Frauenfußball-Kolumne1,82 Millionen vorm TV, 2500 im Stadion – Chance verpasst

Die Spielerinnen vom FC Bayern München jubeln mit Torschützin Georgia Stanway (l) über den Treffer zum 1:0 gegen Wolfsburg.

Bayern München besiegte im Topspiel der Frauen-Bundesliga am 25. März 2023 den VfL Wolfsburg. Die Tickets für das Spiel waren innerhalb kürzester Zeit vergriffen gewesen.

Das Topspiel der Frauen-Bundesliga fand vor 2500 Zuschauerinnen und Zuschauern statt. Auf einen Umzug in die Allianz Arena hatten die Bayern verzichtet – und damit die Wut vieler Fans auf sich gezogen.

von Alina Ruprecht (aru)

Am Samstag (25. März 2023) trafen in München mit dem FC Bayern und dem VfL Wolfsburg die beiden Top-Teams der Frauen-Bundesliga im direkten Duell aufeinander. 1,83 Millionen verfolgten das Spiel am Abend live im Ersten.

Die Gastgeberinnen gingen aus der umkämpften Partie sowohl als Sieger, als auch neuer Spitzenreiter der Tabelle hervor. Europameisterin Georgia Stanway besiegelte den knappen 1:0 Endstand durch einen Elfmeter. Im Vorfeld des Spiels hatte es jedoch großen Unmut gegeben.

Kleine Kulisse, großer Ärger

Die Partie fand vor ausverkauftem Haus am FC Bayern Campus, im Norden der bayerischen Landeshauptstadt, statt. Dort sind jedoch, aufgrund von Brandschutzregelungen, nur 2500 Zuschauerinnen und Zuschauer zugelassen. Viele Fans forderten eine Verlegung des Spiels in die Allianz Arena. Das Hinspiel in Wolfsburg hatte im großen Stadion, der Volkswagen Arena, vor mehr als 21.000 Fans stattgefunden.

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Die Tickets für das Top-Spiel in München waren innerhalb von 30 Minuten restlos ausverkauft, die Nachfrage war, beiden Vereinen zufolge, riesig. Viele Fans, besonders jene, die leer ausgingen, machten ihrem Ärger anschließend auf Social Media Luft. Die Gründe für ihren Unmut sind nachvollziehbar.

Nur wenige Tage vor dem Liga-Spiel spielten die FC-Bayern-Frauen in der Women’s Champions League (UWCL) gegen den FC Arsenal in der Allianz Arena. 20.000 begeisterte Fans bejubelten an dem Abend den 1:0-Sieg der Münchnerinnen. Bereits im Dezember lockte das Highlight-Spiel des Teams gegen den FC Barcelona 24.000 Menschen in die Arena. Der Gedanke, auch gegen Wolfsburg in dem großen Stadion anzutreten, war für viele naheliegend.

Verschiedene Entscheidungsfaktoren

Doch der FC Bayern änderte seine Pläne nicht. Man begründete die Austragung am Campus mit der Höhe der Betriebskosten von Spielen, die in der Allianz Arena stattfinden. Man habe sich aufgrund verschiedener Faktoren bewusst für den wesentlich kleineren Veranstaltungsort entschieden. Das große Interesse an den Tickets, sowie die herausragenden Einschaltquoten lassen jedoch vermuten, dass das Top-Spiel ein großes Stadion-Publikum angelockt hätte.

Der DFB setzt die Spiele der Frauen-Bundesbundesliga meist relativ kurzfristig an, was alle Klubs der Liga betrifft. Jedoch haben viele Vereine bereits den notwendigen Mut und die Risikobereitschaft bewiesen, und mehrere Liga-Partien ihrer Frauen-Teams in den großen Stadien veranstaltet. Der FC Bayern bestritt bis jetzt nur drei UWCL-Spiele in der Allianz Arena.

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„Wir müssen das natürlich auch planen“, betonte Bayern-Präsident Herbert Hainer. „Auf der anderen Seite wollen wir den Frauen auch das Gefühl geben, dass der Campus ihre Heimat ist. Nur wenn besondere Highlights sind, kommen sie auch in die Allianz Arena.“ Die Aussage wirkte im Anschluss auf den großen Erfolg gegen Arsenal vor begeistertem Publikum eher unpassend und gönnerhaft als unterstützend.


Alina Ruprecht ist freie Autorin bei EXPRESS.de und kümmert sich in ihren Kolumnen um das Thema Frauenfußball. Sie ist Mitglied von FRÜF - Frauen reden über Fußball.


Hainer fügte hinzu, dass weitere Spiele im großen Stadion zukünftig nicht ausgeschlossen seien. Konkrete Versprechungen machte er jedoch nicht und verwies stattdessen auf die Strahlkraft der europäischen Begegnungen gegen hochkarätige Gegner.

Wo ein Wille, da ein Weg. Die Spielerinnen des FC Bayern hatten in der Vergangenheit selbst betont, gerne auch Liga-Partien in der Allianz Arena austragen zu wollen. Gerade jetzt darf man erfolgreiche Teams, wie das der Münchnerinnen, nicht klein halten. Die Zuschauerzahlen zeigen nicht erst seit Samstag das riesige Interesse der Fans.

Umzug fraglich

Zudem spielten die Münchnerinnen bereits mehrmals vor einem ausverkauften Campus. Für Heimspiele des Teams liegt der Zuschauerschnitt bei 2132 Fans pro Partie. Auf Dauer werden die FCB-Frauen der Spielstätte entwachsen. Nehmen Sie an der EXPRESS.de-Umfrage teil:

Eine Rückkehr ins Grünwalder Stadion, wo das Team bis 2018 seine Partien austrug, scheint denkbar, da dort bis zu 15.000 Fans zugelassen werden. Fraglich ist jedoch, ob die Verantwortlichen ähnliche Überlegungen unterstützen würden.

In der laufenden Saison wird das Frauenteam von Bayern München voraussichtlich kein Liga-Spiel in der Allianz Arena mehr bestreiten. Das Kracher-Duell vom Samstag fühlt sich im Nachgang wie eine verpasste Chance an. So wird das Team auch einen möglichen, großen Titel in kleinem Rahmen am Campus feiern müssen. Doch das Rennen um die Meister-Schale ist noch lange nicht entschieden.