Frauenfußball-KolumneEntlassung von Gabor Gallai bei TSG Hoffenheim ein Paukenschlag

Hoffenheims Trainer Gabor Gallai gestikuliert.

Gabor Gallai (hier am 15. Dezember 2021) wurde kurz vor Weihnachten 2022 bei der TSG Hoffenheim als Trainer freigestellt.

Kurz vor Weihnachten 2022 gab es in der Bundesliga der Frauen noch einen Paukenschlag: Die TSG Hoffenheim entließ Cheftrainer Gabor Gallai.

von Annika Becker (abe)

Trainerentlassung bei der TSG Hoffenheim: Frauen-Coach Gabor Gallai muss ist seinen Job los. Laut dem Verein sei der Grund dafür die „sportlich nicht zufriedenstellend verlaufene Vorrunde“.

Nach zehn Spieltagen steht Hoffenheim auf dem fünften Tabellenplatz, mit sechs Punkten Abstand auf den dritten Platz, der zur Teilnahme an der Champions League Qualifikationsrunde berechtigt. Der 43-jährige Gallai war seit der Saison 2020/2021 Cheftrainer der Hoffenheimerinnen, nachdem er zuvor bereits als Co-Trainer im Verein gearbeitet hatte.

TSG Hoffenheim stellt Trainer Gabor Gallai frei

Ralf Zwanziger, Leiter der Abteilung „Frauen- und Mädchenfußball“ bei der TSG, bedankte sich bei Gallai für dessen Anteil am Erfolg der letzten Jahre. Dazu gehörte unter anderem die Teilnahme an der Champions League in der Saison 2021/2022 mit Partien gegen Teams wie Arsenal und Barcelona. Zwanziger sagte aber auch: „Gleichwohl konnten wir vor der negativen Entwicklung der vergangenen Monate die Augen nicht verschließen. Ein Wechsel auf der Trainerposition war nach einer Analyse der Situation für uns die einzige Lösung.“

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Die Entlassung und ihre Begründung überraschen von außen betrachtet, insbesondere wenn man sich den Kontext der Entwicklung der letzten Jahre anschaut. Da sind einerseits die Transfers: In den letzten zwei Jahren konnte Hoffenheim Jule Brand, Lena Lattwein, Tabea Waßmuth (VfL Wolfsburg), Maximiliane Rall (FC Bayern München) und Michaela Specht (Real Sociedad) nicht halten. Die Zugänge, um diese wichtigen Spielerinnen zu ersetzen, sind oft jung und müssen noch weiter ausgebildet werden.

Dann sind da die Punkteausbeute und die Entwicklung der Konkurrenz. Es ist richtig, dass die aktuelle Hinrunde nicht so erfolgreich verläuft wie die der letzten Saison, den jetzigen 17 Punkten auf Platz fünf standen zum gleichen Zeitpunkt 23 Punkte und Platz drei gegenüber. In der letzten Spielzeit gab es in der Hinrunde einen überraschenden Sieg gegen den VfL Wolfsburg, zu der Zeit unter Neu-Coach Tommy Stroot noch in der ersten Entwicklungsphase, und einen Sieg gegen die direkte Konkurrenz aus Frankfurt.


Annika Becker ist freie Autorin bei EXPRESS.de und kümmert sich in ihren Kolumnen um das Thema Frauenfußball. Sie ist Mitglied von FRÜF - Frauen reden über Fußball.


Auch in der Spielzeit gab es allerdings unnötige Punktverluste gegen Teams im Abstiegskampf, ein Muster, das sich in dieser Saison bisher fortsetzt. Ab der Rückrunde der letzten Saison schien nach der ersten Spielzeit mit Dreifachbelastung die Energie zu fehlen. Punktgewinne gegen die direkte Konkurrenz blieben aus, der dritte Platz im Endspurt der Saison ging an Frankfurt.

Die Entwicklung der Eintracht nach der Übernahme des Spielrechts vom 1. FFC Frankfurt in den letzten Jahren war tiefgreifend und rasant zugleich. Frankfurt hat Hoffenheim zeitweise aus den Top-3 geschubst, allerdings ist auch hier erkennbar, dass der Klub ohne weitere Investitionen in einen breiteren Kader und die Entwicklung einer der Tabellenregion entsprechenden Spielweise Wolfsburg und Bayern nicht weiter gefährlich werden wird.

In der dem SC eigenen Ruhe hat sich außerdem Freiburg unter Trainerin Theresa Merk vorerst an der TSG vorbeigeschoben, hier wurde durch den Umzug ins Dreisamstadion und auf die dazugehörigen Trainingsplätze Anfang 2022 ebenfalls eine tiefgreifende Weiterentwicklung angeschoben.

Gallai dürfte auf dem Trainerinnen- und Trainermarkt dieser in den Startlöchern stehenden Liga begehrt sein, weil er gezeigt hat, dass unter ihm trotz aller Widrigkeiten erfolgreich, modern und offensiv gespielt wird, mit fein abgestimmten Pressingmustern, vor allem aber auch spielerischen Lösungen. Eigentlich also genau das Profil, nach dem ambitionierte Vereine suchen sollten: Die Zeiten in denen Teams mit reiner Physis eine Liga dominieren konnten, sind im Fußball der Frauen vorbei.