Der Name Klopp fällt immer wiederNach Pleiten-Doppelpack: Nagelsmann muss Klarheit schaffen

Julian Nagelsmann schlägt die Hände vors Gesicht.

Frustrierend. Julian Nagelsmann kassierte zwei Heim-Niederlagen mit der Nationalmannschaft in der Nations League.

Als Gastgeber der Nations-League-Endrunde träumte Deutschland vom Titel. Am Ende blieb nur Platz vier. Julian Nagelsmann musste eine erneute Enttäuschung erklären. Ein Kommentar zur Lage.

von Marcel Schwamborn  (msw)

In 23 Länderspielen hat Julian Nagelsmann inzwischen die Verantwortung für die Nationalmannschaft getragen. Zwölf Siege, sechs Unentschieden und fünf Niederlagen stehen in der Bilanz. Allein diese Zahlen klingen durchwachsen.

Zum Beginn seiner Amtszeit setzte es die beiden Niederlagen gegen die Türkei und Österreich, nun sorgt der Pleiten-Doppelpack gegen Portugal und Frankreich für viel Frust. Dazwischen lag das verhängnisvolle EM-Aus gegen Spanien.

Julian Nagelsmann: Nur zwölf Siege in 23 Länderspielen

Wenn es um einen Titel ging, blieb der Erfolg in den letzten zwölf Monaten aus. Bei zwei Heim-Turnieren war die Mannschaft nicht gut genug, um am Ende um einen Pokal zu spielen. Das macht den Ausblick auf die komplizierte WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada nicht angenehmer.

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Die Fantasie, dass Deutschland in einem Jahr das Zeug haben sollte, erstmals seit dann neun Jahren wieder eine Trophäe gewinnen zu können, dürften nur die größten Optimisten haben. Der Blick auf das Nations-League-Finale verdeutlichte nur, dass unsere Mannschaft bei dem Niveau nicht mithalten kann.

Die beiden Niederlagen gegen Portugal und Frankreich machten schmerzhaft deutlich, dass die Qualität in der Breite des deutschen Kaders in der Weltspitze nicht ausreicht. Wenn wichtige Säulen wie Jamal Musiala, Kai Havertz oder Antonio Rüdiger fehlen, wird der Abfall auf einigen Positionen schnell sichtbar.

Niemand kann davon ausgehen, dass der Bundestrainer in einem Jahr das komplette Aufgebot zur Verfügung haben wird. Angesichts der immer irrsinniger werdenden Belastung der Spieler durch weitere Wettbewerbe ist jetzt schon zu befürchten, dass auch bei der WM wichtige Stützen fehlen könnten.

Dennoch ist Nagelsmann nun gefragt, auf die Erkenntnisse zu reagieren. Nach den beiden Niederlagen im November 2023 setzte er durch einige konsequente Personalentscheidungen einen Impuls. Das muss sich jetzt wiederholen. Einige nominierte Akteure kamen in der vergangenen Woche trotz kurzer Einsatzzeiten nicht über den Status von Länderspiel-Touristen hinaus.

Noch wichtiger als der künftige Verzicht auf Akteure wie Serge Gnabry, Robert Andrich, Thilo Kehrer oder Robin Gosens ist jedoch, das Potenzial der vermeintlich Besten zu wecken. Dazu muss vor allem Schluss mit den taktischen Experimenten sein. Die Mannschaft braucht ein festes System und klar definierte Rollen.

Nagelsmann ist ein Fußball-Freak, der unglaublich viel Detailwissen über den Sport hat. Seine Jungs brauchen in den kommenden zwölf Monaten aber ein klares Konzept. Und deshalb muss der Bundestrainer wichtige Fragen verbindlich klären: Wie ist die Grundausrichtung? Welches Pärchen verteidigt vor der Abwehr? Welche Rolle soll Florian Wirtz bekleiden? Wer ist der Stürmer Nummer eins?

In den sozialen Netzwerken entbrannte nach den beiden Nations-League-Niederlagen sofort eine hitzige Trainerdebatte. Immer wieder fiel der Name Jürgen Klopp, der in den Augen vieler Fans die bessere Alternative auf der Bank sei. Aber Nagelsmann hat schon einmal bewiesen, dass er den Stimmungsumschwung schaffen kann.

Bundestrainer Julian Nagelsmann mit Florian Wirtz und Thilo Kehrer.

Julian Nagelsmann tröstet Florian Wirtz (r.) und Thilo Kehrer nach der Niederlage gegen Frankreich.

Nach dem doppelten Vorrunden-Aus bei den WMs 2018 und 2022 hat er im Land das Interesse an der Nationalmannschaft wieder geweckt. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass er die Prüfungen gegen Top-Teams vergeigt hat.

Bis Anfang September, wenn die DFB-Elf in Köln das nächste Mal vor heimischen Fans auftreten wird, muss er Lösungen gefunden haben, um zu beweisen, dass er der richtige Mann für die WM-Mission ist. Vom Titel sollte dennoch niemand mehr laut sprechen.