10 Jahre Podolski-Stiftung„Freuden-Tränen der Kinder sind schöner als ein Tor“

LP-Bolzplatz

Lukas Podolski bei der Eröffnung des Strassenkicker Courts in Gremberghoven.

Köln – Lukas Podolski (35) absolvierte 130 Länderspiele, schoss dabei 49 Tore, krönte sich mit dem Weltmeister-Titel. Doch schon während seiner Zeit als Profi des 1. FC Köln engagierte sich der Publikumsliebling im sozialen Bereich. 2010 gründete er die Lukas Podolski Stiftung, mit der Sport- und Bildungsprojekte für benachteiligte Kinder und Jugendliche realisiert werden. Die gesamte bisherige Fördersumme liegt bei rund drei Millionen Euro. Anlässlich des Stiftungs-Jubiläums sprach EXPRESS mit Podolski über sein Engagement.

Wie fällt Ihr Fazit nach zehn Jahren Stiftung aus?

Ich war erst mal überrascht, als man mich auf das Jubiläum hingewiesen hat. Zehn Jahre sind schon eine stolze Zahl. Wir haben schon viel erreicht, aber natürlich ist es noch lange nicht genug. Wir bauen hochwertige Sportanlagen, die für jeden zugänglich sind. Wir finanzieren krebskranken Kindern die Bewegungstherapie. Wir richten Sportturniere und Workshops aus. Wir haben viel getan und noch so viel mehr vor.

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LP-Arche

Lukas Podolski bei einem seiner Besuche in der Arche in Ehrenfeld.

Die längste Zusammenarbeit besteht mit dem Kinder- und Jugendhilfswerk „Die Arche“. Liegt Ihnen das Projekt besonders am Herzen?

„Die Arche“ ist seit langer Zeit in vielen Städten eine verlässliche Anlaufstelle für sozial benachteiligte Kinder. Zu den beiden Lukas Podolski-Archen in Köln und in Warschau habe ich eine besondere Beziehung. Man kann nicht überall helfen, sondern muss sich auf Schwerpunkte konzentrieren, damit die Projekte langfristig und nachhaltig unterstützt werden. Ich möchte vor allen Dingen Kindern helfen. Ob sie eines Tages Fußballer, Automechaniker oder Feuerwehrmann werden – egal, Träume sollte man haben. Jeder hat seine eigenen Stärken und kann alles erreichen. Ich weiß, wie es sich anfühlt, nichts zu haben.

Lukas Podolski will 2021 in Buchforst einen Bolzplatz eröffnen

Im Kölner Stadtbild ist die Stiftungs-Arbeit vor allem durch die neuen Sportplätze in Bocklemünd, Gremberghoven, am Holzmarkt und am Agrippinaufer sichtbar.

Ich komme aus dem Fußball, daher liegt einer meiner Schwerpunkte natürlich in diesem Bereich. Zudem habe ich festgestellt, dass Bolzplätze immer mehr aus dem Stadtbild verschwinden. Einen guten neuen anzulegen kostet aber schnell mal mehrere Hunderttausend Euro. Kinder sollen raus, Fußball spielen und Spaß am Leben haben. Daher liegt mir das am Herzen. Im kommenden Jahr werden wir zusammen mit der Stadt Köln den fünften Platz bauen: in Buchforst.

Welche weiteren Pläne haben Sie mit der Stiftung?

Wir wollen meine neue Soccer-Halle, die Strassenkicker Base in Köln-Mülheim, zum Lernort für Jugendliche aufbauen. Meine Stiftung wird dort zusammen mit der „Rheinflanke“ Workshops, Projekttage oder Schul-Events mit den Kids durchführen, z.B. zum Thema Teamwork, Mobbing oder Berufsvorbereitung. Wir hatten im Oktober schon angefangen, aber im Moment ist es natürlich schwierig.

Strassenkicker Base soll zum Lernort für Jugendliche werden

Wie hart trifft die Stiftung die Corona-Pandemie? Geht die Spendenbereitschaft zurück?

Man kann niemanden zwingen, etwas zu spenden. Aber wer bereit ist zu helfen, dessen Hilfe ist sehr willkommen. Wir haben viele treue Unterstützer und Partner, die uns helfen. Außerdem findet man immer wieder neue Wege. Man muss sich nur engagieren und kreativ sein. Aktuell haben wir beispielsweise eine Jubiläumsaktion im Strassenkicker Online-Shop. Dort gehen vom Erlös zehn Prozent an die Stiftung.

lp-stiftung

Zum Jubiläum der Stiftung läuft eine große Fundraising Aktion.

Dennoch fehlen sicher auch die großen Events, oder?

Natürlich. Dass unser traditionelles Hallenfußball-Turnier in Gummersbach im Januar nicht stattfinden kann, ist ein herber Schlag. Manchmal wünsche ich mir Regelungen wie in Polen. Dort kann jeder Steuerpflichtige ein Prozent seiner jährlichen Steuerzahlung direkt an eine wohltätige Organisation seiner Wahl fließen lassen. Wer das nicht will, lässt diesen Betrag dem Staat. 

Apropos Staat. Vermissen Sie für Ihr Engagement eine entsprechende Würdigung?

Ich brauche dafür keine Auszeichnungen. Ich mache das aus Überzeugung und von Herzen. Ich weiß, dass es nicht allen Kindern gut geht, daher versuche ich meine Kontakte und Bekanntheit dafür zu nutzen. Ich bin zwar in erster Linie Fußballer, aber man lebt nur einmal. Daher möchte ich auch neben dem Fußball und meinen geschäftlichen Engagements noch etwas Nachhaltiges schaffen. Ich werde nicht aufhören, mich für Kinder einzusetzen.

LP-99ers

Lukas Podolski beim Training der RBC Köln 99ers.

Wieviel Feedback erreicht Sie von den Projekten?

Dadurch, dass ich in den vergangenen Jahren oft im Ausland war, ist es schwierig, den Kontakt so eng zu halten. Die Projektleiter berichten aber oft von ihren Einrichtungen. Als wir den Rollstuhl-Basketballern der Köln 99ers beispielsweise eine Ballwurf-Anlage gestiftet haben, waren einige den Tränen nah. Wenn man so etwas mitbekommt, dann weiß man, dass man etwas richtig gemacht hat. Das ist dann sogar schöner als ein spektakuläres Tor.