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Bundesliga-GipfelSky-Experte Hamann: Dieses Nagelsmann-Problem kann Tuchel sofort lösen

Sky-Experte Dietmar Hamann blickt im Gespräch mit EXPRESS.de auf den Bundesliga-Gipfel zwischen FC Bayern und Borussia Dortmund, den Trainerwechsel an der Säbener Straße und das Meister-Rennen in der Liga.

von Béla Csányi (bc)

Fußball-Deutschland fiebert einem Bundesliga-Feiertag entgegen! Der Gipfel zwischen Bayern München und Borussia Dortmund ist im heißen Titel-Rennen so brisant wie seit Jahren nicht mehr. Dass ausgerechnet Ex-BVB-Coach Thomas Tuchel (49) beim FC Bayern am Samstag (1. April 2023, 18.30 Uhr/Sky) seine Premiere feiert, rundet die Konstellation ab. 

Ganz genau wird im Top-Spiel auch Sky-Experte Dietmar Hamann (49) hinschauen, der die Münchner nach dem Aus von Julian Nagelsmann (35) im Meisterschafts-Rennen besser aufgestellt sieht, den BVB aber so stark sieht wie seit Jahren nicht. EXPRESS.de traf den Ex-Nationalspieler vor dem Klassiker zum Interview.

Sky-Experte Hamann: Bayern unter Tuchel wieder stärker

Dietmar Hamann, Thomas Tuchel leitet an der Säbener Straße vor dem Wochenende nur wenige Trainingseinheiten, viele Nationalspieler stießen erst nach und nach zur Mannschaft. Wie viel Handschrift kann man dann schon am Samstag gegen Dortmund erwarten? Dietmar Hamann: Man sieht immer wieder, dass Trainerwechsel gerade kurzfristig Veränderungen und Impulse bringen. Ich glaube schon, dass für Dortmund der Trainerwechsel zu einer unguten Zeit passiert ist. Das Wichtigste für einen Trainer sind Glaubwürdigkeit und Respekt, das hat unter Julian Nagelsmann schon etwas gelitten. Deshalb glaube ich auch, dass wir, obwohl Tuchel erst eine Woche da ist und nur eine oder zwei Einheiten mit der ganzen Mannschaft absolvieren kann, eine andere Bayern-Mannschaft sehen.

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Ist der Trainerwechsel für den BVB ein Nachteil, weil Dortmund sich weniger auf die Ideen des Gegners vorbereiten kann? Hamann: Ich glaube, das spielt da keine Rolle. Man weiß, was Tuchel für Ideen und Vorstellungen hat, er war ja vor nicht allzu langer Zeit auch in Dortmund. Auf der anderen Seite haben die Dortmunder das Glück, dass Karim Adeyemi noch eine Woche hatte und vielleicht fit ist. Dazu Brandt und vielleicht sogar Moukoko: sie haben möglicherweise alle wieder an Bord.

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Die größten Duelle zwischen Bayern und Dortmund

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Thomas Tuchel kann in der entscheidenden Saisonphase viel gewinnen, aber auch alle drei möglichen Titel verlieren. Inwieweit beschäftigt ihn dieses mögliche Negativ-Szenario? Hamann: Ich glaube nicht, dass das in seinen Überlegungen eine Rolle spielt. Er hat bei seiner Antritts-Pressekonferenz gesagt, dass es eine Ehre ist, angefragt zu werden und den Vertrag zu unterschreiben. Er hat bei Chelsea hervorragende Arbeit geleistet, Paris hatte das beste Jahr mit ihm, wo sie die Bayern im Finale der Champions League sogar hätten schlagen müssen und unglücklich verloren haben. Deshalb bin ich überzeugt, dass es funktionieren wird.

Hat der FC Bayern in dieser Saison im Gegenzug denn Aussichten, mit dem Triple den ganz großen Wurf zu landen? Hamann: Natürlich. Julian Nagelsmann hat zu oft Angriffsfläche geboten und dann geht jedes Mal etwas an Glaubwürdigkeit und Respekt verloren. Da muss man einfach sagen, dass er sich zu viele Sachen erlaubt hat, die er nicht hätte machen sollen. Jetzt gibt es einen Trainer, dem die Jungs von Tag eins zuhören werden und der die Akzeptanz der Spieler hat, weil er schon gezeigt hat, dass er große Titel gewinnen kann. Wenn die Bayern nichts gewinnen, wäre es die größere Überraschung als wenn sie alles gewinnen.

Dietmar Hamann: Nagelsmann-Bayern fehlte die Konstanz

Beim Aus von Julian Nagelsmann fiel in den vergangenen Tagen immer wieder auch das Stichwort, dass es mit der Mannschaft nicht mehr gepasst habe. Wie sieht sowas aus Ihrer Erfahrung als Spieler dann konkret aus? Hamann: Nehmen wir das Spiel in Leverkusen als Beispiel: Da entscheiden drei, vier Prozent. Und wenn da nicht elf Spieler auf dem Platz stehen oder 20 im Kader, die zu 100 Prozent in eine Richtung marschieren, dann wird es schwer. Dann hast du immer mal wieder Spiele, die du gewinnst, weil die Spieler zu gut sind. Aber wenn es hart auf hart kommt, wirst du öfter mal Spiele verlieren. Die Kunst ist, alle hinter dich zu kriegen, aber das hat er in 20 Monaten nicht geschafft. Das macht sich dadurch bemerkbar, dass du nicht konstant bist. Dass du zwar immer wieder Ausschläge nach oben hast, aber dass du so vor dich hin spielst.

