Länderspiel in BremenFlick beim Jubiläum mit neuer Taktik – besonderer Gast auf der Tribüne?

Training am DFB-Campus mit Bundestrainer Hansi Flick.

Bundestrainer Hansi Flick hält vor dem Training am Freitag (9. Juni 2023) eine Ansprache an seine Spieler.

Die Nationalmannschaft spielt ihr 1000. Länderspiel gegen die Ukraine. Die Partie in Bremen ist gleich aus mehreren Gründen besonders aufgeladen.

von Marcel Schwamborn (msw)

Die meisten Fans dürften nach einer aufwühlenden Bundesliga-Saison, den Relegations-Duellen und den Endspielen in den verschiedenen Cup-Wettbewerben sicher eine leichte Fußball-Müdigkeit verspüren. Doch die Nationalmannschaft legt jetzt noch einmal richtig los.

Das erste von drei anstehenden Länderspielen am Montag (12. Juni 2023) im ausverkauften Bremer Weserstadion gegen die Ukraine wird vom DFB gleich aus vier verschiedenen Aspekten zu einer ganz besonderen Partie ernannt.

DFB will in Bremen um Sympathien für die Heim-EM werben

Bremen: Das bislang letzte Länderspiel in Bremen fand im Februar 2012 gegen Frankreich (1:2) statt. Differenzen nach dem Rechtsstreit um die Übernahme von Polizeikosten bei Hochsicherheitsspielen zwischen der Hansestadt und der Deutschen Fußball-Liga (DFL) hatten dafür gesorgt, dass an der Weser lange keine Partie mehr stattgefunden hat.

Alles zum Thema Hansi Flick

„Wir haben nach wie vor politische Differenzen mit dem Bremer Senat“, sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf (61) am Freitag (9. Juni 2023). „Es geht aber darum, Fans zu gewinnen, vor allem mit Blick auf die Heim-EM 2024. Diese Region soll nicht dauerhaft mit einem Bann seitens des DFB belegt sein.“

Anstoßzeit: Oft wurde darauf gedrängt, auch einmal eine Partie früher anzupfeifen, damit auch jüngere Fans sie erleben können. In Bremen geht es nun um 18.05 Uhr los, das ZDF überträgt. „Das ist ein Signal Richtung Fans“, sagt Neuendorf. „Jetzt ermöglichen wir es vielen Familien, zu einer guten Uhrzeit ins Stadion zu kommen oder das Spiel am TV zu verfolgen“.

Ukraine: Die Partie wird als Friedensspiel deklariert. „Das hat eine ganz besondere Bedeutung. Wir spielen mehr mit der Ukraine als gegen die Ukraine“, sagt der DFB-Präsident. „Das Spiel ist ein wichtiges Zeichen für Solidarität und die Unterstützung der Bevölkerung in diesem Land, ein echtes Statement“. Passend dazu hat die DFB-Stiftung 1000 aus der Ukraine geflüchtete Kinder und Jugendliche samt Begleitpersonen ins Stadion eingeladen.

Frank-Walter Steinmeier beim Länderspiel – kommt auch Klitschko?

Viele Politiker, unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (67) werden kommen. Auch der ukrainische Botschafter Oleksij Makejew (47) ist beim Spiel. Rund um den Osterdeich hält sich zudem hartnäckig das Gerücht, dass einer der beiden Klitschko-Brüder noch kurzfristig anreisen könnte.

Während der DFB-Tross Bremen schon am Montagabend wieder verlässt, bleiben die Gäste insgesamt eine komplette Woche an der Weser. Und nutzen dort die Zeit, um sich auf ihr EM-Qualifikationsspiel am Freitag kommender Woche in Nordmazedonien vorzubereiten. Drei Tage später ist Malta der nächste Gegner.

Pressekonferenz mit DFB-Sportdirektor Rudi Völler.

DFB-Sportdirektor Rudi Völler äußerte sich am Freitag ebenfalls zu den anstehenden Länderspielen.

Jubiläum: Der DFB ist der fünfte Verband weltweit – neben England, Brasilien, Südkorea und Argentinien – der ein 1000. Länderspiel absolvieren kann. Sportdirektor Rudi Völler (63) kann sich vor allem an die beiden Play-off-Duelle gegen die Ukraine 2001 erinnern, die er als Teamchef erlebte. „In meinem Leben habe ich nie wieder so einen Druck verspürt wie damals. Ich wusste, wenn das schiefgeht, ist meine Mission vorbei“.

Völler erwartet auch trotz der ganzen Umstände eine ernsthafte Partie. „Es wird kein Freundschaftsspiel werden. Es ist ein ganz normales Länderspiel unter der Voraussetzung, dass es das 1000. Länderspiel für uns ist. Die werden alles geben und wir auch“, versicherte er.

Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:

Auch für Bundestrainer Hansi Flick (58) hat der Länderspiel-Dreierpack eine besondere Bedeutung. In den Begegnungen wird die Nationalmannschaft jeweils mit einer Dreierkette agieren. Die angeschlagenen Leipziger Timo Werner (27) und Benjamin Henrichs (26) fehlten am Freitag erneut auf dem Trainingsplatz. Torwart Marc-André ter Stegen (31) und Abwehrspieler Thilo Kehrer (26) wurden am Freitag als Nachzügler im DFB-Quartier erwartet.

Nach Flick-Kritik: Auch Rudi Völler macht Druck auf Niklas Süle

Dass auch nach der Saison noch Dampf auf dem Kessel ist, zeigt die Debatte um die Personalie Niklas Süle (27). Völler sieht den Abwehrspieler nach der deutlichen Flick-Kritik am Zug, um bei der Heim-EM 2024 doch wieder zur Nationalmannschaft zu gehören. „Jetzt liegt es an Niklas, ganz klar“, sagte der Sportdirektor.

„Hansi kann das sehr gut beurteilen. Er war Trainer von Bayern München, er hatte Niklas Süle dort unter seinen Fittichen. Wir wären alle froh, wenn Niklas Süle in einer Topverfassung das Potenzial, das er hat, voll ausschöpfen würde. Hansi weiß, was Niklas kann.“