Lverkusen – Ein Haken auf engstem Raum, vorbei an Weltmeister Lucas Hernández (24), dann ein traumhafter Schlenzer über keinen Geringeren als Nationaltorhüter Manuel Neuer (34) hinweg – Florian Wirtz hat sich mit 17 Jahren und 34 Tagen als jüngster Torschütze der Bundesliga-Historie in den Geschichtsbüchern verewigt.

Angesichts des Spielstandes – das ehemalige Juwel des 1. FC Köln traf für Leverkusen zum 2:4 Endstand gegen die Bayern – wollte aber keine wirkliche Freude aufkommen. Ein kurzes Abklatschen mit Charles Aránguiz (31) und dann mit versteinerter Miene zurück in die eigene Hälfte – einen Eintrag in die Geschichtsbücher des deutschen Fußballs stellt man sich anders vor.

Florian Wirtz: „Nicht das beste Ergebnis.“

Jedoch erkennt man an Wirtz' verhaltener Reaktion seinen Ehrgeiz und seinen Teamgedanken – die Enttäuschung über die Pleite im Kampf um die Champions League überstrahlte das persönliche Highlight.

Entsprechend reflektiert postete er bei Instagram: „Nicht das beste Ergebnis. Aber sehr glücklich über mein erstes Bundesliga-Tor! Wir werden den Kopf hochhalten und uns auf das bevorstehende Halbfinale im DFB-Pokal konzentrieren.“

Peter Bosz deklariert Partie zur Lehrstunde für Florian Wirtz

„Dass er ein Riesentalent ist, das wussten wir vorher. Deshalb hat er auch vor diesem Spiel schon einige Male bei uns gespielt“, war auch sein Trainer Peter Bosz (56) trotz des schönen Treffers nur zu einem kleinen Lob bereit. Vielmehr deklarierte er das Duell mit dem Rekordmeister für den zur Pause eingewechselten Youngster zum Anschauungsunterricht.

„Dieser Junge hatte heute seine beste Lehrstunde, seit er Fußball spielt. Bei seinen ersten drei, vier Aktionen hat er den Ball immer verloren. Da hat man gesehen, dass das Tempo höher ist, als er das sonst gewohnt ist“, sagte Bosz: „Aber er ist ein guter Spieler, ein intelligenter Spieler und nimmt das an. Davon wird er viel lernen.“

Wirtz lernte bereits während des Spiels, war in der Schlussphase einer der auffälligsten Akteure – sein sehenswerter Treffer in der 89. Minute mit dem schwächeren linken Fuß kam nicht von ungefähr.

Florian Wirtz wird schon mit Kai Havertz verglichen

Der gegen Bayern mit Knieproblemen fehlender Teamkollege Kai Havertz (20) war bei seinem ersten Liga-Treffer knapp neun Monate älter als Wirtz (siehe Liste unten) – Vergleiche mit dem wohl abwanderungswilligen Shootingstar kommen da zwangsläufig auf.

„Wenn er gesund bleibt, ist er mindestens ein Spieler der Kategorie Havertz“, sagte Jörg Jakobs (49), früherer Sportdirektor und Nachwuchsleiter, heutiges Aufsichtsratsmitglied beim 1. FC Köln, bereits vor Wochen: „Florian kann alles, hat enormen Spielwitz, starke Technik, unglaubliche Spielintelligenz, ist schnell mit dem Ball, kann dribbeln.“ Eine erste Kostprobe dieses Könnens hat er gegen die Bayern bereits abgegeben, weitere werden sicher folgen.

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Und jedes Mal werden sie sich am Geißbockheim ein bisschen ärgern, dass der Profivertrag für Wirtz unter der Führung des ehemaligen Sport-Geschäftsführers Armin Veh (59) verschnarcht wurde. (ars/sid)

Die jüngsten Torschützen der Bundesliga

1. Florian Wirtz (Leverkusen): 17 Jahre, 1 Monat, 3 Tage

2. Nuri Sahin (Dortmund): 17 Jahre, 2 Monate, 21 Tage

3. Julian Draxler (Schalke): 17 Jahre, 6 Monate, 12 Tage

4. Timo Werner (Stuttgart): 17 Jahre, 6 Monate, 16 Tage

5. Christian Pulisic (Dortmund): 17 Jahre, 6 Monate, 30 Tage

6. Lars Ricken (Dortmund): 17 Jahre, 8 Monate, 1 Tag

7. Ibrahim Tanko (Dortmund): 17 Jahre, 9 Monate, 7 Tage

8. Jan-F. Arp (Hamburg): 17 Jahre, 9 Monate, 22 Tage

9. Kai Havertz Leverkusen): 17 Jahre, 9 Monate, 25 Tage

10. Mark-A. Kruska (Dortmund): 17 Jahre, 10 Monate, 22 Tage