Bedenkliche EntwicklungEx-FC-Coach Ewald Lienen bitter enttäuscht: „Das ist zum Kotzen“

Ewald Lienen winkt auf einer Ehrenrunde bei seinem Abschied vom FC St. Pauli.

Ewald Lienen am 16. Juli 2022 bei seinem Abschied vom FC St. Pauli. Den früheren Bundesliga-Trainer zieht es nach Jahren in Hamburg wieder mehr ins Rheinland.

Klare Worte zur Entwicklung im Profi-Fußball! Ewald Lienen hat sich kritisch über das Streben nach immer größeren Geldströmen geäußert und kein gutes Haar an vielen Bestandteilen der Branche gelassen.

Ewald Lienen (68) nimmt sich den Fußball zur Brust! Seine Rolle als kritischer Geist hatte „Zettel-Ewald“ schon auf seinen vielen Trainer-Stationen immer wieder mit Leidenschaft ausgefüllt. So scharf wie jetzt hat sich das Trainer-Urgestein aber selten geäußert.

Fehlende Kompetenz in Schlüsselpositionen, die Probleme an der Basis und die falsche Richtung in der Entwicklung des Sports: Geht es nach Lienen, ist die Mängel-Liste im Fußball nahezu endlos.

Die seiner Meinung nach wichtigsten Punkte sezierte Lienen, der sich zuletzt nach mehreren Jahren in verschiedenen Funktionen beim FC St. Pauli verabschiedet hatte, am Montag (25. Juli 2022) in einem Gespräch mit Sportradio Deutschland.

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Ewald Lienen beklagt fehlende Kompetenz im Fußball

Dass die Amtszeiten von Trainern selten über mehrere Jahre andauern, gehörte schon zu seinen aktiven Zeiten als Coach in Deutschland, Griechenland oder Spanien dazu. Ein Faktor für die ausbleibende Kontinuität: Für Lienen in Teilen auch fehlende Kompetenz.

„Leider Gottes ist es im Fußball so, dass zu viele Leute mitreden, die von der Materie zu wenig verstehen. Das hat der Fußball exklusiv“, beklagte der frühere Aufstiegs-Coach des 1. FC Köln: „Jeder bringt seine eigene Philosophie mit, es gibt keine Kontinuität.“

Ewald Lienen kritisiert finanzielle Entwicklung im Fußball

Auch die immer größeren Geldströme im Fußball haben Nachteile mit sich gebracht, ist sich Lienen sicher: „Was sich zum Schlechten verändert hat, ist diese Fokussierung auf mehr, immer mehr, immer höher, immer weiter, immer mehr Geld.“ Ausgetragen werde dieses Wettrennen auf dem Rücken der knapp 25.000 Amateurvereine in Deutschland, deren Bedeutung in der Gesellschaft durch sinkendes Interesse fortlaufend schwinde. 

Was im vergangenen Jahr schließlich auch in den Plänen zur Super League gegipfelt hatte, sei die „Konzentration der Macht“, die auch im Fußball von Jahr zu Jahr zunehme, ist sich Lienen sicher: „Das stört mich am allermeisten“. Dass in Deutschland auch eine Aufweichung der 50+1-Regel diskutiert werde, um mit der internationalen Konkurrenz Schritt halten zu können, werde sich auf kurz oder lang zum folgenschweren Irrtum entwickeln.

„Wir sind in der täglichen Castingshow. Hauptsache, es geht einigen wenigen gut und alle anderen müssen schauen, wie sie überleben. Das ist zum Kotzen“, polterte Lienen, der eindringlich warnte: „Wir spielen nur den Großen in die Karten.“ (bc)