Hilft diese Innovation gegen das VAR-Chaos?FIFA testet halbautomatische Abseitstechnologie

Screenshot von einer VAR-Abseits-Entscheidung.

Ein ewiges Diskussionsthema: Die kalibrierten Abseitslinien sollen klären, ob ein Tor regulär erzielt wurde oder nicht.

Der Fußball-Weltverband FIFA wird beim Arab Cup in Katar in den kommenden Wochen eine neue halbautomatische Abseitstechnologie testen.

„Abseits ist, wenn der Schiedsrichter pfeift“. Diese alte Fußball-Weisheit gilt schon lange nicht mehr. Oft genug wurden Tore zunächst im Stadion gefeiert und dann Minuten später wieder annulliert.

Seit die Video-Assistenten mithilfe von kalibrierten Linien jeden Angriff noch einmal überprüfen, gab es schon genug Treffer, die doch nicht zählten. Anschließend wird dann diskutiert: War der Spieler wirklich im Abseits? Ist der Zeitpunkt des Abspiels genau erfasst worden?

Der Fußball-Weltverband FIFA wird beim Arab Cup in Katar (30. November bis 18. Dezember 2021) eine neue halbautomatische Abseitstechnologie testen. Bei dem Turnier soll mithilfe künstlicher Intelligenz im direkten Austausch mit dem Videoassistenten ermittelt werden, wenn sich ein Spieler im Abseits befindet.

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Pierluigi Collina (61), Chef der FIFA-Schiedsrichterkommission, sprach vom „bisher wichtigsten Test“ der neu entwickelten Technologie. Spezielle Kameras unter den Stadiondächern liefern dabei automatisch Tracking-Daten an die Videoassistenten, die an speziellen Abseitsstationen entsprechende Situationen prüfen können.

50 Mal pro Sekunde werden jeweils bis zu 29 Punkte am Skelett eines jeden Spielers auf dem Platz überwacht, dazu natürlich der Ball. „Wir werden unter dem Dach jedes Stadions zehn bis zwölf Kameras installieren lassen“, sagte Johannes Holzmüller, Direktor für Fußball-Technologie und Innovation bei der FIFA.

FIFA will Abseitsentscheidung mit Kameras verbessern

„Die Technik ist sowohl bei der Spielvorbereitung als auch bei der Entscheidungsfindung auf dem Platz sehr nützlich“, sagte Collina: „Bei Abseitssituationen wird die Entscheidung getroffen, nachdem nicht nur die Position der Spieler, sondern diese auch anhand ihrer Beteiligung am Spielzug analysiert worden sind.“ Die endgültige Entscheidung bleibe aber weiterhin „in der Hand des Schiedsrichters“.

Collina räumte ein, dass das alte VAR-System bisher noch nicht optimal ausgereift sei. „Wir sind uns im Klaren, dass die Überprüfung manchmal zu lange dauert, besonders bei knappen Entscheidungen. Auch die Genauigkeit der Linien ist nicht immer hundertprozentig.“ Deshalb soll die neue Technik nun helfen, schneller und genauer Spieler im Abseits zu identifizieren.

„Wir hoffen, dass wir mit der Technik den exakten Moment der Ballabgabe ermitteln können“, sagt Holzmüller. Einer der deutschen Schiedsrichter, der das System erstmals in Katar erleben wird, ist Daniel Siebert (37, Berlin). Er gehört zu den zwölf nominierten Unparteiischen aus sechs Kontinentalverbänden. Zudem ist Christian Dingert (41) als VAR dabei.

Einführung der neuen VAR-Technik für die Bundesliga hängt an den Kosten

Ob die Technik – wenn sie sich beim Probelauf bewährt – auch eines Tages in der Bundesliga zum Einsatz kommen wird, ist noch nicht sicher. Die Technik der Firma Hawk-Eye verursacht weitere Kosten. Die Zweitliga-Vereine hatten sich zuletzt aber schon aus finanziellen Gründen gegen die Einführung der Torlinientechnik entschieden. (msw/sid)