Erste transgender PersonKanada-Star schreibt bei Frauen-WM Geschichte: „Wir verdienen Quinn nicht“

Quinn (l.) umarmt Teamkollegin Jordyn Huitema während einer Trainingseinheit in Melbourne.

Quinn (l.) umarmt Teamkollegin Jordyn Huitema während einer Trainingseinheit in Melbourne am 19. Juli 2023.

Als erste offen lebende transgender Person bei einer WM schreibt Quinn Fußball-Geschichte. Kommentare in den sozialen Medien zeigen, dass es noch immer an Bewusstsein fehlt.

von Antje Rehse (are)

Es war eine Nullnummer der unspektakulären Art, die hierzulande auch wegen der Anstoßzeit um 4.30 Uhr wenig Beachtung fand. Und doch war das 0:0 zwischen Nigeria und Kanada ein Spiel für die Geschichtsbücher.

Für die historische Bedeutung zeichnete Quinn (27) verantwortlich. Die Stammkraft im Mittelfeld des Olympiasiegers ist die erste offen lebende transgender Person, die bei einer Frauenfußball-WM auf dem Platz stand.

Quinn erste nicht-binäre Person bei einer WM

Quinn hatte sich 2020 als Transgender und nicht-binär geoutet, legte damals den Vornamen Rebecca ab. Als Nicht-Binäre werden Menschen bezeichnet, die sich weder ausschließlich als männlich noch als ausschließlich weiblich identifizieren. Quinn bevorzugt im Englischen die Pronomen they/them.

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In den Sozialen Medien sorgte Quinns WM-Debüt für Aufregung. Neben transphoben Kommentaren zeigten sich manche Kommentierende auch verwirrt. Einige fragten sich, warum jemand, der sich als Mann identifiziert, bei einer Frauen-WM mitmacht. Doch Quinn identifiziert sich eben nicht eindeutig als Mann.

Andere kritisierten fälschlicherweise, dass ein biologischer Mann bei einem Frauen-Wettbewerb mitspielen dürfe. Quinn wurde bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugeordnet. Mit Menschen zu sprechen, die schlecht über das Thema informiert seien, sei manchmal anstrengend, so Quinn.

Nach dem Coming-out hatte Quinn in einem Interview mit „News Chain“ betont, während der aktiven Karriere das Testosteronlevel nicht erhöhen oder andere medizinische Methoden zur Transition anwenden zu wollen. 

Während in vielen Sportarten darüber diskutiert wird, ob trans Frauen trotz biologischer Vorteile an Wettbewerben für Frauen teilnehmen dürfen, stellt sich diese Frage bei Quinn nicht.

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Schon bei den Olympischen Spielen in Tokio hatte Quinn durch den Gewinn der Goldmedaille mit Kanada Geschichte geschrieben. Es war das erste Gold überhaupt für eine offen lebende transgender Person. 

Damals sagte Quinn in einem Statement: „Trans Mädchen werden aus dem Sport verbannt, trans Frauen werden mit Diskriminierung und Vorurteilen konfrontiert, während sie versuchen, ihre olympischen Träume zu verfolgen. Der Kampf ist noch lange nicht vorbei.“

Im kanadischen Team ist Quinn voll akzeptiert. „Ich bin stolz darauf, was Quinn macht, um das Bewusstsein für das Thema zu erhöhen und diese Welt zu einem inklusiveren Ortz zu machen“, sagte Trainerin Bev Priestman (37) gegenüber „The Canadian Press“.  „Wir scherzen immer, dass wir Quinn nicht verdienen“, sagte Kapitänin Christine Sinclair (40), „weil sie einfach so eine tolle Person sind.“