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Frauenfußball-KolumneGründe für das WM-Aus: Was seit dem EM-Finale schiefgelaufen ist

Betretene Mienen bei Martina Voss-Tecklenburg (l.) und Alexandra Popp

Betretene Mienen bei Martina Voss-Tecklenburg (l.) und Alexandra Popp nach dem WM-Aus am 3. August 2023.

Dieses Vorrunden-Aus trifft den deutschen Frauenfußball in Mark und Bein: Auf die begeisternden Auftritte bei der EM folgte eine WM zum Vergessen.

von Alina Ruprecht (aru)

Nach über 90 gespielten Minuten und dem Schlusspfiff herrscht im Lager der deutschen Frauen-Nationalmannschaft pure Fassungslosigkeit. Im letzten Gruppenspiel gegen Südkorea setzte es ein enttäuschendes 1:1, ein Ergebnis, das auch das frühzeitige Ende der WM-Reise des Teams um Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg (55) besiegelte.

Dabei hatte alles so gut angefangen: mit einem 6:0-Sieg gegen Marokko gelang der DFB-Elf ein vermeintlicher Traumstart ins Turnier. Man wurde von anderen, aber auch von sich selbst als klarer Titelfavorit angesehen, die Ausgangslage war vielversprechend. Doch in der K.o.-Phase der Fußball-WM der Frauen wird Deutschland schon nicht mehr mitmischen.

DFB-Team mit Ungereimtheiten im taktischen Set-up

So kurz nach dem Südkorea-Spiel sind die Gründe für das frühe Aus zunächst nur in Ansätzen erkennbar. Die Nationalmannschaft spielte in Australien über weite Strecken wie ein Schatten des Teams, das es 2022 noch ins Finale der Europameisterschaft geschafft hatte. Was ist also seitdem schiefgelaufen?

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Die fußballerische Qualität ist in der deutschen Mannschaft ohne jeden Zweifel vorhanden. Von einer Elf, die Weltklasse-Spielerinnen wie Alexandra Popp (32) und Lena Oberdorf (21) in den eigenen Reihen weiß, wird erwartet, es bei großen Turnieren weit zu bringen. Die Mission lautete regelrecht „Auf zum dritten Stern“ und damit dem dritten WM-Titel nach 2003 und 2007.

Blickt man etwas tiefer, so findet man zahlreiche Ungereimtheiten im taktischen Set-up Deutschlands in den vergangenen Monaten. Im Oktober 2022 erlitt die gesetzte Rechtsverteidigerin des Teams, Giulia Gwinn (24), einen Kreuzbandriss, schaffte es nicht zur WM. Damit fehlte der Mannschaft eine zentrale Stütze in der Defensive, für die bis zum Beginn der WM kein adäquater Ersatz gefunden wurde.

Stattdessen wurde wenige Wochen vor der Reise nach Australien Flügelstürmerin Svenja Huth (32) auf die defensive Position gerückt. Abgesehen davon, dass die Spielerin keine gelernte Außenverteidigerin ist, fehlte mit ihr eine Schlüsselfigur in der Offensive. Huth ist bekannt für ihre präzisen Pässe ins Angriffsdrittel, mit denen sie auch gerne mal Tore für ihre Mitspielerinnen auflegt.

Aus nach der Vorrunde

Bei diesen Turnieren war für Deutschland bereits nach der Vorrunde Schluss

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Mit Maximiliane Rall (29) wurde eine solide Rechtsverteidigerin gar nicht erst mit ins DFB-Aufgebot aufgenommen, während mit Sophia Kleinherne (23) eine weitere Akteurin, die für diese Position infrage kommen würde, während allen drei WM-Partien tatenlos von der Bank aus zusehen musste. Kleinherne gehört zu jener nachrückenden Generation von Spielerinnen, für die es erste WM war.

Auch andere Personalien aus dieser Riege, wie Laura Freigang (25), Sjoeke Nüsken (22, teils auch verletzungsbedingt), Sydney Lohmann (23) und Nicole Anyomi (23) hatten das Nachsehen und mussten sich mit nur wenigen Einsatzminuten zufriedengeben. Dabei sind sie es, die in den kommenden Jahren Deutschland bei großen internationalen Turnieren vertreten werden. Die WM in Australien und Neuseeland wäre eine ideale Gelegenheit gewesen, den jungen Spielerinnen Vertrauen zu schenken und sie Turnierluft vom Rasen aus schnuppern zu lassen.

Der Plan Popp reicht nicht

Stattdessen setzte der Trainerstab um Voss-Tecklenburg auf altbewährte Taktiken und die erfahreneren Gesichter der Mannschaft. Grundsätzlich war auffällig, wie sehr das Spiel der deutschen Elf auf Star-Stürmerin Alexandra Popp ausgerichtet war. In der Partie gegen Südkorea ging es gegen Ende fast nur noch darum, sie mit langen Bällen zu erreichen in der Hoffnung, sie würde diese mit dem Kopf irgendwie im Tor unterbringen würde.


Alina Ruprecht ist freie Autorin bei EXPRESS.de und kümmert sich in ihren Kolumnen um das Thema Frauenfußball. Sie ist Mitglied von FRÜF - Frauen reden über Fußball.


Voss-Tecklenburg hat es seit der EM nicht geschafft, ein taktisches System zu bilden, in dem es jeder Spielerin möglich ist, in der Position zu agieren, in welcher sie ihre Stärken bestmöglich zum sportlichen Wohle des Teams ausnutzen kann. Stattdessen wurde, nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Linksverteidigerin Felicitas Rauch (27), eine eher behelfsmäßige Abwehrreihe aus zwei Innenverteidigerinnen, einer Mittelfeld-, sowie einer Flügelspielerin gebildet.

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Ein bekanntes Fußballsprichwort besagt, dass eine Offensive Spiele gewinnt, die Defensive jedoch Turniere. Bei Deutschland hakte es an beiden Enden. Im deutschen Angriff ging ohne Alexandra Popp fast gar nichts. Es fehlte an Präzision, Kreativität und Durchschlagskraft. Auch das Zusammenspiel im und mit dem Mittelfeld verlief eher behäbig und viele Fans vermissten den Spirit der EM 2022.

Für das WM-Aus gibt es sicherlich noch mehr Gründe als altbackene Taktiken und verunglückte Experimente in der Startaufstellung. All dies gilt es nun zu analysieren. Das deutsche Team wird stärker zurückkommen, wenn die Probleme ehrlich, selbstkritisch und konsequent aufgearbeitet werden. Die Qualitäten in der Mannschaft sind da und auch die Chance auf den WM-Titel in diesem Jahr war realistisch.

Auch wenn es auf dem Platz nicht geklappt hat, so haben die Spielerinnen erneut mit ihrem Teamgeist zahlreiche Fans begeistert und werden dies auch weiterhin tun. Die nächste Generation an talentierten Akteurinnen steht in den Startlöchern für die Frauen-Nationalmannschaft, in der jetzt im Idealfall ein teilweiser Umbruch anstoßen wird.