„Du Affe kannst eh keine Ecken schießen“Neue Entwicklungen beim Rassismus-Skandal von Duisburg

Aaron Opoku vom VfL Osnabrück spricht mit Schiedsrichter Nicolas Winter.

Osnabrücks Aaron Opoku wurde beim Spiel beim MSV Duisburg am 19. Dezember 2021 rassistisch beleidigt. Schiedsrichter Nicoals Winter eilte sofort zu ihm.

Eklat in der 3. Liga. Ein rassistischer Vorfall führt zum Abbruch der Partie in Duisburg. Nicht nur der Osnabrücker Profi ist geschockt. Die Polizei befragt einen verdächtigen Fan, der DFB-Kontrollausschuss ermittelt.

Es war eine traurige Premiere, die sich am Sonntag (19. Dezember 2021) in Duisburg ereignete. Erstmals wurde ein Spiel in Deutschland wegen rassistischer Entgleisungen abgebrochen. Das Drittligaduell zwischen dem MSV Duisburg und dem VfL Osnabrück wird noch lange für Gesprächsstoff sorgen.

Die Duisburger Polizei hat Anzeige gegen einen 55 Jahre alten Mann erstattet. Er soll als Zuschauer im Stadion den Osnabrücker VfL-Profi Aaron Opoku (22) rassistisch beleidigt haben. Fans hatten den Mann identifiziert.

Laut Zeugen soll der Tatverdächtige den Satz „Du Affe kannst eh keine Ecken schießen!“ gerufen haben. Dies habe er laut Polizei auch zugegeben, berichten Medien. Allerdings habe er angegeben, einen anderen Spieler gemeint zu haben. Demnach wäre nicht Aaron Opoku, sondern VfL-Spieler Florian Kleinhansl (21) Ziel der Schmähungen gewesen. Doch daran gibt es Zweifel, es wird weiter ermittelt.

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Der ballführende Kolja Pusch im Zweikampf mit Florian Kleinhansl.

Vor dem Spielabbruch: Duisburgs Kolja Pusch im Duell mit Osnabrücks Florian Kleinhansl (r.) am 19. Dezember 2021.

Der verdächtige Mann sei bislang polizeilich unbekannt und durfte nach der Befragung wieder nach Hause gehen. Der Staatsschutz ist den Angaben zufolge informiert. Die Staatsanwaltschaft sei allerdings noch nicht in den Fall involviert.

Das Spiel des MSV Duisburg war am Sonntag wegen des Vorfalls zunächst unterbrochen und in der 33. Minute nach Beratungen aller Beteiligten beim Stand von 0:0 abgebrochen worden. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes wird ebenfalls ermitteln.

Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes könnte drei verschiedene Urteile fällen. Abhängig von den genauen Umständen kann das Spiel sowohl für Osnabrück als auch für Duisburg gewertet werden. Die dritte mögliche Variante ist eine Neuansetzung, für die sich Vertreter beider Klubs bereits am Sonntag ausgesprochen hatten.

Polizisten gehen durch das Stadion des MSV Duisburg.

Die Polizei erschien direkt nach dem Rassismus-Vorfall beim Spiel zwischen dem MSV Duisburg und dem VfL Osnabrück (19. Dezember 2021) im Innenraum.

Nach gut einer halben Stunde war Opoku beim Stand von 0:0 Richtung Eckfahne gelaufen, da „wurden Affenlaute von der Tribüne gerufen“, berichtete Schiedsrichter Nicolas Winter (29), der die Partie daraufhin in der 33. Minute zunächst unterbrach. Nach Beratungen im Kabinentrakt folgte der Abbruch.

VfL Osnabrück weigerte sich nach Vorfall weiterzuspielen

„Wir dürfen das im Fußball und in der Gesellschaft nicht akzeptieren“, sagte VfL-Geschäftsführer Michael Welling (50). „Es kann nicht sein, dass wir immer nur Parolen formulieren, dass wir Sprüche auf T-Shirts kleben. Wir müssen reagieren, wenn so etwas passiert“.

Die Anfeindungen galten womöglich auch dem Duisburger Abwehrspieler Leroy Kwadwo, das ging aus Wellings Ausführungen hervor. Der 25-Jährige war gemeinsam mit weiteren Spielern zur Unterstützung zur Eckfahne geeilt.

Der oder die Täter müssten umfänglich zur Rechenschaft gezogen werden, forderte DFB-Vizepräsident Rainer Koch (63). Rassisten hätten in deutschen Fußball-Stadien nichts verloren. „Ich bin froh, dass der Schiedsrichter, die Verantwortlichen beider Vereine und die überragende Mehrheit der Zuschauer im Stadion dies unmissverständlich zum Ausdruck gebracht haben“, sagte Koch. „Nur so lässt sich diesen Unverbesserlichen das Handwerk legen. Der oder die Täter müssen umfänglich zur Rechenschaft gezogen werden“.

Aus Fußball-Deutschland gab es sofort zahlreiche Solidaritäts-Bekundungen. Der 1. FC Köln dankte vor seinem Spiel gegen den VfB Stuttgart beiden Klubs für den Abbruch. Dazu stellten die Kölner bei Twitter ein Foto ihres Stürmers Anthony Modeste (33), das ihn beim Torjubel gegen Leipzig im Sommer 2020 zeigt. Damals zeigte er seine beiden Handflächen als Zeichen gegen Rassismus und Polizeigewalt nach dem Tod des US-Amerikaners George Floyd.

Auch Drittligist Viktoria Köln postete ein Foto mit der Botschaft „Wir sagen ganz klar: NEIN zu Rassismus! Wir stehen hinter dir, Aaron Opoku! Wir sind gegen jegliche Diskriminierung“. (msw/dpa)