Ist Nagelsmann auch daran gescheitert, dass er Spitzenspieler wie Serge Gnabry und Leroy Sané zu selten zu Topform verholfen hat? Hamann: Das sind zwei Spieler, die den Unterschied machen. Du brauchst jeden Spieler und kannst es dir nicht erlauben, dass zwei oder drei, aus welchen Gründen auch immer, über mehrere Wochen und Monate ihre Leistungen nicht bringen. Nehmen Sie hier an der EXPRESS.de-Umfrage teil:

Leroy Sané steht schon länger in der Kritik. Tut ihm ein Spieler-Flüsterer wie Tuchel gut, der in der Bundesliga auch schon für schwierige Charaktere wie Ousmane Dembélé in Dortmund zur Vertrauensperson wurde? Hamann: Es wird mit Sicherheit nicht schaden, wenn die Spieler auch mal härter angefasst werden. Da ist jeder anders: Einige brauchen Streicheleinheiten, andere brauchen einen Tritt in den Hintern. Dafür ist der Trainer da. Du musst die Spieler kennen, wer was abkann, wer welche Behandlung braucht. Die Trainer werden in München nicht gerade schlecht bezahlt, müssen dafür aber auch die Spieler besser machen. Deswegen haben sie einen Mann, der in der Vergangenheit in Paris schon die ganzen Jungs trainiert und unter einen Hut gebracht hat. Das ist vielleicht noch mal eine Stufe schwerer als in München.

Um noch mal auf den Samstag zurückzukommen: Die BVB-Bilanz in München ist verheerend, in den jüngsten acht Spielen gab es null Punkte bei 6:33 Toren. Spukt das bei den Dortmundern in den Köpfen?Hamann: Das hast du als Spieler natürlich schon im Sinn. Es sind ein paar dabei, die alle oder die meisten dieser Spiele mitgemacht haben. Du weißt, dass du da seit neun Jahren nicht mehr gewonnen, zum Teil ordentlich auf die Mütze bekommen hast. Psychologisch wird es eine Rolle spielen, auf der anderen Seite sind sie selten so kurz vor Ende der Saison nach München gefahren und hatten noch Chancen, deutscher Meister zu werden. Das kann natürlich Kräfte freisetzen. Außerdem haben sie jetzt zehn Punkte gutgemacht nach der Weltmeisterschaft, das Momentum liegt bei den Dortmundern. Wenn sie jetzt nicht daran glauben, dass sie dorthin fahren, um zu gewinnen oder zumindest nicht zu verlieren – wann dann?

Dietmar Hamann sieht BVB bis zuletzt mit Titel-Chancen

Wie ist Ihr Tipp für Samstag? Hamann: Für Dortmund wird es schwer. Für die Liga würde ich mir wünschen, dass sie nicht verlieren und es spannend bleibt. Ich glaube, dass die Liga, selbst wenn Dortmund gewinnt, spannender bleiben wird, als wenn die Bayern gewinnen, trotz der dann nur zwei Punkte Vorsprung. Aber wenn sie vorbeiziehen, wird es schwer, sie einzuholen. Und ich glaube auch, dass es die Bayern am Samstag machen.

Sky-Experte Dietmar Hamann bei der Bundesliga-Berichterstattung des Pay-TV-Senders.

Sky-Experte Dietmar Hamann, hier am 9. April 2022 bei der Bundesliga-Berichterstattung des Senders, glaubt an einen engen Gipfel zwischen Bayern München und Borussia Dortmund.

Kippt das Momentum dann schon wieder zugunsten der Bayern? Hamann: Ich glaube nicht, dass dann alles verloren ist. Terzic wird seiner Mannschaft sagen können: Wir haben schon mal neun Punkte aufgeholt, dann können wir auch zwei wieder aufholen. Aber natürlich wird es einen großen Einfluss haben, auf welche Art und Weise der BVB in München spielt. Wenn sie unter die Räder kommen, was immer passieren kann, wäre das nicht gut.

Sie selbst sind am Samstag bis kurz vor Anpfiff bei Sky als Experte im Einsatz. Wie verfolgen Sie das Spiel im Anschluss? Hamann: Die erste Halbzeit schaue ich mir auf jeden Fall im Studio an. Ich habe einen Heimweg von rund 20 Minuten, mit dem Pausenpfiff geht es ab nach Hause. Oder ich schaue auch die zweite Halbzeit sogar noch bei Sky. Verpassen werde ich nichts! Alleine die Konstellation mit Tuchel: Man könnte kein besseres Drehbuch schreiben. Da wird ganz Deutschland zuschauen.

So spannend wie jetzt war die Konstellation für die Liga seit Jahren nicht mehr … Hamann: Deswegen bin ich überzeugt, dass wir ein gutes und auch ein enges Spiel sehen werden. Da wird die ganze Welt zuschauen. Wir hatten in der Vergangenheit Saisoneröffnungsspiele, die 6:0 oder 8:0 ausgegangen sind, das hat dem internationalen Ansehen der Bundesliga nicht wirklich geholfen. Am Samstag haben wir die Möglichkeit, die beiden besten Mannschaften zu sehen und die Liga zu präsentieren, weil wir ein deutlich besseres Produkt haben, als viele denken.