Interview

Friedhelm FunkelSein Plan für die Kaiserslautern-Rettung – Trainer hat einen Baumgart-Verdacht

Friedhelm Funkel spricht als neuer Trainer des 1. FC Kaiserslautern zu Medienvertretern.

Zurück im Fußball-Geschäft: Friedhelm Funkel legte am Mittwoch (14. Februar 2024) beim 1. FC Kaiserslautern los.

Friedhelm Funkel kehrt auf die Trainerbank zurück. Nun soll der frühere Coach des 1. FC Köln und Fortuna Düsseldorf den 1. FC Kaiserslautern retten. Über die Aufgabe sprach er mit EXPRESS.de.

von Marcel Schwamborn (msw)

Vor einer Woche feierte er noch ausgelassen Karneval in Köln. Erst schunkelte er bei der Sitzung des 1. FC Köln im Maritim, dann an Weiberfastnacht beim Ball Raderdoll der Großen Braunsfelder im Pullman.

Eigentlich wollte Friedhelm Funkel (70) am Donnerstag (15. Februar 2024) mit seiner Frau Anja nach Fuerteventura fliegen, um nach den jecken Tagen etwas Sonne zu genießen. Doch stattdessen stand er zweimal in Kaiserslautern auf dem Trainingsplatz, um seine neue Mannschaft weiter kennenzulernen.

Friedhelm Funkel: 1. FC Kaiserslautern ist sein elfter Verein

Der Feuerwehrmann ist wieder im Bundesliga-Business zurück. Nachdem er 2021 den 1. FC Köln in der Relegation vor dem Abstieg bewahrt hatte, soll er das nun auch in der Pfalz schaffen. Der FCK ist der elfte Verein, den Funkel trainiert. Nur Peter Neururer (12) und Jörg Berger (13) hatten schon mehr Stationen.

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Für Funkel, der von 1980 bis 1983 in Kaiserslautern als Spieler aktiv war, ist die Rückkehr auf den Betzenberg emotional. „Es ist ein Glück und ein Vorteil für mich, dass die Menschen mich hier noch mögen. Beim Training wurde ich sehr herzlich begrüßt, das war ein schönes Gefühl“, sagte er nach seinem Auftakt. Mit EXPRESS.de sprach Funkel über die neue Aufgabe.

Friedhelm Funkel spricht mit den Spielern.

Friedhelm Funkel leitet als neuer Trainer des 1. FC Kaiserslautern das Training.

Kaiserslautern statt Kanaren: Wie kam es zum Sinneswandel?

Friedhelm Funkel: Das ging wirklich alles ganz schnell. Montagabend gab es den ersten Kontakt. Nach einer Nacht Schlaf habe ich mich am Dienstag dann entschieden, die Aufgabe anzunehmen. Der FCK ist ein besonderer Verein, das habe ich schon vor 40 Jahren gespürt und das ist auch heute noch so. Deshalb musste ich nicht lange überlegen. Den Urlaub haben wir storniert. Den können wir im Sommer nachholen, wenn wir hier den Klassenerhalt geschafft haben. Denn eins ist klar: Den Job mache ich nur bis zum Saisonende, dann ist wieder Schluss.

Es hieß auch, dass der Hamburger SV mit Ihnen verhandelt habe.

Friedhelm Funkel: Das habe ich auch gelesen, stimmt aber nicht. Ich bin mit Jonas Boldt gut befreundet, wir gehen einige Male im Jahr zusammen essen. Aber es gab keinerlei Gespräche mit mir über ein Engagement beim HSV. Ich glaube weiterhin, dass Steffen Baumgart da über kurz oder lang landen wird. Dass er es jetzt noch nicht macht, liegt in meinen Augen am bevorstehenden Spiel. Als Rostocker Junge möchte er nicht mit einem Auswärtsspiel bei Hansa starten. (Hansa Rostock gegen Hamburger SV endete 2:2, Anm. d. Redaktion)

Friedhelm Funkel feiert mit Andreas Rettig Karneval.

An Weiberfastnacht feierte Friedhelm Funkel mit Andreas Rettig (l.) und Schubi Zender von den Großen Braunsfeldern beim Ball Raderdoll.

Wie schätzen Sie die Herausforderung Kaiserslautern ein?

Friedhelm Funkel: Da reicht ein Blick auf die Tabelle. Mit 34 Toren haben wir beispielsweise mehr Treffer als der Tabellenvierte Greuther Fürth erzielt. Aber 43 Gegentore sind die meisten in der Zweiten Liga. Da müssen wir ansetzen. Wir brauchen mehr Stabilität. Ich werde auf eine Viererkette setzen, auf Klarheit und Einfachheit und der Mannschaft vier, fünf Grundlagen mit auf den Weg geben. Fußball ist keine Hexerei, da muss nicht immer nur die spielerische Lösung gesucht werden.

Ihr Punkteschnitt in der Zweiten Liga liegt bei 1,59. Hochgerechnet auf den FCK wären das am Ende 42 Punkte. Das dürfte reichen.

Friedhelm Funkel: Das würde ich auch sofort unterschreiben. Ich denke erst mal nur an die ersten vier Spiele gegen Nürnberg, Karlsruhe, Rostock und Osnabrück. Wir spielen noch gegen alle Teams, die mit uns im Tabellenkeller sind. Um viele Gespräche zu führen, reisen wir schon am Freitag nach Nürnberg. Dann bleibt uns bis zum Spiel am Sonntag mehr Zeit.

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Ende März wartet dann das Duell gegen Fortuna Düsseldorf.

Friedhelm Funkel: So weit blicke ich noch nicht nach vorne. Ich weiß, dass es gegen Fortuna wahnsinnig emotional werden wird. Aber das ist alles noch weit weg. Genau wie das DFB-Pokal-Halbfinale. Natürlich wird das ein Festtag. Aber entscheidend ist, dass wir die nötigen Punkte zum Klassenerhalt holen.

Mit Dirk Schuster und Dimitrios Grammozis saßen schon zwei andere Ex-Kölner in dieser Saison auf der Trainerbank beim FCK.

Friedhelm Funkel: Ich weiß nicht, woran meine Vorgänger hier gescheitert sind. Man darf nicht vergessen, dass Dirk auch lange Zeit sehr erfolgreich hier gearbeitet hat. Ich beschäftige mich weniger mit der Vergangenheit, will lieber die Spieler besser kennenlernen und viel mit den erfahrenen Spielern sprechen. Jetzt heißt es, Ärmel hochkrempeln, anpacken.

Zur perfekten Pfälzer Nostalgie hätte es noch gepasst, wenn Ihr Bruder Wolfgang Sie als Co-Trainer begleitet hätte.

Friedhelm Funkel: Das geht aber nicht mehr. Der kann nicht mehr auf den Platz, weil er einen versteiften Fuß hat. Daher kam ich auf die Idee mit Matthias Lust. Ihn wollte ich schon mal zum MSV Duisburg holen, dann ist er aber lieber zum VfL Bochum gewechselt. In den Gesprächen mit ihm und den anderen Kollegen vom Trainerteam habe ich schon gespürt, dass wir auf einer Wellenlänge liegen.