Pressefreiheit-Skandal vor EM-StartRussland entzieht ARD-Journalisten Akkreditierung

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Der russische Staatspräsident Wladimier Putin (r.) und Nationaltrainer Stanislaw Tschertschessow schütteln sich im Rahmen der WM 2018 die Hand.

von Michael Eham (eham)

Köln – Kurz vor der Eröffnung der Europameisterschaft am 11. Juni sorgen russische Behörden für einen neuen Eklat in Sachen Pressefreiheit. Wie der Westdeutsche Rundfunk berichten und auch ein Sprecher der Europäischen Fußball-Union (UEFA) bestätigt, ist dem ARD-Journalisten Robert Kempe (40) die Akkreditierung für die Spiele der EM in St. Petersburg entzogen worden.

  • Pressefreiheit während der EM in Russland eingeschränkt
  • Russland entzieht WDR-Journalist Robert Kempe seine Akkreditierung
  • Zuvor berichtete Kempe über Verflechtungen von Gazprom im Fußball

Wie die UEFA betont, sei die Verweigerung der Zulassung eine Entscheidung der russischen Behörden gewesen. Der Verband sei „nicht in der Position eine solche Entscheidung zu revidieren oder detaillierte Informationen darüber zu erhalten, warum der Antrag abgelegt wurde“, heißt es in einem Statement des Verbands, der Organisator der Europameisterschaft ist.

WDR-Chefin Ellen Ehni: Nicht akzeptable Einschränkung der Pressefreiheit

Beim WDR, für den Kempe seit mehr als zehn Jahren über die Zusammenhänge von Sport und Politik berichtet, wird der Entzug der Akkreditierung scharf kritisiert: „Wir sehen darin eine Einschränkung der Pressefreiheit, die für uns nicht akzeptabel ist“, sagte WDR-Chefredakteurin Ellen Ehni (47): „Wir fordern Russland dazu auf, für Aufklärung zu sorgen und unserem Kollegen freien Zugang zu den russischen Venues zu gewähren, damit er seiner Arbeit als Journalist vor Ort nachgehen kann.“

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Robert Kempe berichtete kritisch über russischen Staatskonzern Gazprom

Zuletzt beschäftigte sich Kempe mit den Verflechtungen des russischen Staatskonzerns Gazprom im europäischen Fußballgeschäft. Gazprom ist einer der Sponsoren der EURO 2020. „Die Verbindung zwischen Gazprom und der UEFA sind eng, sie gehen aus meiner Sicht auch über ein ganz normales Sponsorenverhältnis hinaus", sagte Kempe vor wenigen Tagen im WDR-Podcast „Sport inside“. Eine von mehreren Recherchen des Journalisten, die den russsischen Behörden ein Dorn im Auge zu sein scheint.

Nach Senderangaben habe die UEFA Anfang Mai Kempe seine Akkreditierung bestätigt. Ende Mai hieß es dann wohl plötzlich, die lokalen Behörden eines Landes hätten seine Akkreditierung nach einem „Hintergrund-Screening“ abgelehnt. Für die restlichen zehn Standorte der Europameisterschaft behält die Akkreditierung von Kempe ihre Gültigkeit. (sid, eha)