Mitten im Rubiales-WirbelGeht es jetzt auch Spaniens Männer-Nationalcoach an den Kragen?

Bleibt beim spanischen Fußball-Verband RFEF im Wirbel um Präsident Luis Rubiales kein Stein auf dem anderen? Nach dem schwarzen Freitag steht auch Männer-Nationalcoach Luis de la Fuente in der Kritik.

von Béla Csányi (bc)

Der spanische Fußball sollte in Feierstimmung sein, doch eine knappe Woche nach dem Titel des Nationalteams bei der Frauen-WM steht im Verband RFEF alles auf dem Prüfstand.

Seit Freitag (25. August 2023) ist klar: Das betritt nicht nur den Frauenfußball, sondern auch die Männer. Der erbitterte Kampf um sein Präsidenten-Amt, den Luis Rubiales (45) trotz massiver Kritik noch immer gegen alle Widerstände führt, bringt jetzt auch den Nationalcoach der Männer in Bedrängnis.

Spanien-Ärger: Männer-Nationalcoach de la Fuente im Blickpunkt

Seit Jahresbeginn – und damit gerade mal seit vier Länderspielen – sitzt Luis de la Fuente (62) als Nachfolger von Luis Enrique (53) nach der enttäuschenden WM 2022 in Katar auf der Trainerbank. Sein enges Verhältnis zum angeschlagenen Rubiales bringt ihn jetzt allerdings ein erstes Mal so richtig in Bedrängnis.

Alles zum Thema Fußball-Frauen

Als Rubiales am Freitag seine wirre Rede auf der Generalversammlung des Verbandes hielt, sich gegen die massive Kritik verteidigte und gegen alle negativen Stimmen in die Offensive ging, saß de la Fuente in der ersten Reihe.

Von Edeltechnikern bis Torgaranten

Die teuersten Fußball-Transfers in der Übersicht

1/22

Dort applaudierte der langjährige Verbands-Angestellte (seit zehn Jahren in verschiedenen Positionen) bei jeder Gelegenheit energisch – und erhob sich bei den stehenden Ovationen zum Ende der Rede als einer der Ersten, gleich neben Frauen-Nationalcoach Jorge Vilda (42).

Dass Rubiales völlig abgebrüht Lügen über den angeblich einvernehmlichen Kuss auf den Mund von Jennifer Hermoso (33) verbreitete, einen „falschen Feminismus“ im Land beklagte und sich selbst als Opfer einer Jagd darstellte, schockierte Millionen Menschen im Land.

Spaniens Nationaltrainer Luis de la Fuente und Frauen-Coach Jorge Vilda applaudieren Verbands-Boss Luis Rubiales.

Spaniens Nationaltrainer Luis de la Fuente (r.) und Frauen-Coach Jorge Vilda applaudierten Verbands-Boss Luis Rubiales bei seiner Rede immer wieder.

Entsetzt äußerte sich nicht nur das Frauen-Nationalteam, das noch am Abend geschlossen seinen Rücktritt erklärte, auch sportliche Volkshelden wie Torwart-Ikone Iker Casillas (42) und Basketball-Ausnahmekönner Pau Gasol (43) solidarisierten sich mit den Weltmeisterinnen.

Entsprechend schlecht kam die Reaktion von de la Fuente weg, der in seiner Nibelungentreue zu Rubiales für Worte und Taten applaudierte, die er in seiner Vorbildfunktion hätte verurteilen müssen. Konkret ging es um nicht weniger als die Rechtfertigung eines sexuellen Übergriffs auf der Weltbühne.

Scharfe Kritik an Rubiales-Treue von Luis de la Fuente

Während praktisch alle Vereine im Land sich von Rubiales abwandten und auch aktive Spieler ihre Kritik äußerten, ging der Nationaltrainer mit ganz schlechtem Beispiel voran. 

Das spanische Sport-Portal „Relevo“ fragte nicht etwa, ob Vilda und de la Fuente mit einem Rücktritt Konsequenzen ziehen, sondern wann beide ihre Ämter niederlegen werden. Reporter Miguel Quintana von „Radio Marca“ folgerte über das Schicksal der beiden Nationaltrainer: „Wenn Rubiales seines Amtes enthoben wird, müssen beide folgen.“

Hier an der EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:

Auch von zahlreichen Fans gab es in den sozialen Netzwerken scharfe Kritik. „Zu diesem Zeitpunkt mache ich mir mehr Sorgen wegen Leuten, die applaudieren, wie Luis de la Fuente oder Jorge Vilda, weil Rubiales ohnehin nur noch eine wandelnde Leiche ist“, schrieb ein Nutzer bei Twitter. 

Mit Borja Iglesias (30) hatte kurze Zeit nach der Rubiales-Rede bereits ein erster Nationalspieler erklärt, unter den aktuellen Verhältnissen im Verband kein Länderspiel mehr absolvieren zu wollen. Auch wenn der Routinier von Real Betis erst zweimal für Spanien auf dem Rasen stand, hatte seine Reaktion Signalwirkung. Immerhin hatte der Stürmer erst im März sein zweites und bislang letztes Länderspiel bestritten – unter Luis de la Fuente.