei ins Visier. Jetzt reagiert die Politik.

von Béla Csányi  (bc)

Der Mallorca-Urlaub verspricht auch in diesem Jahr wieder bestes Sommerwetter für Millionen Reisende aus Deutschland – für viele könnte das Klima dennoch ungemütlich werden.

Wer sich von Temperaturen weit über 30 Grad noch nicht beeindrucken lässt, muss womöglich zumindest dann schlucken, wenn die Atmosphäre auf der Lieblingsinsel der Deutschen hitziger wird. Dort ist die Stimmung gegen den Tourismus mancherorts inzwischen derart rau, dass sich jetzt auch die deutsche Politik einschaltet.

Proteste gegen Tourismus werden immer deutlicher

CDU-Politiker Stephan Mayer sitzt im Auswärtigen Ausschuss der Bundesrepublik, ist mit diversen Auslands-Themen vertraut. Eines beschäftigt ihn derzeit ganz besonders: wütende Parolen und zum Teil gar verbale und körperliche Attacken auf Touristinnen und Touristen in Spanien.

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Mallorca ist nicht das einzige Beispiel, aber eines der extremsten. Immerhin lebt die Insel vom Tourismus, hat sich voll und ganz auf den bedeutendsten Wirtschaftszweig ausgerichtet. Längst nicht allen Einheimischen gefällt das, viele machen ihrem Ärger immer deutlicher Luft.

In Santanyí, eine der malerischen Gemeinden auf Mallorca, erwarten Reisende wütende Graffiti-Botschaften wie „Deutsche raus“. Ausländische Gäste werden in anderen Unmutsbekundungen gar „zur Hölle“ gewünscht. Mayer sagte der „Bild“: „Die ausländer- und deutschfeindlichen Parolen gegen Urlauber auf Mallorca sind nicht hinnehmbar.“

An vielen beliebten Standorten in Spanien, auf dem Festland etwa auch Barcelona oder Teile Andalusiens, äußern immer mehr Einheimische ihren Unmut gegenüber dem ungebremsten Tourismus. Der sorgt für erhöhte Preise, einen überhitzen Immobilienmarkt und knappen Wohnraum.

Mayer stellt dennoch klar: „Ich verstehe, dass die zunehmende Wohnungsnot und die steigenden Immobilienpreise auf den Balearen für viele Spanier frustrierend sind, aber schuld an der Misere sind sicher nicht die deutschen Touristen.“

Auch weitere Politiker wie Wolfgang Kubicki (FDP) und der hessische Europaminister Manfred Pentz (CDU) äußerten ihr Unverständnis über die feindselige Stimmung. Kubicki reagierte mit einer drastischen Warnung für Mallorca, sollten die Tourismus-Ströme ausbleiben: „Wenn diese Einnahmen wegbrechen, sieht es düster aus für die Insel.“

Mitte Juni hatten sich auf der Plaça d'Espanya im Zentrum der Inselhauptstadt Palma rund 8000 Menschen für Proteste versammelt. Neben den großen, organisierten Aktionen gibt es immer häufiger auch Aufbegehren in kleinem Rahmen, wie etwa mit den Parolen an Hausfassaden und Schaufenstern in Santanyí.

Auf Proteste im Vorjahr waren keine nennenswerten Maßnahmen der Regierung erfolgt, auch deshalb nehmen Wut und Radikalität der Botschaften zu. CDU-Politiker Pentz betonte daher ausdrücklich in Richtung seiner spanischen Berufskollegen: „Die Touristen sind nicht die Ursache des Problems, sondern die Folge jahrzehntelanger spanischer Politik.“