„Das darf nicht passieren“Bayerns historische Pleite: Harte Kritik, Netz-Häme und Impf-Spott

Hasan Salihamidzic und Dino Toppmöller vom FC Bayern München auf der Bank.

Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic völlig entsetzt, rechts schaut Interims-Trainer Dino Toppmöller das Debakel gegen Mönchengladbach am 27. Oktober 2021.

Der FC Bayern München kassiert seine höchste Niederlage der Pokal-Geschichte. Nach dem 0:5 gegen Borussia Mönchengladbach gab es Häme und Spott für den Rekord-Titelträger.

von Marcel Schwamborn (msw)

Mönchengladbach. Was für ein Debakel. Was für ein Desaster. Deutschland lacht über Bayerns Mega-Packung gegen Mönchengladbach. Das Super-Team in Einzelteile zerlegt. Das 0:5 bei der Borussia ist die höchste Niederlage im Pokal in der Vereinsgeschichte. Zuvor war das 1:5 im Viertelfinale 1971/72 gegen Köln Bayerns höchste Pokal-Pleite. Und nun ist der Spott groß.

Am 13. Mai 2021 hatte Bayerns neuer Vorstandschef Oliver Kahn (52) nach dem Dortmunder Pokal-Sieg gegen RB Leipzig noch getwittert: „Herzlichen Glückwunsch an den BVB zum DFB-Pokal-Sieg! Genießt den Moment, in der kommenden Saison machen wir es euch nicht nochmal so leicht.“ Nun stehen beide Borussias im Achtelfinale, die großen Bayern sind mal wieder raus.

Im Januar das Zweirunden-Fiasko bei Holstein Kiel (5:6 nach Elfmeterschießen), nun die Packung am Niederrhein. 20 Mal gewannen die Bayern den Pott, doch der Pokal ist offenbar nicht mehr der Lieblings-Wettbewerb der Münchner. Erstmals seit 43 Jahren verliert der FC Bayern ein Pflichtspiel mit mindestens fünf Toren Unterschied, zuletzt war das am 9. Dezember 1978 in der Bundesliga gegen Fortuna Düsseldorf (1:7) der Fall.

Alles zum Thema Joshua Kimmich

Bei Twitter hatten die Nutzer vor allem Spaß, Wortspiele mit der von Joshua Kimmich bisher abgelehnten Impfung zu finden. „Die Bayern werden mit Impf und Schande davon gejagt“, heißt es. Oder: „Kimmich dachte, der FC Bayern sei gegen sowas immun“. Und: „Die Bayern fahren zur Strafe mit dem Impfbus heim“.

Interessant auch: Erstmals seit 84 (!) Spielen, gelang den Münchner Stars kein Tor. Zuletzt waren sie im Februar 2020 gegen Leipzig leer ausgegangen. 1860 München im Achtelfinale, der große FC Bayern nicht – das schmerzt. Und die Debatten, ob diese Mannschaft auch ohne Trainer Julian Nagelsmann (34), der zuletzt wegen seiner Corona-Infektion fehlte, siegen könne, dürften auch verstummen.

„Ich bin absolut schockiert. Wir waren einfach nicht da“, sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic (44) in der ARD. 90 Minuten lang hatten die Bayern eine grausige Vorstellung abgeliefert. „Wir haben in der ersten Halbzeit keinen Zweikampf gewonnen, da war kein Umschalten, die Bälle sind versprungen. Wir haben uns in jeder Situation den Schneid abkaufen lassen. Ein kollektiver Blackout. Für mich ist das unerklärlich“.

Bastian Schweinsteiger mit harter Kritik am FC Bayern

Harte Kritik übte auch Bayern-Idol Bastian Schweinsteiger (37) in der ARD: „So darfst du nicht auftreten, das darf nicht passieren. Es war ein rabenschwarzer Tag. Man hat sich den Schneid abkaufen lassen von der ersten Sekunde“, meinte der Experte. „Das zweite Mal in der 2. Runde auszuscheiden, tut dem FC Bayern weh – aber vielleicht mehr noch die Art und Weise.“

Aushilfs-Chefcoach Dino Toppmöller (40) war ebenfalls nach der Pleite bei Borussia Mönchengladbach geschockt: „Es war ein absolut gebrauchter Tag. Es tut mir leid, dass wir unsere Fans heute enttäuscht haben.“ Die Bayern-Spieler flüchteten aus dem Borussia-Park, wollten zur Demütigung gar nichts sagen. Nur Thomas Müller stellte sich kurz.

Oliver Kahn macht Druck auf Joshua Kimmich und die Impf-Verweigerer

Auch wenn am Ende das 5:0 alles überstrahlte: Das Impf-Thema wird die Bayern weiter beschäftigen. Sportvorstand Oliver Kahn erhöhte noch einmal den Druck auf Kimmich & Co., sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Er erklärte, es sei „unsere absolute Überzeugung, dass unsere Spieler geimpft sein müssen“.

„Ich denke schon, dass die Spieler sich jetzt sehr, sehr viele Gedanken machen. Die Konsequenzen sind ja nicht unerheblich. Einmal die Konsequenzen für den Spieler selbst, der nicht geimpft ist, wenn er sich infiziert. Aber auch die Konsequenzen für den Verein, die er unter Umständen tragen muss“, sagte Kahn.