Handball Final4 im HenkelmännchenTHW Kiel will deutschen Fluch beenden

Patrick Wiencek Kiel

Kiels Patrick Wiencek (r.) vom THW Kiel versucht am 23. Dezember im Bundesliga-Spiel gegen die Rhein-Neckar-Löwen, den Wurf von Lukas Nilsson zu blocken.

von Frank Neußer (neu)

Köln – Eigentlich sollte die europäische Krone der Handballer schon im Juni in der Lanxess-Arena vergeben werden. Doch Corona sorgte auch in der Handball-Champions-League für ein großes Durcheinander.

Am Montag und Dienstag ist es aber so weit. Der THW Kiel, Veszprem HC aus Ungarn, der FC Barcelona und Paris St. Germain kämpfen um den Titel.

Der verspätete Showdown um Europas Handball-Thron ist auch für einen so erfahrenen Mann wie Patrick Wiencek (31) völliges Neuland. „Nichts ist normal derzeit“, sagte der ehemalige Gummersbacher vor dem bisher wohl speziellsten Finalturnier der Königsklassen-Geschichte.

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In diesem Jahr will der Kreisläufer mit Kiel den Fluch brechen, erstmals seit sechs Jahren soll der Titel in Deutschland bleiben.

„Wir sind extrem heiß“, versicherte Wiencek vor dem Halbfinale gegen das ungarische Top-Team Veszprem HC am Montag (20.30 Uhr/DAZN und Eurosport). 304 Tage, fast ein Jahr, liegt das bis dato letzte THW-Spiel in der Vorsaison der Champions League dann zurück.

Handball: Final4 wurde zweimal verlegt

Wegen der Corona-Pandemie wurde das „Final4“ der Spielzeit 2019/20 gleich zweimal verlegt, für den THW und Wiencek bietet es jetzt eine historische Chance.

Erstmals werden die Handballer innerhalb einer Saison zwei Titel in der Champions League ausspielen. Jetzt im Dezember, dann wieder „regulär“ im Juni. „Sehr seltsam“ sei das, sagte Wiencek auch mit Blick auf die Tatsache, dass die sonst frenetisch feiernden 20.000 Fans zwangsweise aus der Arena ausgeschlossen sein werden. Denn Fans sind zumindest im Dezember im Henkelmännchen nicht zugelassen.

THW Kiel: Sander Sagosen könnte auf Ex-Verein treffen

Es ist nicht die einzige Kuriosität des Turniers, auch Sander Sagosen (25) personifiziert eine solche. Der Norweger, der im Sommer von Paris St. Germain nach Kiel gewechselt war, könnte im Endspiel auf seinen Ex-Verein treffen – also jenen Klub, dem er noch selbst zum Sprung in das Finalturnier verholfen hatte.

Sagosen Kiel

Sander Sagosen hätte im Juni für Paris beim Final4 teilgenommen, nun spielt der Norweger für den THW Kiel.

Gedanklich hat der Regisseur mit seiner Zeit bei PSG, das am Montag (18 Uhr) gegen Top-Favorit FC Barcelona das erste Ticket für das Endspiel am Dienstag ausspielt, aber abgeschlossen. „Mein Traum ist es, mit Kiel diesen Titel zu holen. Ich glaube, dass wir etwas Großes schaffen können“, betonte Sagosen. Für den gehypten Rückraumspieler wäre es der erste Triumph in der Königsklasse, für Kiel der insgesamt vierte.

Handball Final4: FC Barcelona gilt als Favorit

Als Favorit gelten die ersatzgeschwächten Zebras aber nicht. Gegen Veszprem und Barcelona setzte es in der aktuellen CL-Spielzeit bereits deutliche Pleiten. Der THW klammert sich daher an die Geschehnisse der Vorjahre, die nach Meinung von Kiels Geschäftsführer Viktor Szilagyi (42) zeigten, dass „traditionell nie der große Favorit den Titel gewonnen hat“.

Ein Sieg wäre in Krisenzeiten auch finanziell wertvoll: Allein dem Gewinner winken 500.000 Euro. Geld, das gerade in Corona-Zeiten dringend benötigt wird. (fne, sid)