Finanz-Hammer vor Kölner GerichtAnwälte behaupten: Boxer Felix Sturm (40) ist pleite

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Felix Sturm nimmt beim Prozessauftakt im Gerichtssaal Platz, begleitet von seinen Anwälten.

Köln – Es ist der tiefe Fall des einstigen Box-Weltmeisters. Montag, 9.30 Uhr, Kölner Landgericht: Ein Justizwachtmeister führte Adnan Catic (40), besser bekannt als „Felix Sturm“, in Saal 112 des Kölner Justizgebäudes. Fotografen und Videoteams warteten auf den prominenten Angeklagten, der in U-Haft sitzt und sich unter anderem wegen Steuerhinterziehung verantworten muss.

Köln: Felix Sturm soll 5,8 Millionen Euro Steuern hinterzogen haben

Der Boxer soll in den Jahren 2009 bis 2017 erhebliche Einkünfte aus diversen Box-Wettkämpfen am Fiskus vorbei erzielt und so insgesamt 5,8 Millionen Euro an Steuern hinterzogen haben. Das könnte dem Deutsch-Bosnier, den Ermittler im April dieses Jahres auf der Kölner Fitness-Messe Fibo festgenommen hatten, in einem besonders schweren Fall der Steuerhinterziehung bis zu zehn Jahre Gefängnis einbringen. Zumal Sturm vorbestraft ist: Das Amtsgericht Köln hatte ihn im Jahr 2012 zu 22 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

Köln: Felix Sturm wegen Doping und Körperverletzung angeklagt

Weiter ist Sturm des Selbstdopings und der Körperverletzung angeklagt. Sturm war nach seinem Sieg am 20. Februar 2016 in Oberhausen in der WM-Revanche gegen den Russen Fjodor Tschudinow in A- und B-Probe positiv auf die anabole Substanz Hydroxy-Stanozolol getestet worden.

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Ein Bild aus Erfolgszeiten: Felix Sturm 2010 in der Lanxess-Arena, als er seinen Titel als WBA-Mittelgewichts-Weltmeister erfolgreich verteidigt hatte.

Dadurch sei auch der Tatbestand der Körperverletzung gegenüber Tschudinow erfüllt, so die Staatsanwaltschaft. Sturm hatte seinen WBA-Titel im Supermittelgewicht im Oktober 2016 niedergelegt und seitdem auch nicht mehr im Ring gestanden. Sein Kampfrekord steht bei 40 Siegen, fünf Niederlagen und drei Unentschieden.

Köln: Felix Sturm ist laut Anwalt Pleite

Beim Prozessauftakt verlas der beisitzende Richter zunächst Vermerke aus im Vorfeld geführten Rechtsgesprächen. Hier gaben die Verteidiger zu Protokoll, dass Felix Sturm aufgrund von Asbest-Befall in der JVA Ossendorf in ein anderes Hafthaus verlegt werden sollte. Das könnte Sturm, der unter Asthma leide, das sich in der Haft verschlimmert habe, die Möglichkeit nehmen, ganztags zu trainieren.

Die Verteidiger regten an, die U-Haft zu beenden. Noch sei Sturm topfit, Arthur Abraham stünde als Gegner bereit und auch die öffentlich-rechtlichen Sender hätten Interesse an einer Übertragung signalisiert. Die U-Haft könnte Sturms Verfassung verschlechtern. Ein weiterer Kampf könnte Geld in die Kasse spülen. Die Anwälte sagten, Sturm besäße mittlerweile keine finanziellen Mittel mehr, die er etwa für eine Kaution aufbringen könnte, womöglich könnte die Familie eine kleine Summe aufbringen. Die Anwälte sprachen die Hoffnung auf eine mögliche Bewährungsstrafe an.

Köln: Sturm küsst seine Ehefrau im Gerichtssaal

Fluchtgefahr sehen die Verteidiger nicht, diese hatte zuletzt aber noch das Oberlandesgericht angenommen. Sturm sei mit seiner Familie ja gerade aus Bosnien, wo die Lebenshaltungskosten viel geringer gewesen seien, nach Deutschland zurückgekehrt, da man sich dort nicht sehr wohl gefühlt habe. Sturms Vater habe die Rückkehr finanziell ermöglicht, da er in Bosnien ein Grundstück verkauft habe.

Sturm habe die Chance zu einem Finanzausgleich nur, wenn er in Freiheit wäre, so die Anwälte, die zwar Steuerhinterziehung sehen, aber nicht in dem vorgeworfenen Ausmaß. Auf die von der Staatsanwaltschaft genannten Summen habe Sturm nie Zugriff gehabt.

Das Gericht stellte die Frage zur Haftentscheidung zurück und beendete den Verhandlungstag. Am Dienstag will sich Sturm zu seinem Lebenslauf äußern. Bevor ein Wachtmeister den Boxer zurück in den Zellentrakt des Gerichts brachte, durfte Sturm nach Erlaubnis des Richters noch seine anwesende Ehefrau umarmen. Nach vielen Küssen wurde Sturm dann weggebracht.