Neue Position beim DFBSorgt Joshua Kimmich für Hansi Flicks Wende oder Ende?

Hansi Flick spricht mit Joshua Kimmich.

Hansi Flick und sein derzeitiger Kapitän Joshua Kimmich (hier am 12. Juni 2023). Der Bundestrainer plant mit dem Bayern-Star in neuer Rolle.

Hansi Flick sucht die passende Formation für die Heim-Europameisterschaft. Das Team soll sich nun für das Turnier einspielen. Joshua Kimmich könnte dabei eine neue Rolle übernehmen.

von Marcel Schwamborn (msw)

Es sind eigentlich nur zwei weitere Testspiele, die die Nationalmannschaft am Samstag (gegen Japan) und Dienstag (gegen Frankreich) bestreitet. Dennoch kommt den Partien eine entscheidende Bedeutung zu. Neun Monate vor dem Start der Heim-EM braucht es Antworten.

Die Zweifel an Hansi Flicks (58) Eignung als Bundestrainer sind nach dem frustrierenden WM-Aus und der Negativspirale in den folgenden Spielen stark gewachsen. Nur vier Siege aus 16 Spielen sind kein überzeugendes Argument.

Nationalmannschaft absolvierte Geheimtest gegen die eigene U20

Flick braucht nun dringend die Wende. Sowohl die Leistungen als auch die Ergebnisse müssen in Wolfsburg und Dortmund stimmen. Sonst werden die DFB-Bosse – Treueschwüre hin oder her – zum Handeln gezwungen sein. Der Bundestrainer hat angekündigt, dass er ab jetzt mit den Experimenten aufhört, um einer klaren EM-Achse die Chance zu geben, sich einzuspielen.

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Und da bahnt sich eine spannende Personalie an. Bei einem Testspiel gegen die eigene U20 im Wolfsburger AOK-Stadion (5:0) bot Flick am Mittwoch (6. September 2023) nach „Bild“- und „Sky“-Informationen Joshua Kimmich (28) rechts in der Viererkette auf. Im defensiven Mittelfeldzentrum agierten Ilkay Gündogan (32) und Emre Can (29).

Joshua Kimmich beim Training der Nationalmannschaft.

Nachdenklich und mit Bart: So präsentiert sich Joshua Kimmich in diesen Tagen (hier am 5. September 2023) beim Training in Wolfsburg.

In Benjamin Henrichs (26) hatte der Bundestrainer ohnehin nur einen nominellen Rechtsverteidiger nominiert. Und wie es aussieht, muss der Aushilfs-Kapitän der Nationalmannschaft wie zu Beginn seiner DFB-Karriere wieder den Mangel an guten Rechtsverteidigern kompensieren. Auch während des Champions-League-Turniers 2020 in Lissabon, als die Bayern sich mit dem Henkelpott krönten, sowie beim letzten WM-Spiel gegen Costa Rica bot Flick Kimmich als Rechtsverteidiger auf.

Viele Experten fordern schon länger, dass der Bayern-Star wieder auf die rechte Seite wechseln soll. Dort hatte er einst Philipp Lahm (39) beerbt. Kimmich selbst sieht sich jedoch als Mittelfeldstratege und will lieber im Zentrum die Fäden ziehen. Auch beim FC Bayern entbrannte zuletzt eine Diskussion um seine Rolle.

Trainer Thomas Tuchel (50) hatte vehement einen klassischen Abräumer gefordert, weshalb Joao Palhinha (28) kurz vor dem Wechsel stand. Kimmich habe „immer noch nicht die DNA eines defensiven Sechsers“, erklärte der Coach. „Er mag es zu gerne, sich frei zu bewegen, er versucht überall zu helfen und mag es, überall involviert zu sein.“ Kimmich konterte und bezeichnete sich sehr wohl als Sechser.

Doch offenbar denkt Flick – auch aufgrund der Personalnot – nun ähnlich. Jetzt wird es spannend, ob der ehrgeizige Münchner diese Rolle annimmt. Im Sommer verschlimmbesserte der Bundestrainer die Debatte noch mit einem skurrilen Vergleich: „Vor einem Jahr war er Weltklasse. Jetzt soll er die Spieler schlechter machen? Seine Einstellung, immer gewinnen zu wollen, das hatten Kobe Bryant und Michael Jordan.“

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Selbstverständlich kann Kimmich – 354 Spiele für den FC Bayern, 79 Länderspiele für Deutschland – auf der rechten Seite dem deutschen Spiel helfen. Sei es durch defensives Absichern der Viererkette oder durch mutiges Vorstoßen im Ballbesitz. Aber akzeptiert er die Aufgabe an der Seite auch, während Gündogan im Zentrum das Spiel gestalten darf?

Joshua Kimmich sorgte auch bei DFB-Doku für Schlagzeilen

Zuletzt geriet der Bayern-Spieler auch in die Schlagzeilen, weil die DFB-Doku zwei Streitgespräche offenbarte. Demnach geriet Kimmich mal mit Niklas Süle (28), mal mit Antonio Rüdiger (30) aneinander. Die Verantwortlichen bemühen sich, den Zoff kleinzureden. Dennoch brodelt es auch im Binnenverhältnis.

Sollte der Flick-Plan aufgehen, könnte es für ihn der Wendepunkt als Bundestrainer sein. Geht auch dieses Experiment schief, wird nach zwei Jahren und 26 Spielen ein Nachfolger benötigt.