Nach Skandal-RedeFußball-Beben in Spanien: Weltmeister-Team entsetzt – Nationalspieler tritt zurück

Luis Rubiales hat die Posse um seinen Umgang mit dem Kuss-Skandal bei der Frauen-WM auf die Spitze getrieben. In seiner Rede verweigerte er einen Rücktritt, schoss gegen Kritiker. Darauf gab es massiven Gegenwind.

von Béla Csányi (bc)

Neues Beben im spanischen Fußball! Mit einer Skandal-Rede hat sich Fußball-Boss Luis Rubiales (45) am Freitag (25. August 2023) verzweifelt an seinen Posten geklammert, jegliche Schuld von sich gewiesen und seine zahlreichen Kritikerinnen und Kritiker attackiert.

Die zwei wichtigsten Botschaften sorgen dabei vielerorts für Fassungslosigkeit. Er werde nicht zurücktreten, stellte Rubiales zum einen klar, außerdem erklärte er trotz aller gegenteiliger Behauptungen: Der viel diskutierte Kuss auf den Mund von Weltmeisterin Jennifer Hermoso (33) sei in beidseitigem Einvernehmen erfolgt.

Luis Rubiales sorgt mit Rede für ein Beben im spanischen Fußball

Mit dem Rücken zur Wand ging Rubiales auf der Generalversammlung des von ihm geführten Verbandes RFEF in die Offensive. Er attackierte seine Kritiker frontal für „falschen Feminismus“, beklagte eine „Jagd“ auf ihn und kündigte an, gegen mehrere Gegnerinnen und Gegner vorzugehen.

Alles zum Thema Fußball-Frauen

Im Saal gab es zwar vereinzelt Applaus von engen Vertrauten wie dem umstrittenen Weltmeister-Coach Jorge Vilda (42) und dem aktuellen Männer-Nationaltrainer Luis de la Fuente (62), allerdings waren auch zahlreiche versteinerte Minen zu sehen. Massiven Gegenwind gab es umgehend bei Social Media, wo sich aktive und vergangene Größen des spanischen Fußballs äußerten.

Paarungen und Ergebnisse

Alle Spiele der Frauen-WM 2023

1/64

Aus Protest gegen will Stürmer Borja Iglesias (30) von Real Betis nicht mehr für La Roja spielen. „Als Spieler und Mensch fühle ich mich durch das, was passiert ist, nicht repräsentiert“, schrieb der Stürmer von Real Betis bei Twitter. Er wisse zwar nicht, ob er noch einmal in Betracht komme, schrieb der zweimalige Nationalspieler (letzter Einsatz im März 2023), zunächst stehe er allerdings nicht mehr zur Verfügung.

Torwart-Legende Iker Casillas (42), der mit Spanien Welt- und Europameister geworden war, nannte das Verhalten von Rubiales in einem Tweet „zum Fremdschämen“, Ex-Nationalspieler Héctor Bellerín (30), der wie Iglesias für Betis in Sevilla spielt, schrieb bei Instagram: „Was passiert ist, ist eine wahre Schande.“

Sergi Roberto (31), Kapitän des FC Barcelona und ehemaliger Nationalspieler, solidarisierte sich mit dem Frauen-Team, schrieb: „Wir sind an eurer Seite.“ Ex-Nationalkeeper David de Gea (32) beklagte: „Mir bluten die Ohren.“

Scharfe Kritik an Luis Rubiales nach dessen Brandrede

Im Lager des Frauen-Nationalteams sorgte Rubiales’ Behauptung über den angeblich beidseitig gewollten Kuss mit Hermoso für Entsetzen. Etliche Weltmeisterinnen, die sich bisher nicht geäußert hatten, meldeten sich umgehend mit fassungslosen Statements. Weltfußballerin Alexia Putellas (29) schrieb: „Das ist nicht zu akzeptieren. Das war’s. Ich bin bei dir, Jennifer Hermoso.“

Hier an der EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:

Irene Paredes (32), die in mehreren WM-Spielen die Kapitänsbinde getragen hatte, schrieb an Hermoso gerichtet: „Die ganze Welt hat gesehen, was passiert ist. Du bist das Opfer. Ich stehe an deiner Seite.“ Und die zur besten Spielerin des Turniers gewählte Aitana Bonmatí (25) machte deutlich: „Es gibt Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen, und das können wir nicht tolerieren. Wir sind bei dir, Kollegin.“

Wie das Sport-Portal „Relevo“ berichtete, arbeitet das Frauen-Nationalteam umgehend mit der Frauenfußball-Gewerkschaft FUTPRO an einem gemeinsamen Statement. Dem wollen sich auch zahlreiche Ex-Nationalspielerinnen, die Spanien bei vorigen Weltmeisterschaften vertreten hatten, anschließen.

Bei all dem Gegenwind dürfte sich Rubiales kaum im Amt halten können. Der Leiter der obersten spanischen Sportbehörde CSD, Víctor Francos, kündigte zudem an, seine Institution werden nun gegen den Verbandsboss vorgehen. „Wir werden handeln, wir haben alle Mechanismen aktiviert, um die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen“, schrieb er auf Twitter. Für den späten Freitagnachmittag kündigte Francos bereits eine Pressekonferenz zum weiteren Vorgehen an. (mit sid und dpa)