Schöne Erinnerungen an Formel-1-Idol (+78)Seine wilden Jahre in Köln - Jochen Mass ließ es krachen

Jochen Maas sitzt in seinem Rennwagen.

Jochen Maas, hier am 1. April 1979 in seinem Rennwagen, verstarb an den Folgen eines Schlaganfalls.

Jochen Maas ist tot. Der 78-Jährige verstarb an den Folgen eines Schlaganfalls. Gegenüber EXPRESS.de erzählt sein Kölner Freund Rainer Braun Anekdoten über den ehemaligen Rennfahrer. 

von Oliver Reuter  (reu)

Das Formel-1-Rennen in Miami wurde überschattet von der traurigen Nachricht des Todes von Jochen Mass (+78). Der Rennfahrer und Lehrmeister von Michael Schumacher (56) starb in seiner südfranzösischen Wahlheimat an den Folgen eines Schlaganfalls, den er im Februar erlitten hatte (EXPRESS.de berichtete).

Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali (59) sagte: „Ich bin zutiefst traurig über die Nachricht, dass mein Freund Jochen Mass gestorben ist. Er hatte ein unglaubliches Leben im Herzen unseres Sports und er war ein wunderbarer Mensch, der das Leben umarmte und die Formel 1 liebte.“

Braun: „Um diese Zeit war schnell klar, dass da ein Supertalent heranreift“

Davon können auch Mass' Kölner Freunde einige Storys erzählen. Einer von ihnen ist Ex-Rennfahrer, Moderator und Autor Rainer Braun (85), der ihn im Tourenwagensport kennengelernt hatte.

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„Jochen fuhr einen Alfa GTA für den Rennstall von Helmut Hähn und ich einen BMW 2002 für Koepchen. Schon um diese Zeit war schnell klar, dass da ein Supertalent heranreift“, erzählt Braun im EXPRESS.de-Gespräch: „Jochen war nicht nur für mich ein wirklich lieber, herzensguter und treuer Freund. Sein Tod schmerzt deshalb alle, die ihn näher kannten, doppelt.“

Braun erinnert sich gerne an die alten Zeiten: „Jochen verbrachte seine ersten wirklich professionellen Rennjahre in Köln. Hier hatte sich in den frühen 1970er-Jahren ohnehin eine Art Rennsport-Spaßgesellschaft zusammengefunden.“ Er erklärt: „Neben dem aus Mannheim als neuer Ford-Werkspilot für den Capri RS zugezogenen Mass waren da noch der spätere Senna-Manager Domingos Piedade und die Ford-Motorsportmacher Jochen Neerpasch und Mike Kranefuss. Eine höchst brisante Mischung an Blödsinn, Spaß und mehr.“

Und Mass war der Wildeste auf und neben der Piste: „Jochen wurde 1971 Ford-Werksfahrer und bewohnte in Rheinnähe eine Junggesellenbude. Irgendwann schleifte er mich in seine Wohnung und zeigte mir stolz sein XXL-Wasserbett, eines der ersten Exemplare um diese Zeit. Warum es bald danach auslief, ist eine andere Geschichte.“

Mass knatterte aber nicht nur im Capri durch Köln. Braun erinnert sich: „Von seinen ersten Ford-Gagen legte er sich gleich eine schwere Kawasaki zu, mit der er gerne bei uns zu Hause aufkreuzte und zirkusreife Kunststückchen vorführte, wie beispielsweise auf dem Sattel stehend, mit Standgas vorm Haus auf und ab zu fahren.“ Das habe natürlich auch die Damenwelt beeindruckt, wie Braun schmunzelnd erzählt: „Seine Kölner Dauerfreundin namens Gaby war übrigens das aparte Werbegesicht von 4711.“

1972 Jochen Mass Bergheim mit Motorrad-Kunstückchen

Der tollkühne Pilot auf seiner Kölner Knatterbüchse: Im Jahr 1972 vollführt Jochen Mass auf seiner Kawasaki Kunststückchen.

Braun begleitete dann Mass' steile Karriere. „Unvergessen die Saison 1971, wo wir in der wilden Formel-Super V Teamkollegen im WR-Rennstall von Eberhard Winkler waren. In der EM-Serie sind wir quer durch Europa gereist. Sein Meisterstück lieferte er im Super V-Rennen vorm Formel-1-GP ab, als er seinen Verfolgern innerhalb von sechs Runden um 20 Sekunden davonfuhr“, berichtet er.

„1972 sind wir nach Monaco gereist, wo er beim Formel 3-Grand Prix eines seiner besten Rennen ablieferte und vor den Augen der versammelten Teamchefs einen bleibenden Eindruck hinterließ. Ein Jahr später, als Jochen schon in der Formel 1 angekommen war, stand er zusammen mit Rolf Stommelen sogar nachts bei der Journalisten-Rallye rund um Monaco für mich als fliegende Servicestation bereit“, betonte er weiter. 

Jochen Mass und Moderator Rainer Braun bei einer Rennwagenausstellung 1975 in Köln.

Jochen Mass und Moderator Rainer Braun bei einer Rennwagenausstellung 1975 in Köln.

Mit dem Vollgas-Zirkus tourte Mass dann um die Welt, gewann im Mai 1975 den Grand Prix in Barcelona. Braun erzählt: „Irgendwann um 1975 löste Jochen seinen Kölner Wohnsitz auf. Wegen seiner Formel 2 und Formel 1-Engagements haben wir im Laufe der Jahre dann immer seltener gesehen, aber nie aus den Augen verloren. Wenn wir uns bei einem Rennen mal wieder trafen, fragte er als erstes, wie es Frau und Tochter geht. Diese ehrliche Fürsorglichkeit war eine seiner so wertvollen Wesenszüge, die Befindlichkeiten anderer waren ihm stets sehr wichtig.“

So soll Mass in Erinnerung bleiben, das wünscht sich auch seine Witwe Bettina: „Neben der Trauer um seinen Tod feiern wir auch sein unglaubliches Leben. Ein Leben, das er gerne mit Ihnen allen geteilt hat. Ein Leben, das er in vollen Zügen genossen hat. Er fährt wieder Rennen mit all seinen Freunden.“