„Wenn sie Eier haben“Super League: Ex-FC-Coach nimmt Trainer-Kollegen in die Pflicht

von Béla Csányi (bc)

Oslo – Seit zwölf Vereine in der Nacht zu Montag (19. April) ihre Pläne zur Gründung einer exklusiven Super League öffentlich machten, schwappt eine Welle der Empörung durch die Fußballwelt. Unter den Kritikern sind Fußballfans, Spieler, Funktionäre und Trainer – so wie der frühere FC-Coach Stale Solbakken (53), der ebenfalls deutliche Worte zum geplanten Mega-Projekt fand.

  • Stale Solbakken wütet über Plan hinter Super League
  • Ex-Trainer des 1. FC Köln richtet sich an Trainer-Kollegen
  • Solbakken ohne Verständnis für Super League

Solbakken, der den 1. FC Köln in der Saison 2011/2012 in 30 Bundesliga-Spielen betreut hatte, verurteilte das Vorgehen der Top-Klubs.

Der aktuelle norwegische Nationaltrainer fordert von seinen beteiligten Trainer-Kollegen, Haltung zu zeigen.

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Super League: Ex-FC-Trainer Stale Solbakken wird deutlich

Im Gespräch mit dem norwegischen Sender TV2 erklärte Solbakken: „An erster Stelle fällt mir nicht das Geld auf, sondern dass die Super League mit allem, was mit Fußball zu tun hat, in Konflikt steht.“

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Stale Solbakken bejubelt in seiner Zeit als FC-Trainer einen Treffer von Christian Clemens im Spiel gegen Hertha BSC am 10. März 2012.

In einer geschlossenen Liga unabhängig von Auf- oder Abstiegen und ohne Sorgen, sich im nationalen Wettbewerb nicht für das kommende Jahr zu qualifizieren, fehle es schlichtweg an der sportlichen Herausforderung: „Alles, was mit Fairplay und Wettbewerb zu tun hat, geht verloren.“

Stale Solbakken ärgert sich über geschlossene Gesellschaft in Super League

Solbakken blickte auf seine Zeit als Trainer beim FC Kopenhagen, der in der Champions League von zwölf Heimspielen in der Gruppenphase nur eines verloren hatte. „Wir haben zweimal Punkte gegen den englischen Meister, gegen den spanischen und italienischen Meister geholt“, erinnerte er sich an Erfolge gegen Top-Teams wie Manchester United (2006) den FC Barcelona (2010) oder Juventus Turin (2013).

Für Vereine wie den dänischen Rekordmeister, aber auch für Klubs wie Ajax Amsterdam, den FC Porto oder Atalanta Bergamo, die in der Champions League immer wieder auf sich aufmerksam machen konnten, bleibt der Zugang zum elitären Fußball-Kreis künftig wohl verschlossen.

Stale Solbakken womöglich selbst von Folgen der Super League betroffen

Auch wenn die Gründer der Super League in Beschwichtigungsversuchen bereits hohe Solidaritätszahlungen an nicht beteiligte Klubs ankündigten, fragte Solbakken erbost: „Welches Recht haben sie, eine eigene Liga für die mit den größten wirtschaftlichen Möglichkeiten zu gründen und andere auszuschließen?“

Gleichzeitig forderte er beteiligte Trainerkollegen auf, Haltung zu zeigen. „Es wird spannend zu sehen, was die großen Trainer sagen. Wenn sie jetzt Eier haben. Was sagen Klopp und Guardiola?“

Jürgen_Klopp_Super_League

Jürgen Klopp äußerte sich am Montag (19. April) vor dem Spiel des FC Liverpool bei Leeds United zur Super League.

Schon kurz nach Solbakkens Wutrede hatte sich mit Jürgen Klopp (53) am Montagabend ein erster Trainer eines Super-League-Klubs deutlich geäußert. Der Coach des FC Liverpool erneuerte seine bereits 2019 geübte Kritik an der Super League und zeigte Verständnis für die Entrüstung vieler Fans.

Weil die UEFA bereits drohte, Spielern von Super-League-Vereinen die Einsätze bei Länderspielen zu verbieten, wäre auch Solbakken selbst von den Folgen betroffen. Aus seiner Perspektive als norwegischer Nationalcoach erklärte er bereits offen: „Ich würde lieber in einem Thriller 2:3 gegen die beste niederländische Nationalmannschaft verlieren als gegen eine alternative Auswahl ohne Spieler aus den besten Vereinen zu gewinnen.“ (bc)